Feuerwehrtreffen Frauen an die Macht

Annett Recknagel

Lob und Anerkennung für die Feuerwehrfrauen des Kreises Schmalkalden-Meiningen gab es zum 29. Frauentreffen in der Werraaue in Wernshausen. Alle waren froh, wieder durchstarten zu können.

 
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Die zehn Damen aus Walldorf waren die Ersten. „Wir haben die Chefin mitgebracht“, verkündeten sie. Susanne Hoßfeld saß derweil noch am Eintritt und führte die Liste. Mehr als 200 Damen aus 25 Feuerwehrvereinen des Landkreises waren anwesend. „Wir sind froh, wieder durchstarten zu dürfen“, erklärte Susanne Hoßfeld als Frauensprecherin. Eines aber fiel auf: Unter den Walldorferinnen war auch männliche Verstärkung. Das traf auf beinahe jede Frauengruppe zu, die den Weg ins Bürgerhaus Werraaue nach Wernshausen gefunden hatte. „Ohne Hahn dürfen die Hennen nun mal nicht aus dem Haus“, umschrieb es der Vorsitzende des Breitunger Feuerwehrvereins, Michael Storandt und sofort wurde am Tisch gegackert.

Wobei die Breitungerinnen ebenso wie die Walldorferinnen und etliche andere Frauengruppen zu fast jeden der 29. Treffen anwesend waren. Gemütlichkeit und Geselligkeit wurden als Gründe genannt. Man treffe sich zwanglos, könne sich unterhalten, austauschen – über die Arbeit in den Feuerwehrvereinen und der Einsatzgruppe, aber auch privat. Das sei wichtig und fördere das Wohlbefinden, war an den Tischen zu hören.

Die Damen aus Benshausen hatten mit Rosemarie Rathmann eine fast 80-Jährige in ihrer Mitte, die jüngste Mara Pätzer zählte erst 23 Lenze. Bei den Breitungerinnen war die 84-jährige Ingrid Jäger die Seniorin mit der größten Erfahrung.

„Alt und Jung gehören zusammen“, erklärte Margitt Wolf, die als erste Frauensprecherin dieses Amt beim Kreisfeuerwehrverband 14 Jahre lang begleitet hatte. Die „Alten“ verfügten über die entsprechenden Kenntnisse, die sie gerne weitergeben möchten, und die „Jungschen“ seien die Macherinnen, die gebraucht würden.

Noch gut erinnerte sich Margitt Wolf an das erste Frauentreffen, das damals in der Breitunger Linde stattfand. „Wir wollten auf uns aufmerksam machen“, sagte Wolf. Zu DDR-Zeiten seien die Feuerwehrfrauen gefördert und gefordert worden. „Manche Breitungerinnen konnten die TS schneller anwerfen als ein Mann“, verkündete Margitt Wolf sehr zur Freude der Anwesenden. Nach der Wende aber habe die Tendenz geherrscht, Frauen sollten sich lieber am Herd zu schaffen machen, die Kinder erziehen und sich Handarbeiten widmen. Das aber kam bei den Damen im hiesigen Landkreis gar nicht in die Tüte. „Wir haben uns Luft gemacht und überlegt, wie wir weiterarbeiten, auch als Feuerwehrfrauen“, schilderte Wolf.

Die Frauentreffen des Kreisfeuerwehrverbandes seien ausgezeichnete Plattformen gewesen. Man lud sich Politiker und Gäste ein. Wobei Margitt Wolf seit dem dritten Treffen nie wieder versäumte, den Bürgermeister zu begrüßen. Damals sei der Fambacher ob der fehlenden Erwähnung so beleidigt gewesen, dass er mitsamt des mitgebrachten Geldes die Veranstaltung ohne Worte verlassen habe. Den einstigen Kreisbrandinspektor Klaus Kleimenhagen bezeichnete Margitt Wolf als ihren Lehrmeister. Zudem versicherte sie ihm: „Klaus, du warst und bist immer wieder der Liebling der Frauen.“

Für Spaß war also gesorgt, wobei sich auch Klaus Kleimenhagen noch gut an die vergangenen Frauentreffen erinnerte. „Ich kenne die Damen fast alle, die meisten seit mehr als 30 Jahren“, meinte er. Zur 29. Auflage des Treffens war sein Platz inmitten der Wernshäuser Damen. Und einen Streuselkuchen hatte der einstige Kreisbrandinspektor für die Veranstaltung auch selbst gebacken. Schließlich gehört Kleimenhagen zum Feuerwehrverein Wernshausen, der für die Organisation sorgte. Die Männer bedienten die Damen. 16 Kuchen wurden angeboten. Auch die Fahrdienste hatten die Herren übernommen. All das waren Frauentagsgeschenke. Doris Gerull vom Feuerwehrverein aus Walldorf hatte wieder fleißig gebastelt. Jede Dame bekam eine Schwimmkerze.

Nach Margitt Wolf hatte Gabi Stöcklein elf Jahre lang das Amt der Frauensprecherin inne. Susanne Hoßfeld begleitet es seit 2017. Natürlich fehlte zum Frauentreffen auch die Kultur nicht: Die „Lollipopos“ vom Walldorfer Karnevalsvereins erfreuten mit einem Tanz. Emma und Theo spielten zwei Liedstücke mit Geige und Flöte. Eine Tombola erwartete die Anwesenden. Dann natürlich ein leckeres Essen und viele wohltuende Worte.

„Frauen engagieren sich, haben soziale Kompetenzen, gute Ansichten und viele Ideen“, erklärte Frauensprecherin Susanne Hoßfeld. In den Einsatzabteilungen seien zehn Prozent aller Kräfte weiblich, Tendenz steigend. Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Achim Hofmann, sprach von den „Müttern der Kompanie“ und wies darauf hin, dass ohne Frauen nichts laufe. Landrätin Peggy Greiser sagte: „Frauen an die Macht“. Diesen Satz bekräftige Ortsteilbürgermeister Fabian Amborn. „Danke für euren Einsatz“, sagte er auch im Namen von Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski, der an dem Nachmittag verhindert war. Feuerwehrvereine, in denen die Damen organisiert seien, seien gerade in kleinen Orten der Dreh- und Angelpunkt. „Das Ehrenamt ist für das dörfliche Leben extrem wichtig“, so Amborn. Im nächsten Jahr findet das 30. Treffen statt, es soll etwas Besonderes werden.

Und die jüngste des Treffens, die erst fünf Monate alte kleine Luisa, schlummerte in ihrer Babyschale. Die Eltern sind Feuerwehrleute – natürlich.

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