Fördergeld für Dermbacher Projekte Musterbeispiel für nachhaltige Lichtnutzung

Beate Funk

Eine umweltfreundliche Sportplatzbeleuchtung in Diedorf, die Gestaltung eines Parks, ein stufenfreier Aufgang zur Propstei Zella und eine sternenparkkonforme Beleuchtung des Objektes. Für all diese Projekte erhält die Gemeinde Dermbach Fördergeld.

 
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Soll ein Vorzeigeprojekt werden: Der Sportplatz im Ortsteil Diedorf. Foto: Heiko Matz

Dermbach - Die Dermbacher Gemeinderäte haben in ihrer jüngsten Sitzung außerplanmäßige Ausgaben in Höhe von insgesamt rund 120 000 Euro beschlossen. Dieses Geld wird für die Umsetzung von vier Projekten benötigt, für die beim Thüringer Umweltministerium über das Biosphärenreservat Rhön (BR) Fördergeld beantragt und genehmigt worden war. Damit ist die Finanzierung zum Großteil aus dieser Quelle gesichert.

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Auf dem Sportplatz im Ortsteil Diedorf soll die Flutlichtanlage zu einer umweltfreundlicheren Spielfeldbeleuchtung umgerüstet werden: Neue, dimmbare LED-Fluter mit einer Maximalleistung von 9600 Watt werden horizontal montiert, damit sie nur nach unten auf den Platz strahlen. Die Kosten für die neue Beleuchtung, die vor allem auch die Lichtverschmutzung im Sternenpark Rhön reduzieren soll und deutlich weniger Strom verbraucht als die alte, werden auf 27 500 Euro geschätzt. Inbegriffen sind Lieferung, Montage und Inbetriebnahme sowie die Demontage und Entsorgung der nicht mehr benötigten Teile. Eine außerplanmäßige Ausgabe in Höhe der Kostenschätzung wurde einstimmig beschlossen. Der Eigenanteil der Gemeinde liegt bei knapp 3400 Euro.

„Der Sportplatz in Diedorf kann im Thüringer Teil des Unesco-Biosphärenreservats Rhön als Musterbeispiel und Vorzeigeprojekt für eine nachhaltige Lichtnutzung eingesetzt werden“, heißt es im Beschlusstext. Da die Ausschreibung für das Vorhaben noch nicht abgeschlossen ist, wurde dem Bürgermeister, ebenfalls per einstimmigem Beschluss, eine Vollmacht erteilt, den Auftrag an die Firma mit dem wirtschaftlichsten Angebot zu vergeben.

Im Ortsteil Zella soll unter anderem ein neuer, barrierefreier Zugang zur Propstei und BR-Bildungsstätte geschaffen werden, über den auch Pilger ohne Stufen zur historischen Mariengrotte gelangen. Vorgesehen ist ein 50 Meter langer und 1,20 Meter breiter rollstuhlgeeigneter Pflasterweg, der zum Teil mit einem Absturzgeländer gesichert werden soll. Für dieses Projekt werden rund 18 500 Euro benötigt (1850 Euro Anteil der Gemeinde). Bevor diese außerplanmäßige Ausgabe – letztlich mehrheitlich, bei zwei Enthaltungen – beschlossen wurde, gab es eine teils lautstarke Diskussion.

Der Ortsteilbürgermeister von Neidhartshausen, Gerhard Staudt (Fraktion Bürger fürs Feldatal/SPD), hielt eine regelrechte Wutrede. „Wenn ich sehe, wie die Fördermittel hier verteilt werden, die fließen immer in dieselbe Richtung. Entweder hören wir Point Alpha in Geisa oder wir hören Verwaltung des Biosphärenreservats, wo Fördermittel reingesteckt werden in Millionenhöhe – und die anderen Orte rundum, wenn man sich das anguckt, das versifft alles hier“, schimpfte er.

Das sah Markus Gerstung (CDU-Fraktion), Ortsteilbürgermeister von Brunnhartshausen, anders. „In die anderen Orte fließt auch Fördergeld“, sagte er und zählte als Beispiele Föhlritz, Diedorf und Urnshausen auf. Ein zur Förderung eingereichtes Projekt aus Neidhartshausen sei nicht genehmigt worden – „da wäre mir das Gießkannenprinzip lieber, dass jeder was kriegt, nicht nur immer ein und dieselben“, entgegnete Gerhard Staudt zornig. Wer überhaupt entschieden habe, wo das Geld, um das es hier gehe, hinfließe, wollte er wissen.

Insgesamt investiert das Thüringer Umweltministerium in diesem Jahr rund 600 000 Euro in Projekte zur nachhaltigen Entwicklung im Thüringer Teil des Biosphärenreservats Rhön. 49 Vorschläge waren im Frühjahr 2021 eingegangen, 26 davon hatte der Beirat des Vereins Rhönforum als regionales Entscheidungsgremium für die weitere Beantragung ausgewählt (wir berichteten mehrfach). Darunter sei auch das Projekt aus Neidhartshausen gewesen, sagte Markus Gerstung, der im Beirat des Rhönforums sitzt. „Ach so, und warum ist es nichts geworden?“, fragte Gerhard Staudt. Weil die Umsetzung mit Auflagen verbunden gewesen wäre, „die wir im Moment nicht erfüllen können“, erklärte Bürgermeister Thomas Hugk (CDU).

Was das für ein Projekt gewesen sei, fragte Ulrich Winius (Fraktion Die Linke/Bürger für die Region). Einwohner aus Neidhartshausen hatten die Idee, an einem Teich im Wald eine Sitzgruppe aufzustellen und Bildungsangebote für Kinder zu schaffen. Dort – mitten im FFH-Gebiet – befinde sich auch das Waldhäuschen, „wo der Forst seine Ausbildung macht – und dafür müssen sie Löschwasser vorhalten“, berichtete Thomas Hugk. Bei der Befragung der Träger öffentlicher Belange zu dem Vorhaben hätten sich dann Kriterien ergeben, die nicht erfüllt werden könnten. Eine Auflage vom Landschaftspflegeverband wäre beispielsweise gewesen, dass das Gewässer nicht mehr als Feuerlöschteich genutzt werden könnte – „und das geht nicht“, sagte der Bürgermeister. „Deswegen ist der Antrag zurückgezogen.“

Mit diesem Schicksal seien die Neidhartshäuser nicht allein: „Wir haben viele gute Ideen gehabt, aber leider ist manchmal die Sache im Detail stecken geblieben, dass manches nicht so umsetzbar war, wie wir uns das gedacht haben“, sagte Thomas Hugk. Hinzu komme, dass vom Förderaufruf bis zur Einreichungsfrist Zeitdruck geherrscht habe.

Genehmigt wurde das Vorhaben aus dem Ortsteil Zella, den Park am Ortseingang neu zu gestalten: Dazu gehört das Pflanzen einer Kirmeslinde und ein barrierefreier Zugang zur Streuobstwiese. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 9800 Euro, der Eigenanteil der Gemeinde beträgt 1600 Euro. „Was soll da genau gemacht werden, außer der Linde, für das Geld?“, fragte Michael Kümpel (CDU-Fraktion) nach. Zur Neugestaltung des Parks mit diversen Pflanzen gehöre unter anderem die Anschaffung von Bänken, erklärte der Bürgermeister. „Für einen einzelnen Baum“, befand Dermbachs Ortsteilbürgermeister Hartmut Hepp (CDU-Fraktion), wäre die außerplanmäßige Ausgabe in Höhe von 9800 Euro, die letztlich bei drei Enthaltungen beschlossen wurde, „auch ein bisschen sehr heftig“.

Die höchste außerplanmäßige Ausgabe – 63 600 Euro – wurde an diesem Abend, mehrheitlich bei einer Enthaltung, für eine sternenparkkonforme Beleuchtung der Propstei Zella beschlossen. Ziel ist, das in der Region einmalige und weithin sichtbare Gebäude sternenparkkonform in Erscheinung treten zu lassen. Für dieses Projekt habe die Gemeinde keine Ausgaben, sagte Thomas Hugk. Der Eigenanteil in Höhe von knapp 6400 Euro wird mit Spendengeld finanziert, das der Förderverein Propstei Zella zur Verfügung stellt.