Textilfabriken leiten Chemikalien ins Wasser
Zurück zum Citarum. Der 290 Kilometer lange Strom fließt durch das Herz der Provinz West-Java, bevor er schließlich in die Javasee am Rande des Pazifischen Ozeans mündet. Fast 30 Millionen Menschen, darunter auch die Einwohner der zwei Autostunden entfernten Hauptstadt Jakarta, versorgt er mit Trinkwasser, Bodenbewässerung und Wasserkraft.
Die Probleme begannen, als sich die Region in den 1980er Jahren zu einem Industriezentrum entwickelte. An den Ufern des Citarum
entstanden unzählige Textilfabriken, die unbehandelte Abfallstoffe - darunter Schwermetalle, Farbstoffe und Mikroplastik – ins Wasser leiteten, wie Greenpeace vor einigen Jahren in einem Bericht eindrücklich beschrieb.
Kampagne "Duftender Citarum"
Die Rede war von rund 2.700 mittleren und großen Betrieben, die mit ihren Chemikalien zur Verschmutzung des Citarum beitrugen. Laut einer Untersuchung der indonesischen Regierung von 2018 gelangten täglich bis zu 340.000 Tonnen gefährliche Abfälle in den Fluss. Die Folge: Stellenweise ist das Wasser bis heute schwarz verfärbt, durchzogen von giftigem Schaum.
Durch das rasante Anwachsen der Stadtbevölkerung verschärfte sich das Problem, weil immer mehr Haushaltsabfälle und speziell Einwegplastik in den Fluss gelangten. Tonnenweise. Täglich. Um der Lage Herr zu werden, startete der damalige Präsident Joko Widodo eine ehrgeizige Reinigungskampagne mit dem klingenden Namen "Citarum Harum", auf Deutsch: "duftender Citarum". Ziel war es, das Wasser des Flusses innerhalb von sieben Jahren wieder trinkbar zu machen.
Illegale Abwasserentsorgung in der Nacht
Die sieben Jahre sind verstrichen. Hat die Kampagne Wirkung gezeigt? Ja und nein: Zwar hat sich die Wasserqualität dank neuer Kläranlagen allgemein verbessert, aber Umweltaktivisten warnen, dass viele Fabriken noch immer ihre toxischen Abwässer in den Fluss leiten - vor allem nachts, um nicht entdeckt zu werden. Auch gelangt laut einer Untersuchung von 2023 giftiges Sickerwasser aus verrottenden Abfällen von der größten Mülldeponie der Provinz in den Citarum.
Und dann ist da der Müll. Erst im vergangenen Jahr gingen Fotos und Videos des Citarum um die Welt, auf denen zu sehen ist, wie die Behörden mit kleinen Booten versuchen, einen gewaltigen Abfallteppich zu säubern. Es wirkt wie der Kampf von David gegen Goliath.
Die Behörden schätzten, dass sich die Abfallmassen über drei Kilometer erstreckten und rund 100 Tonnen wogen. Aber wie so oft gelingt unter großen Anstrengungen zwar eine Besserung - aber schon kurze Zeit später bahnen sich neue Müllmassen ihren Weg.
Ein Teufelskreis aus Plastik
Das hat auch damit zu tun, dass die Anwohner wegen des fehlenden Zugangs zu sauberem Trinkwasser auf den Kauf von Wasserflaschen angewiesen sind - von denen viele am Ende wiederum im Fluss enden. Ein Teufelskreis. "Die Situation ist weiterhin alarmierend", sagte Daru Setyorini, Umweltaktivistin der indonesischen Organisation Ecoton, der Deutschen Presse-Agentur.
Statt den Müll einfach nur aus dem Fluss zu fischen, sollte die Regierung verhindern, dass er überhaupt hineingelangt, betonte sie. "Der Citarum kann nicht allein durch Reinigungsmaßnahmen gerettet werden", ist die Aktivistin überzeugt. "Wenn wir nicht an der Quelle ansetzen – also Industrien regulieren, die Bevölkerung aufklären und auf eine nachhaltige Abfallwirtschaft umstellen – wird der Citarum weiter in Schwierigkeiten sein."