Leipzig - Lesen und Lauschen, Schmökern und Schlendern: Vier Tage lang werden die Leipziger Messehallen wieder zum Paradies für Leseratten. 1500 Buchautoren aus nah und fern werden vom 18. bis zum 21. März auf der Leipziger Buchmesse erwartet. Verleger, Kritiker, Buchhändler und Agenten aus ganz Deutschland reisen an, um für die literarischen Novitäten zu werben oder sie unter die Lupe zu nehmen. Aber die Hauptrolle auf der Frühjahrs-Schau spielt das Publikum. Das nirgendwo sonst auf der Welt so geballt und gleichzeitig so hautnah mit den Autoren auf Tuchfühlung kommen kann.

Entertainment ist Trumpf

Diesmal hat Ben Becker sein erstes selbst verfasstes Kinderbuch im Gepäck, Nina Hagen ihre Memoiren und Alissa Walser ihr Roman-Debüt. "Leipzig liest" heißt das Fest, das abends in der Innenstadt erst richtig losgeht, wenn die Messehallen vor den Toren Leipzigs längst geschlossen haben. "Wir sind Europas größtes Lesefest", sagt Buchmessedirektor Oliver Zille.

Zille kann in diesem Jahr mit zwei Literatur-Nobelpreisträgern aufwarten: Herta Müller und Günter Grass. Die deutsche Literaturszene wird zudem vertreten von Volker Braun, Axel Hacke, Ingo Schulze, Christoph Hein, Alexander Osang, Clemens Meyer, Jana Hensel und Martin Walser. Eine etwas weitere Anreise haben der Norweger Jostein Gaarder, der Nicaraguaner Ernesto Cardenal, der Bulgare Georgi Gospodinov, der Isländer Andri Snær Magnason, der Schweizer Martin Suter, der Bosnier Devad Karahasan und der Spanier Javier Tomeo.

Neben den Berufs-Literaten präsentieren bei dem Lese-Marathon auch Schauspieler, Musiker, Journalisten und Entertainer ihre Bücher. Ursula Karusseit hat zum Beispiel ihre Biografie verfasst, Ex-Tatort-Kommissar Bernd Michael Lade das Hörbuch "Tatort Leipzig - Todesstrafe" eingesprochen, die Gruppe Karat gibt unter dem nahe liegenden Titel "Über sieben Brücken musst du gehn" Einblick in die Bandgeschichte. Auch Karel Gotts Buch nennt sich kaum überraschend "Die Goldene Stimme von Prag".

Entertainment ist eben Trumpf. Siehe Skandal-Autorin Helene Hegemann, die trotz Plagiatsvorwürfen in Leipzig hofiert wird. Ähnliches beobachtet Romanistikprofessor Alfonso de Toro auch bei lateinamerikanischer Literatur, die bei der Buchmesse auf einem Gemeinschaftsstand und mit Lesungen sowie Workshops präsentiert wird. De Tore spricht von einen Trend zu "Literatur light". Dem Geschäft tut dies nicht schlecht. Als Unternehmen zeigt sich die Messe stabil. "Wir sind von der Krise nicht so betroffen", versichert Direktor Zille.

Gute Aussichten

Rund 2100 Aussteller aus 38 Ländern sind dabei. Das sind etwa so viele wie 2009. Damit ist die Messe zwar vorerst nicht mehr weiter gewachsen. "In Zeiten, in denen Verlage sparen müssen, zeigt sich das Programm stabil", gewinnt Zille der Situation eine optimistische Seite ab. Auch die Neuen Medien und technische Neuerungen setzen der Buchbranche nicht zu - im Gegenteil.

"Die Befürchtung, Internet oder E-Reader könnten das gedruckte Buch substituieren, haben sich nicht bewahrheitet", berichtet Gottfried Honnefelder vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. "Verleger können inzwischen nur noch schmunzeln, wenn das Buch wieder einmal für tot erklärt wird."

Zwar musste die Branche in den ersten beiden Monaten des Jahres ein Umsatzminus von 3,6 Prozent hinnehmen. Doch haben Januar wie Februar laut Honnefelder traditionell einen bescheidenen Anteil am Gesamtumsatz eines Jahres und fallen daher weniger ins Gewicht. Honnefelder hält die Aussichten daher für gut. Seit 2004 sei der Buchmarkt kontinuierlich gewachsen. Selbst dem Krisenjahr 2009 habe die Branche mit einem Wachstum von 2,8 Prozent getrotzt. Honnefelder: "Ich wüsste nicht, warum sich das in diesem Jahr ändern sollte."

Die Buchmesse Leipzig läuft vom 18. bis 21. März und ist jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Tageskarten kosten 11,50 Euro, im Vorverkauf 10 Euro, ermäßigt 9 Euro. Dauerkarten kosten 24 Euro. Der Ausstellerkatalog kostet 12 Euro.