Das ZEW Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und das AIT Austrian Institute of Technology stellten fest, dass in Krisen viele Unternehmen weniger in FuE investierten. Die Förderbank KfW warnte, dass "die Auswirkungen der Corona-Krise ähnlich stark ausfallen" könnten wie die der Finanzkrise 2009. Damals seien die Investitionen im Mittelstand zum Vorjahr um 16,1 Prozent gesunken. Kaum überraschend daher der Befund der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI): Im Ende Februar vorgelegten Gutachten verwies sie darauf, dass für den Großteil der Unternehmen die Corona-Krise negative Auswirkungen auf die Innovationsaktivität habe. Ähnlich der Industrieverband BDI, der im Sommer 2020 warnte, dass 38 Prozent der Unternehmen FuE-Ausgaben reduziert oder gestoppt hätten.
Bedenklich für Experten: Vor allem kleine und mittlere Firmen sparten hier. Ein Trend, der sich allerdings schon vor der Corona-Krise abzeichnete. Bereits im Rekordjahr 2019 hatten kleine und mittlere Firmen laut ZEW die Innovationsausgaben kaum gesteigert (plus 0,4 Prozent) - im Gegensatz zu Konzernen mit einem Plus von 2,4 Prozent. 2021 wollten kleine und mittlere Firmen demnach erneut fünf Prozent sparen - große dagegen zwei Prozent draufsatteln.
Die Kluft zwischen Großen und Kleinen wird also größer. Und das, obwohl kleine und mittlere Unternehmen als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft gelten. Geringere Finanzmittel werden als der häufigste Grund für gebremste Aktivitäten genannt. Zwar steht Innovation hoch im Kurs - Milliarden fließen etwa in Künstliche Intelligenz, den Digitalpakt oder Steuererleichterungen. Forschende Mittelständler müssen sich aber mit einem Bruchteil davon begnügen. Dabei können Digitalisierung oder klimaneutrale Produktion aus Sicht der AiF schneller und einfacher in einem Verbund vorangetrieben und über Forschungsallianzen neue Technologien zügiger marktreif werden.
Auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nennt die Industrielle Gemeinschaftsforschung ein Kernelement der Mittelstandspolitik. Und die AiF verbucht steigenden Bedarf an IGF-Mitteln. Die Zahl der IGF-Projektanträge habe 2020 im Vergleich zu 2019 um rund 25 Prozent zugenommen. Lange aber stagnierten die Fördermittel für die Gemeinschaftsforschung bei 169 Millionen Euro. 2021 ist das IGF-Budget nun erstmals auf 200 Millionen Euro angehoben worden. Hinzu kämen 2,3 Millionen für die Forschungsallianz Energiewende.
Dennoch können laut AiF viele Vorhaben, die als "sehr gut" eingestuft worden seien, aufgrund des begrenzten Budgets nicht realisiert werden. "Wünschenswert wäre eine stabile und kontinuierlich wachsende finanzielle Stärkung der IGF", fordert Bauer. Analog zum "Pakt für Forschung und Innovation" sollten Fördermittel dauerhaft dynamisiert werden. Das sichere wiederum Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit, Jobs und Steueraufkommen - um am Ende die "Corona-Schulden" abzubauen.
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