Fil-Sommer-Cup Wie die Olsenbande

Zu Hause kann man die Sorgen auch mal vergessen: Dajana Eitberger. Foto: Gerhard König/Gerhard König

Dajana Eitberger kämpft erneut mit Corona. Das hält die Ilmenauerin aber nicht davon ab, bei ihrem Heimrennen anzutreten. Und zu gewinnen.

 
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Das hatte sie sich ganz anders vorgestellt, das war so nicht geplant. Vor ihrem Heimrennen, ausgerechnet, ereilte Rennrodlerin Dajana Eitberger eine neuerliche Corona-Infektion. Etwa zwei Wochen ist das nun her. So konnte auch erst im letzten Moment, nach Rücksprache mit dem Nationalmannschaftsarzt entschieden werden, dass sie an den Start gehen kann. Die Anstrengung, das Bangen der vergangenen Tage war ihr am Samstag noch anzusehen. Genau wie die Angst vor einem erneuten längeren sportlichen Ausfall. Da war der kleine Scherz, jetzt, im fortgeschrittenen Sportleralter den Berg vom Ziel bis hoch zum Start fast nicht mehr zu schaffen und diese Steigung gefühlt von Jahr zu Jahr immer steiler wird, fast schon so etwas wie Galgenhumor.

Nein, beim Fil-Cup auf der Ilmenauer Wolfram-Fiedler-Kunstbahn zu fehlen, das kommt für Dajana Eitberger nur im äußersten Notfall in Frage. „Hier bin ich groß geworden“, meinte sie mit beinahe beseeltem Blick auf die Anlage. Für den veranstaltenden RC Ilmenau startet sie nach wie vor, auch wenn sie seit geraumer Zeit mit der bayerischen Gruppe in Berchtesgaden trainiert. „Als ich den positiven Test bekam, habe ich mich erst mal hingesetzt und geheult.“ Da seien gleich wieder die Bilder hochgekommen von Anfang des Jahres, als sie ebenfalls mit Corona Weltcups auslassen musste und den endgültigen Kampf um die Olympia-Tickets gar nicht mehr aufnehmen konnte.

Immer wieder diese Geschichte

„Damals habe ich hochgerechnet, bis ich wieder richtig fit bin. Das war der September. Jetzt haben wir September und nun das. Das ist wohl ein Jahr für mich, in dem man mehr hinfällt als aufzustehen“, erklärte sie hinsichtlich der Rekonvaleszenz-Zeit für Spitzensportler nach einer Corona-Infektion und möglichen Long-Covid-Symptomen. Dennoch habe sie sich bewusst, auch mit hochdosierten Vitamin-C-Präparaten, dazu entschieden, hier in Ilmenau mitzufahren. Der Lohn: Platz eins vor Julia Taubitz und den beiden Österreicherinnen Hannah Prock und Madeleine Egle, die allesamt das olympische Rennen absolviert hatten.

Diese Geschichte musste Dajana Eitberger am Samstag immer und immer wieder erzählen. Geduldig warteten Lebensgefährte Chris und der kleine zuckersüße Levi auf die Mama, die schnaufend, aber wie immer lächelnd den Berg hinaufkam.

Dort oben standen schon ihre ehemaligen Trainingskollegen um Männer-Sieger Max Langenhan, der sich erst mal eine Bratwurst, mit Senf natürlich, genehmigte. Und währenddessen erzählte, dass er den Druck gar nicht so sehr spüre. Den Druck, nach dem Rücktritt von Olympiasieger Johannes Ludwig jetzt der erfahrenste der Thüringer Rennrodler zu sein. „Ich hab das ohnehin immer als blöd empfunden, wenn die Öffentlichkeit sich da immer einen rausgepickt hat. Natürlich bin ich schon mehr Weltcup-Rennen gefahren, aber der Nößli hat ja auch schon gezeigt, dass er dorthin gehört“, sagte Langenhan über seinen Kumpel David Nößler, der in Ilmenau Vierter wurde. Der einzige unter den ersten Sechs, der nicht aus der Oberhofer Trainingsgruppe kommt, war Armin Frauscher aus Österreich.

Auch Nößler selbst ist nicht bange davor, jetzt die erste Saison ohne den großen Johannes Ludwig in Angriff nehmen zu müssen. „Klar, der Johannes hat sich zusammen mit unserem Mechaniker Robert Eschrich auch materialtechnisch einen gewissen Stand erarbeitet. Aber davon können auch wir teilweise noch profitieren.“

Nur noch vier statt fünf Weltcup-Plätze

In die gleiche Kerbe schlug der drittplatzierte Sebastian Bley, relativierte im gleichen Atemzug aber auch den Irrglauben, dass die deutschen Männer nun eine Weltcup-Chance mehr hätten. „Die Fil (der Weltverband, Anm. d. Red.) hat unsere Startplätze von fünf auf vier reduziert.“ Mit dem Verlust von Ludwig, ergänzte Langenhan noch, gehe aber doch ein großes Stück Erfahrung verloren. „Da war halt immer jemand aus dem Team da, den man mal etwas fragen konnte.“

Total entspannt geht die Olympia-Siebente Julia Taubitz die neue Saison an. „Jetzt steht der letzte Monat an, bevor es wieder aufs Eis geht, ich freue mich drauf“, sagte sie.

Ilmenau-Seriensiegerin Dajana Eitberger konnte nach dem Rennen schon wieder ein kleines bisschen lachen. „Auch wenn der Druck und die Spannung bei diesem Wettkampf hier eher moderat sind, so war es für mich doch wichtig zu sehen, dass es nicht so verkehrt gewesen ist, was man in den vergangenen Monaten im Training gemacht hat.“ In der Heimat, zu Hause, mit all den Freunden und Familienmitgliedern konnte sie auch das vermaledeite Corona für ein paar kurze Augenblicke ausblenden. Immerhin hatte sich auch die Olsenbande, deren Filmmelodie die Band Sunshinebrass am Samstag an der Bahn immer wieder spielte, von derlei Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen lassen.

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