Schmalkalden - Mauer Bücher Mord Lüge Prosecco Wandern Nackt fahren – Wörter, ohne Komma von einander getrennt, manche fett gedruckt, andere kursiv. Man liest und schon rattert es. So beschrieb Schmalkaldens Bürgermeister seine erste Gedanken beim Betrachten von Jürgen Altenburgs Installation zum Gemälde „Der Philosoph“. Sie ist vierflächig mit einer farbigen Keramik-Applikation. Die Worte hat Altenburg übrigens wahllos aus der Heimatzeitung abgeschrieben und aneinander gereiht. Dass es bei Kaminski im Kopf ratterte, hatte der Künstler beabsichtigt. Denn ebenso wie alle anderen Werke in der neuen Ausstellung in der FBF-Galerie soll auch sein Produkt zum Diskutieren und Nachdenken anregen. „Damit möchte ich die Intention treffen, die das FBF-Galerie-Team mit dieser Ausstellung erreichen will“, sagt Altenburg. Der Titel der Schau lautet „Energie-Mensch-Natur“. Das Titelbild stammt von Wolfgang Nickel und ist ein Triptychon, das jeden der drei Bereiche gewissermaßen vorstellt. Insgesamt aber bilden sie eine Einheit und nehmen gefangen. „Es knallt so richtig“, meinte Schmalkaldens Bürgermeister und die Gäste wussten sofort, wovon er sprach. Denn: Die drei Holztafeln , die die große Präsentationswand der FBF-Galerie vollständig ausfüllen, hat Wolfgang Nickel in leuchtendem Rot gestaltet. Für den Leiter der FBF-Galerie, Norbert Krah, vermittelt das Werk „den dynamischen Eindruck eines rotierenden Energierades, dessen ausströmende Kraft beim Betrachter ankommt und buchstäblich zu spüren ist.“ Beim genauen Hinschauen sind wie in Altenburgs Arbeit auch viele kleine Details zu entdecken. Edmond Garn dagegen lenkt die Blicke der Galeriebesucher auf sein „Suchbild“. So könnte man die 43 Köpfe bezeichnen, die der Floh-Seligenthaler auf relativ engen Raum zusammen geführt hat. Insider merken sofort, dass das Bild schon einige Jahre alt ist und der ein oder andere Dargestellte gegenwärtig schon einige Falten mehr besitzt. Zu erkennen aber sind sie alle und nicht nur deshalb bietet das Bild Diskussionsstoff. Die neue Kunstausstellung ist Teil des FBF-Projektes „PERSPEKTIVEN ´21“. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ausstellungen wird sie – nacheinander versetzt – in diesem Herbst durch verschiedene Einzelschauen konstruiert und zusammengesetzt. Heißt: Mit „Energie-Mensch-Natur“ ist die erste Einzelausstellung jetzt in der FBF-Galerie zu sehen In der Hochschulbibliothek, in der Firma Sandvic in Wernshausen, im Rathaus und im öffentlichen Raum der Stadt Schmalkalden gibt es weitere vier Ausstellungen, die das Gesamtbild prägen und die in den nächsten Wochen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollen. An der Gesamtausstellung beteiligten sich mehr als 20 Künstler, vorwiegend aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen, der thüringischen und der Bayerischen Rhön. Zu sehen sind Malereien, Skulpturen, Reliefs, Plakat-, Glas- und Schmiedekunst. Selbst an die Kinder das Team der FBF-Galerie gedacht. Den Baum der Tiere hat Kunsthandwerker Falk Nothnagel eigens für die kleinen Besucher geschaffen. Entdecken können sie auch eine Eule aus Holz, die Gundram Weisheit angefertigt hat. Absolute Hingucker sind weiter die kleinen Kunstwerke. Die grüne gläserne Gottesanbeterin von Johanna Barth fällt ebenso ins Auge wie Skulpturen von Eva Skupin, die die Freude am Körper abbilden. Sehr stolz ist Norbert Krah zudem auf die Kaltnadelradierungen von Frank Rothämel. Christa Schmidt zeichnete unter anderem die Posteiche, Ines Ulbrich stellte einen Gobelin zur Verfügung und die „Blaue Fliege“ von Johanna Barth würde Norbert Krah am liebsten für sich behalten. Mit seiner Einführung in die Ausstellung machte er neugierig auf mehr. „Die unterschiedlichen Perspektiven der Künstler sind sehr spannend“, meinte Bürgermeister Thomas Kaminski. Ohnehin würden die Themen, die in der FBF-Galerie regelmäßig behandelt werden, immer aktuell sein und zeigen, „was uns umtreibt“. Die FBF-Galerie, so der Bürgermeister, sei ein Teil von Schmalkalden. „Lassen Sie sich inspirieren und lassen sie uns diskutieren“, forderte er die Gäste auf. Bevor die sich die Werke einzeln anschauten, stellte Benjamin Krah die neu angeschaffte Drohne vor. Und plötzlich richteten sich alle Blicke nach oben – das kleine technische Gerät nämlich hob in der Galerie ganz einfach ab. Natürlich gab es auch Musik. Felix Schliewenz spielte drei Stücke auf dem Saxofon – besonders eindrucksvoll war die Darbietung von „Die Rose“.