Das Geheimnis hält die Stadt einfach umschlungen - noch. An der mysteriösen Dame, in der manche Prinzessin Marie Therese Charlotte, Tochter Ludwigs XVI., zu erkennen glauben, haben sich Generationen von Buchautoren abgearbeitet. Ihre wahre Identität kam trotzdem nicht ans Licht. Das soll sich nun ändern. Jedenfalls nach dem Willen des Bürgermeisters und einer Mehrheit des Stadtrats. "Wir bemühen uns, die letzten Zweifel auszuräumen", sagte Steffen Harzer gestern. Keine "Grabräuberei" sei die geplante Exhumierung, sondern ein wissenschaftliches Projekt, das das aus Perspektive der Befürworter gewünschte Ergebnis zeitigen werde: Sie ist's! Doch ob die Hildburghäuser selbst überhaupt so viel Klarheit wünschen, werden sie per Bürgerentscheid bestimmen. Mit dem Geheimnis hat die Stadt schließlich so schlecht nicht gelebt. Sie war nur nicht fähig, es auch zu Markte zu tragen.

Deswegen probt Dorothee Hollender seit Tagen im Stadttheater. Dem wissenschaftlichen Projekt will die Regisseurin und Schauspielerin, die bereits mit Erfolg für die Bauerbacher Schillerbühne gearbeitet hat, ein künstlerisches zur Seite stellen. Am 14. Oktober und damit etliche Wochen vor dem 175. Jahrestag der Grablege der Dunkelgräfin, soll ihr Theaterstück "Das Geheimnis der Dunkelgräfin" Premiere feiern. "Man darf spielen und die Figuren lebendig werden lassen" erklärt Hollender den Reiz dieses Projekts. Sie will dabei nicht die wenigen biografischen Notizen, die es über die am 28. November 1837 am Hildburghäuser Stadtberg bestattete Dunkelgräfin gibt, quasi auf der Bühne illustrieren. Für ein abendfüllendes Schauspiel wäre das wohl auch ein wenig dürftig. Ihre Idee ist es, die Zeit, das soziale und gesellschaftliche Umfeld am Beginn des 19. Jahrhunderts im Volkstheater-Stil lebendig werden zu lassen. Hollenders Blickwinkel unterscheidet sich daher recht deutlich von der hitzigen Exhumierungs-Debatte in der Stadt. Sie fragt nicht nach der Identität der Frau, sondern danach, wie die Hildburghäuser damals wohl mit dieser merkwürdigen Frau umgegangen sein könnten.