Fischbach Pfarrer Manfred Greinke zieht weiter

Rudi Hein

Das geistliche Oberhaupt der Kirchengemeinde Eyrichshof-Fischbach findet im Dekanat Passau eine neue Aufgabe. Der 64-Jährige nähert sich dort seinem Alterswohnsitz an.

 
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Fischbach - Torgau an der Elbe nennt sich "Stadt der Reformation". Ob dieser Titel mit dem beruflichen Werdegang des Pfarrers Manfred Greinke zu tun hat, ist nicht ganz klar, aber in eben dieser Stadt begann ein langer Weg mit vielen Umwegen, der schließlich zielsicher in den Eberner Ortsteil Fischbach führte.

Manfred Greinke wurde im Januar 1956 im Nordwesten des heutigen Freistaats Sachsen geboren. Zur Schule ging er in Dommitzsch, etwas nördlich von Torgau. Der Mitgliedschaft in der FDJ verweigerte er sich, worauf die damals rigide Bildungspolitik der DDR ihm auch den direkten Weg zu Studium und Abitur verstellte.

Nach der Schule durchlief er die zweijährige Ausbildung zum Elektriker und arbeitete danach in einem Energieversorgungsunternehmen. Den Dienst an der Waffe verweigerte er, deswegen wurde er Bausoldat.

Den Abzweig in Richtung seines heutigen Berufs bot das Studium der Kirchenmusik in Halle an der Saale, in dem er Klavier- und Orgelspiel, Posaune und Orchesterleitung, Gehör- und Stimmbildung vermittelt bekam. Neben den verschiedenen musikalischen Fächern durchlief er eine sehr gut fundierte liturgische Ausbildung, die richtungweisend war für die Gestaltung der Gottesdienste. Nach drei Jahren legte er die sogenannte B-Prüfung ab und erhielt als Domorganist am Dom in Halle seine erste Anstellung.

Die nächste Station war von 1984 bis 1985 Goldberg in Mecklenburg. Durch ein katechetisch-gemeindepädagogisches Fernstudium qualifizierte Greinke sich einen weiteren Schritt und trat eine Stelle als Kirchenmusiker in der kleinen Stadt Röbel an, direkt an Deutschlands größtem Binnensee, der Müritz, im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

Im Herbst 1989 erfolgte dann der Umzug nach Unterkatz in Thüringen, ein kleines Örtchen in der Nähe von Wasungen. Berufsbegleitend folgten dann die letzten beiden großen Schritte zum Pfarramt. In einem Aufbaustudium qualifizierte er sich zum Volltheologen und legte 1991 das erste Examen ab, sechs Jahre später folgte das zweite. Von Unterkatz aus wirkte er auch als Gehörlosenseelsorger, sein Einsatzgebiet war ganz Südthüringen.

Bis November 2014 blieb der nun voll bestallte Pfarrer in Diensten der Evangelisch-Lutherischen Kirche Mitteldeutschlands. Auf Grund des damals schon bestehenden Pfarrermangels in Bayern öffnete sich die bayerische Landeskirche für Bewerber von außerhalb des Bundeslandes, und Manfred Greinke freut sich noch heute, dass er "der Erste ist, dem es gelang als Leihpfarrer aus Thüringen nach Bayern zu kommen".

Nach etwas mehr als fünfeinhalb Jahren steht nun noch eine weitere Etappe des Berufswegs an. "Die Jahre in Fischbach waren die schönste Zeit meines beruflichen und sonstigen Daseins" konstatiert der scheidende Pfarrer rückblickend.

Seit 2005 ist er mit Maria Himmer, einer Ungarin, verheiratet, er selbst spricht fließend ungarisch. Um Ungarn etwa 290 Kilometer näher zu sein, verlegen die beiden nun ihren Lebensmittelpunkt in das niederbayerische Aicha vorm Wald, wo Manfred Greinke in Diensten des Dekanats Passau voraussichtlich für die nächsten zwei Jahre als "Springer" eingesetzt werden wird, "wo immer Not am Mann ist."

Am Samstag verabschiedete der Vorstand der Kirchengemeinde Eyrichshof-Fischbach gemeinsam mit Vertretern des Dekanats Rügheim Pfarrer Greinke offiziell in der Schlosskirche in Fischbach. Greinke verlässt den Raum Ebern nach fünfeinhalb Jahren mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Aber es war und bleibt ihm immer ein Anliegen, dort Dienst zu tun, wo er dringend gebraucht wird. Er habe nie Karrieregelüste verfolgt, so der scheidende Pfarrer, er wolle sich immer als Seelsorger für die Belange der Menschen einsetzen, Kontakt und Gespräche suchen - und das könne er besonders gut als "Springer".

Die Betreuung der etwa 850 Gläubigen in 15 Gemeinden teilen sich vorerst Pfarrer Bernd Grosser aus Ebern und Pfarrerin Sonja von Aschen aus Untermerzbach. Wie lange die Interimszeit bis zur Einführung eines neuen Seelsorgers dauern wird, weiß Gott allein.

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