Im Frühjahr und Sommer fällt Blutregen vom Himmel. Wir erklären, was es mit diesem gar nicht so seltenen Wetterphänomen auf sich hat, was Staub aus der Wüste damit zu tun hat und wie sich Saharastaub auf die Leistung von Photovoltaik-Anlagen auswirkt.
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Am Mittwoch (1. Mai) war der rötliche Staub durch Schauer und Gewitter im Schwarzwald niedergegangen. Ab Donnerstag (2. Mai) rechnet der DWD mit Saharastaub-Ablagerungen in ganz Baden-Württemberg. Doch mit landesweiten Regen ist nicht zu rechnen. Denn der Saharastaub verhindert, dass sich die Luft effektiv erwärmt und Gewitter ausgelöst würden. Die diesige Atmosphäre wird im Südwesten wohl noch einige Tage anhalten.
Der Deutsche Wetterdienst warnt indes auch vor teils schweren Gewittern mit heftigem Starkregen am Donnerstagnachmittag und -abend. "In der Fläche gesehen ist ein Schwerpunkt östliches Baden-Württemberg und westliches Bayern", sagen die Meteorologen voraus.
Punktuell seien Regenmengen von 30 bis 75 Litern pro Quadratmeter innerhalb von zwei bis sechs Stunden möglich. Vereinzelt könne es Sturmböen geben mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 85 Kilometern pro Stunde. Auch "kleinkörniger Hagel" sei möglich.
„Der Staub kommt aus dem Süden über die Alpen zu uns“, sagt DWD-Meteorologe Andreas Walter. Der Grund dafür sei ein Tiefdrucksystem, das den Saharastaub und warme Luft an seiner Vorderseite transportiert. Die Vorhersage zeige, dass in Italien und Teilen der Schweiz Staub aus der Wüste in der Luft liegt. Ab Donnerstag ist in Europa vor allem Griechenland von dem Phänomen betroffen.
Wenn der Saharastaub mit Regen auf den Boden prasselt, spricht man von Blutregen. Die rötliche Färbung stammt von dem Wüstensand und Staub meist aus der Sahara, der vom Wind in großen Höhen über das Mittelmeer nach Europa gebracht wird.
Die Färbung des Regens variiert je nach Farbe des Saharasands von dunkel- und hellgrau über leicht gelblich bis stark rötlich. Tatsächlich handelt es sich eher um Schmutzregen.
„Der Sand hat verschiedene Farben und schlägt sich zum Beispiel auf Autos als rot-bräunliche Schicht nieder“, erläutert der Meteorologe Andreas Friedrich. Deshalb habe sich im Volksmund der Begriff Blutregen entwickelt. Im Frühjahr sind es auch manchmal Pollen in der Luft, die den Regen gelb oder rötlich färben. Blutregen wurde früher als Vorzeichen drohenden Unheils gedeutet.
Laut DWD entsteht die manchmal zu beobachtende Rotfärbung in Wasserpfützen durch Algen – sogenannte Dinoflaggelaten –, die sich unter bestimmten Bedingungen in Massen vermehren.
Durch Saharastaub verfärbter Regen ist seit Jahrtausenden bekannt. Schon in der Antike und im Mittelalter wurde der Blutregen als himmlisches Wunderzeichen gedeutet, das von göttlichem Zorn, bevorstehendem Unheil wie Krieg, Seuchen, Hungersnöten oder Unwettern kündet.
Mittelalterliche Chronisten berichten von diesem mysteriösen Phänomen, so etwa Gregor von Tours im Jahr 541 n. Chr. über Blutregen in Gallien (Frankreich). 864 und 1008 soll es tagelang Blut geregnet haben. 1141 wurde roter Regen für Oberitalien, 1165 für England und 1349 für Süddeutschland und Österreich in den Chroniken verzeichnet.
Der Saharastaub stammt – wie der Name schon sagt – aus der aus der nordafrikanischen Sahara. Der Wind wirbelt Mineralstaub-Partikel auf, die große Distanzen mit Regentropfen vermischt in der Erdatmosphäre zurücklegen können. Der Staub wird bei Regen aus den Wolken gespült und legt sich auf Autos, Balkone, Gartenmöbel und Photovoltaik (PV)-Anlagen.
Generell geht vom Saharastaub keine große gesundheitliche Gefahr aus. Jedoch steigt die Feinstaubbelastung, die sich bei Atemwegserkrankten bemerkbar machen kann. Diese Konzentration in der Luft fällt regional unterschiedlich aus. Zum Sonnenaufgang und -untergang können kräftige rötlich-braune Farben am Himmel erscheinen.
Rund 500 Millionen Tonnen Staub werden jedes Jahr in der Sahara produziert. Durch den Anteil an Nährstoffen wie Calcium und Magnesium spielt der Saharastaub eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Wälder. So erreichen jährlich 40 Millionen Tonnen Staub die Regenwälder des Amazonas. Aber auch in Deutschland und auf der Iberischen Halbinsel liefert der Saharastaub einen wichtigen Beitrag zur atmosphärischen Düngung.
Saharastaub in der mitteleuropäischen Luft ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) kein so seltenes Phänomen. Dabei werden Teilchen in der größten Trockenwüste der Welt in Nordafrika aufgewirbelt und vom Wind Tausende Kilometer nach Norden getragen – vor allem im Frühjahr und im Herbst.
Solche Staubpartikel kommen demnach im Jahr etwa fünf- bis 15-mal nach Europa, aber nur selten in Konzentrationen wie zuletzt Ende März zum Osterwochenende 2024.
Der trübe Himmel hat auch Auswirkungen auf die Leistung von PV-Anlagen. Umso verschmutzter die Module sind, umso stärker ist der Ertragsverlust. Würde es eine Woche lang durch Saharastaub so trüb bleiben, könnte laut Experten bei Photovoltaik-Anlagen der Ertragsverlust ein Drittel bis die Hälfte im Vergleich zu sonnigen Tagen umfassen. Bei bis zu 25 Grad erbringen PV-Anlagen die beste Leistung. Große Hitze führt eher zu einer Ertragsminderung aufgrund eines abnehmenden Wirkungsgrads der Module.
Wer seine PV-Module auf dem Dach selbst reinigen möchte, kann das mit einem Gartenschlauch versuchen. Man kann aber auch ganz einfach auf den nächsten kräftigen Regen warten, der die Staubpartikel abspült.
Im rötlich gefärbten Wüstensand finden sich neben Quarzkörnern auch „winzige Körner des Minerals Hämatit“, erklärt Harald Strauß vom Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Münster. Bei Hämatit handelt es sich um ein Eisenoxid, das in Gesteinsarten vorkommt und magnetisch reagiert. „Die Sahara ist vor allem eine Stein-, Fels- oder Geröllwüste“, ergänzt Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).
Nach Angaben des Lexikons der Geowissenschaften gibt es eine ganze Reihe von Gesteinen mit magnetischen Eigenschaften. Wenn beispielsweise das Magnetit-Gestein durch Verwitterung zu Staub wird, bleiben die einzelnen Staubkörner magnetisch. Der Sand wird dann vom Magneten angezogen.
Magnetit kommt praktisch auf der gesamten Erde vor, auch in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz. Große Vorkommen gibt es laut Mineralienatlas auch in Marokko am Nordrand der Sahara, wo Magnetit vor allem im Hohen Atlasgebirge gefunden wird (mit dpa-Agenturmaterial).