Der Mief der früheren Jahre ist verflogen. Architekt Florian Kirfel aus Bedheim und sein Team haben kreativ geplant und sehr gut gearbeitet. Insgesamt waren 15 Firmen unterschiedlicher Gewerke überwiegend aus der Region beteiligt. Sanierung und Einrichtung des Museums kosteten 920.000 Euro, wobei Fördertöpfe speziell für den ländlichen Raum genutzt werden konnten. Das einstige Gutshaus der Henriette von Wolzogen ist ein Schmuckstück geworden, ein kleines, modernes Museum in dem 270-Seelen-Dorf bei Meiningen. Die Präsidentin der Klassik-Stiftung Weimar, Ulrike Lorenz, übergab gestern gemeinsam mit Thüringens Kultur-Staatssekretärin Tina Beer den symbolischen Schlüssel an die Vorsitzende des Schiller-Vereins Bauerbach, Rosemarie Fickel, zugleich die Ortsteilbürgermeisterin von Bauerbach.

Eine besondere Beziehung

Das Museum gehört zur Klassik-Stiftung, ist das am weitesten von Weimar entfernte historische Dichter-Haus. Der Schiller-Verein betreibt seit 2013 das Museum, öffnet es für Besucher, organisert Veranstaltungen im Haus und dem weitläufigen Garten. Das Dorf pflegt seit über 150 Jahren eine besondere Beziehung zu Friedrich Schiller (1759-1805), entstand hier doch eines der frühesten Dichter-Museen in Deutschland.

Recherchen des Architekten ergaben, dass die historische Außenfassade einst verputzt, die umlaufenden Mauern 1880 komplett ausgewechselt wurden. Historisches Gebäude? Aura des Ortes? Wie bei manchen vermeintlich historischen Häusern von Dichtern und anderen Prominenten handelt es sich hier um die "gebaute Erinnerung an eine Erinnerung", wie das der Architekt treffend formulierte. Das Haus bewohnte Friedrich Schiller 1782/83 für acht Monate. Es war sein Eingangstor nach Thüringen.

Am 7. Dezember 1782 erreichte der junge Regimentsmedikus Friedrich Schiller nach seiner abenteuerlichen Flucht aus Stuttgart das Dorf Bauerbach. Unter dem Pseudonym Dr. Ritter bezog er im Gutshaus von Henriette von Wolzogen sein Quartier. Während des achtmonatigen Asyls vollzog Schiller die Wandlung zum freien Schriftsteller, vom Deserteur zum Dichter. In der Ideenschmiede Bauerbach vollendete er das Drama "Louise Millerin", später umbenannt in "Kabale und Liebe". Hier überarbeitete er den "Fiesko", schrieb am "Don Carlos" und entwarf "Maria Stuart".

Als Prolog im Museum sei ein 25-minütiges Hörstück mit Bildern empfohlen, das einen emotionalen Einstieg in Schillers Leben und Werk ermöglicht. Über die Bauerbacher Zeit Schillers erzählt die kleine, völlig überarbeite neue Dauerausstellung im Museum. Kurze Texte, Reproduktionen und drei herausgehobene Originale vermitteln einen guten Eindruck über den Dichter und die ab 1837 einsetzende Schiller-Verehrung im Dorf. Wer will, kann mit einem auszuleihenden Tablet, einem elektronischen Führer, durch das Haus flanieren. Die historische Einrichtung, vor allem die Möbel, wurden gründlich aufgearbeitet und stehen im Erd- und Obergeschoss wieder in den angestammten Räumen. Die Meininger Museen hatten einen Teil des Mobiliars während der Sanierung in Bauerbach in ihrer Dauerausstellung gezeigt.

Gäste Willkommen

Jetzt müssen nur noch die Gäste, Wanderer und Radfahrer, Touristen und Schillerfreunde, in das neue Museum kommen, wünscht sich Rosemarie Fickel. Andreas Seifert, Leiter des Baumbach-Hauses der Meininger Museen, will bereits kommende Woche mit Gästen vom Schiller-Verein aus Triest (Italien) ins Schiller-Museum nach Bauerbach wiederkommen. Die Weimarer Museumskollegen werden kräftig für ihr neues Schmuckstück jenseits der Klassikerstadt werben.

Rosemarie Fickel, die Seele des Schiller-Vereins, sprüht nur so vor Ideen, was man im Haus und Garten des Dichters so alles machen könnte. Kulturelle Bildungsprogramme für Kinder- und Jugendgruppen zum Beispiel. Schillers Freiheitsideal liegt ihr sehr am Herzen. Mit dem Meininger Staatstheater möchte sie sehr gern einen professionellen Film über das Schiller-Dorf Bauerbach drehen. Da gibt es ja noch einiges mehr: das historische Gasthaus "Zum Braunen Roß", die Schiller-Begegnungsstätte, die Naturbühne, auf der im Sommer auch Schillers Dramen aufgeführt werden, dieses Jahr wegen Corona kein Theater. Das Haus hinter dem Museumsgebäude müsste ebenfalls saniert werden. Darin könnten moderne Ferienwohnungen für Übernachtungsgäste entstehen, vielleicht auch Rückzugsorte für Schriftsteller, die hier eine Zeit lang arbeiten.

Das kleine, moderne Schiller-Museum in Bauerbach ist unbedingt einen Ausflug wert.

Schillerhaus Bauerbach - geöffnet bis 25. Oktober (danach Winterpause) Dienstag bis Sonntag 13-17 Uhr, Friedrich-Schiller-Straße 1, Bauerbach;

Weitere Infos im Internet unter: www.klassik-stiftung.de