Flugzeugabsturz in Kulmbach Nach der Bergung noch viele Fragen offen

Erst am Freitagvormittag konnten die beiden Leichen aus dem total zerstörten Flugzeug geborgen werden. Jetzt beginnen die Untersuchungen der Unglücksursache Foto: Gabriele Fölsche

Erst am Freitagvormittag konnten Rettungskräfte am Kulmbacher Flugplatz die beiden am Vorabend tödlich verunglückten Insassen aus dem Wrack bergen. Die Ermittlungen stehen am Anfang.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - Noch laufen die Ermittlungen zur Unglücksursache. Fachleute müssen jetzt klären, wie es dazu kommen konnte, dass am Donnerstag kurz nach 18 Uhr ein Ultraleichtflugzeug mit zwei Männern an Bord kurz nach dem Start am Kulmbacher Flugplatz auf den letzten Metern der Startbahn aufschlug und zerschellte (wir berichteten). Die beiden  beim Absturz getöteten Insassen konnten erst am Freitagmorgen  aus dem Flugzeugwrack, einer zweisitzigen Ultraleicht-Maschine, geborgen werden.

Den Absturz selbst hat offenbar niemand beobachtet. Es muss, wie die Polizei berichtet, gegen 18.10 Uhr kurz nach dem Start passiert sein. Um 18.15 Uhr habe dann eine Zeugin das Unglück gemeldet, informierte am Freitagmorgen die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums, Anne Höfer. Die Frau war wohl mit ihrem Pferd unterwegs und hatte das Wrack auf dem Verkehrslandeplatz Kulmbach entdeckt.

„Sehr schnell waren Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks, des Rettungsdiensts und auch Polizeistreifen vor Ort“, sagte Anne Höfer. Sie bestätigte: „Nach ersten Erkenntnissen hat der Pilot mit einem weiteren Insassen an Bord einen Startversuch auf der Bahn getätigt und ist aus noch ungeklärter Ursache aus wahrscheinlich geringer Höhe abgestürzt. Dabei hat sich das Flugzeug auch einmal überschlagen und ist auf dem Dach liegengeblieben.“

Die Bergung der Verunglückten erwies sich als ausgesprochen schwierig, wie die Polizeisprecherin erklärte. Eine Notärztin habe sich mit Hilfe der Feuerwehr und des THW dem Wrack nähern können und   habe den Tod der beiden Insassen festgestellt. Doch die Bergung des Wracks und der beiden Personen sollte sich bis zum Freitagvormittag hinziehen. Bis in die Nacht arbeiteten die Rettungskräfte mit Hochdruck. Gegen Mitternacht mussten sie zunächst aufhören. Das zerstörte Flugzeug mit den beiden Toten an Bord wurde von der Polizei bewacht, bis die Bergung am Freitagfrüh weitergehen konnte. „Die Einsatzkräfte konnten nicht gefahrlos an das Wrack herankommen“, sagte Höfer. Die Treibladung des Rettungsfallschirms hätte explodieren können. Das habe die Bergungsarbeiten erheblich behindert. Bis auf 150 Meter habe sich niemand dem Wrack nähern können, um die Rettungskräfte am Einsatzort nicht zu gefährden.

Bereits am Donnerstagabend seien Sachverständige der Bundesstelle für Luftunfalluntersuchungen in Kulmbach eingetroffen, ebenso wie zwei speziell für die Bearbeitung von Flugunfällen ausgebildete Polizisten. Am Freitagmorgen sei dann  auf Weisung der Staatsanwaltschaft Bayreuth noch ein Sachverständiger hinzugekommen. Die Explosionsgefahr konnten die Fachleute, wie Anne Höfer berichtet, am Freitagmorgen beseitigen.  Danach begann die Bergung. Ein Radlader des THW hob das Flugzeug an. Rettungskräfte holten die beiden Toten aus dem Wrack. Derweilen laufen die Untersuchungen zum Unglückshergang  mit Hochdruck. Doch für genaue Angaben sei es zu früh, informierte die Polizeisprecherin. Es gebe auch noch keine gesicherten Erkenntnisse, welchen Zweck und welches Ziel der Flug haben sollte.  Am Kulmbacher Flugplatz sprechen Piloten davon, es sei wohl ein Rundflug geplant gewesen.

Mehrere Feuerwehren, das THW, zahlreiche Rettungskräfte des BRK, mehrere Notärzte und auch zwei Rettungshubschrauber waren am Donnerstagabend im Einsatz, berichtete Yves Wächter, der Sprecher der Feuerwehren im Landkreis Kulmbach. Als die Dunkelheit hereinbrach, musste die Unglücksstelle beleuchtet werden. Nach einer kurzen Unterbrechung in der Nacht haben, wie Wächter sagte, die Einsatzkräfte um 7.45 Uhr am Freitag ihre Arbeit wieder aufgenommen, um bei allen Maßnahmen, die die Flugunfallsicherung vorgab, mit zu unterstützen. 

Dass es für die Retter gefährlich sein könnte, sei von Anfang an bekannt gewesen, sagte Wächter. Feuerwehrleute seien für diese Zwecke auf dem Kulmbacher Flugfeld unterrichtet worden. „So haben wir schnell gesehen, dass Treibladungen verbaut sind. Über die Leitstelle wurde die  Luftfahrtsicherheitsbehörde davon unterrichtet, die dann die Bergung einstellte.

Ein Techniker, der das Flugzeugmodell kennt, habe die Treibladung entschärft.   Sie wäre, hätte der Pilot dazu noch Gelegenheit gehabt, dafür gebraucht worden, die Insassen samt einem Rettungsschirm aus dem Flugzeug zu „schießen“.  Im Fall einer Explosion am Boden hätte das die Rettungskräfte gefährdet. Deswegen habe man sich entschlossen, sie vom unmittelbaren Unglücksort abzuziehen. „Das ist schwierig für Feuerwehrleute und den Rettungsdienst. Wir wollen helfen und müssen doch abwarten. Aber anders war es nicht möglich“, erklärte Yves Wächter. „Auch wir müssen auf unsere Leute aufpassen und die Eigensicherung beachten.“

Am Freitag betätigte die Polizei, dass es sich bei den Opfern um einen 52-Jährigen aus dem Kreis Kulmbach und um einen 51-Jährigen aus der Oberpfalz handelt.

Flieger spekulieren über starken Wind als Unfallursache

Der Kulmbacher Flugplatz ist wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht in vollem Betrieb. Der Tower, so berichten es Flieger, sei momentan nicht besetzt. „Fliegen ohne Flugleiter“ nennt man das von der zuständigen Regierung in Mittelfranken genehmigte Verfahren. Das bedeute aber nicht, dass jeder einfach starten kann, informiert ein Pilot. Jeder, der von Kulmbach aus abfliegen will, brauche eine Person am Boden, die in die Rettungssysteme eingewiesen ist und den Startvorgang beobachten muss, bis der Flieger weg ist.  Auch wenn am Donnerstag, dem Tag des Unglücks, die Sonne schien, bedeute das nicht, dass gleichzeitig auch gutes Flugwetter geherrscht habe, heißt es in Fliegerkreisen. Nordwind habe geweht, sogenannte „Crosswinde“ seien aufgetreten. Bis zu 20 Knoten Wind seien gemessen worden. „Da musste man am Donnerstag schon richtig fliegen“, sagt ein Pilot.  

Natürlich wird unter Fachleuten spekuliert, was zu dem schrecklichen Unglück geführt haben könnte. Die Winde, die am Unglückstag herrschten, werden als erstes genannt. Luftströmungen, die Piloten „Walze“ nennen, könnten den Absturz verursacht haben, wie es heißt.  „Wenn man die nicht beherrscht, wenn man nicht schnell oder nicht hoch genug ist, dann dreht der Wind dich um“, beschreibt ein Flieger die gefährliche Situation. Das passe auf das Unglück, denn die Ultraleichtmaschine mit den beiden Männern an Bord sei noch in der Startphase gewesen, als sie abgestürzt ist.

Autor

Bilder