Rund 70 Prozent der ukrainischen Stromversorgung sind durch Russlands Angriffskrieg zerstört. Wie kann das Land sich künftig versorgen?
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Gemeinsam mit Forschenden der ETH Zürich, der TU München und der Iwano-Frankiwsk Nationalen Technischen Universität für Öl und Gas (IFNTUOG) in der Ukraine hat sie eine Studie zum Stromnetz des von Russland angegriffenen Landes vorgelegt. Demnach könnte die Ukraine mit erneuerbaren Energien auf eine installierte Leistung von 219 Gigawatt kommen, was die bisherige Erzeugungskapazität von 59 Gigawatt deutlich übersteigt.
Laut der Studie sind bei russischen Angriffen auf die Infrastruktur des Landes mehr als 70 Prozent der Stromerzeugungskapazitäten zerstört worden. Russland habe gezielt das Stromsystem attackiert, hieß es weiter. Besonders betroffen sei der östliche Teil des Landes, da sich hier die größten Stromerzeugungsanlagen befinden.
Der Zerstörungsgrad habe die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht überrascht, sagte Arlt. "Es gibt immer mehr Kraftwerke, die gar nicht mehr repariert werden können. Das ist insbesondere bei den thermischen Kraftwerken der Fall."
Der Studie zufolge sollte die Ukraine beim Wiederaufbau daher auf erneuerbare Energien setzen, wie Arlt, Juniorprofessorin für Wirtschaftsinformatik und vernetzte Energiespeicher, sagte "Das eine ist, dass es schnell passieren muss – dass es aber auch sicher und robust ist und dass die Abhängigkeit von Energieimporten für die Ukraine sinkt." Außerdem solle sich die Klimabilanz verbessern. "Und das muss kombiniert werden mit den Bedürfnissen der internationalen Finanzierungspartner."
Arlt sieht die Studie als Beitrag zu den Planungen des Wiederaufbaus der Ukraine. Eine Kostenschätzung sei bewusst nicht gemacht worden. "Die Studie ist als Diskussionsbeitrag zu verstehen: In welche Richtung könnte die künftige Energieversorgung gehen und welche Vorteile sehen wir?" Sie diene aber als Informationsgrundlage für Investitionsentscheidungen, etwa für die EU-Kommission und andere Akteure.
Wie hoch die Akzeptanz der Ukrainerinnen und Ukrainer für erneuerbare Energien ist, lässt sich Arlt zufolge nicht klar sagen. "Aber es ist sicherlich ein Aspekt, dass die Ukraine große natürliche Ressourcen hat und eine große Fläche, auch Zugang zum Meer, wenn man in Richtung Offshore denkt." Es gebe bereits jetzt einige Anlagen, etwa Photovoltaik auf Hausdächern. Sie könnten schon jetzt beispielsweise Schulen mit Energie versorgen, wenn die zentrale Stromversorgung ausfällt. "Hier zeigen die erneuerbaren Energien auch schon ihre Vorteile."