Eigentlich scheute sie öffentliche Auftritte. Sie wollte daher eine schlichte Hochzeit. Ein einfaches Kleid, nur ausgewählte Gäste, keine überbordende Zeremonie. Aber als Königin konnte Victoria sich das nicht aussuchen. Also Kopf nach unten, Augen gesenkt und ab durch die jubelnde Menschenmenge vor dem Kensington-Palast bis zu ihrer Kutsche. Es ist das Jahr 1840, London war seit Wochen im Ausnahmezustand. An diesem verregneten 10. Februar heiratete Victoria, Königin von Großbritannien und Irland, den Coburger Prinzen Albert, ihren Cousin. So beschreibt Julia Baird in ihrer Victoria-Biografie die Hochzeit, die die Dynastie Sachsen-Coburg und Gotha in England begründete - und den Grundstein legte für ein Europa umspannendes Familiennetzwerk. Das Interesse am sogenannten viktorianischen Zeitalter, das nach der Königin benannt ist, steige derzeit wieder, sagt Marco Karthe, Direktor für Kommunikation und Bildung auf Schloss Friedenstein in Gotha. "Das liegt an der Netflix-Serie über Victoria, die gerade in England sehr erfolgreich ist."