Festakt in Gedenkstätte bei Geisa Point-Alpha-Preis für „Unikat“ Bernhard Vogel

Er war Ministerpräsident in West und Ost – und auch ansonsten vielfältig politisch und gesellschaftlich engagiert. Jetzt ist Thüringens ehemaliger Regierungschef Bernhard Vogel mit dem Point-Alpha-Preis ausgezeichnet worden.

 
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Rasdorf/Geisa - Zweimal musste im vergangenen Jahr die Preisverleihung coronabedingt verschoben werden, am Samstag nun konnte die Veranstaltung endlich stattfinden: Im westlichen Teil der thüringisch-hessischen Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte Point Alpha in der Rhön wurde Thüringens ehemaliger Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) mit dem gleichnamigen Preis ausgezeichnet. Seit 2005 ehrt das Kuratorium Deutsche Einheit damit die unterschiedlichsten Menschen für herausragende Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit. Es war die bislang zwölfte Verleihung des Point-Alpha-Preises.

Als „Unikat“ bezeichnete der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) in seiner Laudatio den mittlerweile 88-jährigen Vogel, denn niemand außer ihm war bisher Regierungschef in gleich zwei Bundesländern: von 1976 bis 1988 in Rheinland-Pfalz und nach der Wiedervereinigung von 1992 bis 2003 in Thüringen. Bouffier verwies auf vielfältige weitere Ämter des Preisträgers, unter anderem als Abgeordneter in Land- und Bundestag, als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung oder als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

„Ich stimme nicht allem zu, was hier Lobenswertes über mich gesagt wurde, aber ich habe alles gerne gehört“, erklärte Vogel in seiner Dankesrede, „und ein Unikat möchte ich bleiben.“ Denn er wolle nicht, dass sich die deutsche Teilung – und damit auch die Wiedervereinigung, in deren Folge er in den Freistaat gekommen war – wiederholt. „Als ich nach Thüringen ging, wollte ich helfen. Ich habe auf der Sonnenseite gelebt, und da kann man denen, die in einem Unrechtsstaat gelebt haben, die Hilfe nicht versagen.“ Der Aufbau des Landes sei nicht sein Verdienst gewesen, sondern das von Leuten, die gar keine Erfahrung mit politischer Arbeit gehabt hätten. „Ich widme den Preis und das Preisgeld den Bürgerinnen und Bürgern des ersten Augenblicks 1989“, sagte Vogel, wofür er starken Beifall des zahlreich erschienenen Publikums erntete.

Auf die Bedeutung des historischen Ortes Point Alpha, an dem sich während des Kalten Krieges Soldaten der Nato und des Warschauer Paktes tatsächlich Aug’ in Aug’ gegenüberstanden, wurde während der Preisverleihung mehrfach hingewiesen. Vogel, der selbst viel für die Erhaltung des Stützpunktes getan hat, bedankte sich ausdrücklich bei zwei Männern: Berthold Dücker, der als 16-Jähriger mutterseelenallein in den Westen geflohen und später als Chefredakteur der Südthüringer Zeitung in seine alte Heimat zurückgekehrt war. Mit „sturer Beharrlichkeit“ habe er für den Erhalt und die Sicherung dieses Ortes gekämpft und sich ihm auch als einem Ort der Hoffnung und der Zukunft zugewandt. Zweitens nannte Vogel den ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU), der bei der Rettung von Point Alpha geholfen habe: „Thüringen allein konnte das nicht.“

„Demokratie darf nicht durch ewiggestrige Nationalisten infrage gestellt werden“, appellierte Vogel. „Demokratie muss immer neu erstritten werden. Wo ich kann, will ich gerne weiter dabei helfen.“

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