Während seines Wien-Aufenthalts nutzte der Fürstensohn jede Gelegenheit, Musik zu hören. Wenn ihm Stücke gefielen, ließ er die Noten für teures Geld kopieren, in Leder einbinden, mit Goldschnitt verzieren. Im Laufe mehrerer Wien-Reisen schuf Anton Ulrich eine bedeutende Sammlung von fast dreihundert Kompositionen. Etliche sind als Unikate ausschließlich in seinem Archiv überliefert, das heute zur Musikgeschichtlichen Sammlung der Elisabethenburg gehört.
„Die Anton-Ulrich-Sammlung stellt eine wichtige und reichhaltige Fundgrube für barocke Vokalmusik dar“, erläutert Gerd Amelung. „Bislang ist sie als Geheimtipp vor allem der Fachwelt bekannt. Aber auch die Öffentlichkeit hat es verdient, mehr darüber zu erfahren.“ Dazu will das Festival beitragen: Beim Eröffnungskonzert am 1. Oktober in der Meininger Schlosskirche präsentiert das renommierte, seit drei Jahrzehnten erfolgreiche Barock-Ensemble La Venexiana aus Italien einige der von Anton Ulrich geschätzten Kantaten.
Thüringens vielfältige Musikgeschichte reicht aber viel weiter zurück. Bereits um 1600, an der Schwelle zwischen Renaissance und Barock, wirkte der Komponist Michael Praetorius, der aus Creuzburg bei Eisenach stammt. 2021 ist ein Praetorius-Jahr: Gefeiert wird der 450. Geburtstag und zugleich 400. Todestag des berühmten Komponisten. Und so widmen sich am 2. Oktober der Kammerchor der Meininger Kantorei und die Capella Jenensis unter Sebastian Fuhrmann dem Doppel-Jubilar. In der Stadtkirche führen sie eine Michaelisvesper mit Musik von Praetorius und seinen Thüringer Zeitgenossen auf. Deren Werke wurden zum Beispiel in der Sammlung der Fürstenschule Schulpforta bei Naumburg überliefert.
Bei einer Matinee am 3. Oktober im Meininger Theater steht Johannes Brahms‘ Beschäftigung mit barocker Musik im Vordergrund. „Brahms nahm regen Anteil am Entstehen von Bachs und Händels Gesamtausgaben“, sagt Amelung.
Zwei international bekannte Sängerinnen geben die kurzweiligen Kammerduette zum Besten, die eigentlich regelrechte Mini-Dramen darstellen: die Sopranistin Dorothee Mields und die Mezzosopranistin Claire Lefilliâtre. Dazu erklingt ein Original-Flügel aus der Brahms-Zeit.
Zum Abschlusskonzert am 3. Oktober in der Stadtkirche reist schließlich die lautten compagney an. Das Ensemble aus Berlin hat das Publikum beim „Güldenen Herbst“ schon mehrfach begeistert. Diesmal lässt es mit seinen Zinken, Gamben und Lauten das Zeitalter von Michael Praetorius aufleben. Gewürdigt wird aber auch Johann Ludwig Bach, der „Meininger Bach“, der die Hofkapelle zu einer ersten Blüte brachte.
Restkarten gibt es in den Geschäftsstellen unserer Zeitung oder unter Tel. 03681/702413. Weitere Informationen zum Festival unter: www.gueldener-herbst.de