Familientag im Museum Wenn Piraten die Bertholdsburg entern

Karin Schlütter

Sonderbare Meerestiere, die gibt es reichlich an diesem Familientag im Naturhistorischen Museum Schloss Bertholdsburg in Schleusingen – zu sehen, selbst zu basteln oder zu essen. Viele Piraten und Meerjungfrauen sind an Bord.

 
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Wäre die Bertholdsburg ein Schiff, hätten es die Piraten – unterstützt von schillernden Meerjungfrauen – mit Sicherheit geentert, gibt es doch dort verlockende Angebote. So ist es eine friedliche Einnahme der Bertholdsburg Samstagnachmittag durch hunderte Besucher. Mit Mamas und Papas, Omas – eben ganz in Familie – sind die Kinder an diesem Nachmittag gekommen,um „Mee(h)r zu erleben“. Die Sehnsucht, nach langen Durststrecken wieder auf Fahrt zu gehen, ist groß und kaum ein Kind kommt an diesem Samstagnachmittag nicht als Seeräuber, Piratin oder glitzernde Meerjungfrau ins Schloss. Auf dem Basteldeck im Fürstensaal sind im Nu alle Plätze besetzt. Und was hatte Museumspädagogin Daniela Meiß nicht alles vorbereitet, damit die jungen Gäste aus hölzernen Wäscheklammern Haifische, aus Strümpfen und Reis zauberhafte Oktopusse, aus Papptellern und Wollbändern fantasievolle Fische zaubern konnten.

Hochbetrieb an Deck

Und dass aus dem eigenen Handabdruck ein kunterbunter Regenbogenfisch werden kann– natürlich mit viel Glitzer – das hat nicht nur den kleinen Franz aus Schleusingen fasziniert, sondern auch die Zwillinge Felix und Lilly aus Hinternah. Die beiden sind mit Oma und Opa gekommen. „Lilly war gleich Feuer und Flamme “, erzählt Opa Hans-Dieter Bräutigam, der diesen Familientag „spitze“ findet. „Felix wollte erst nicht so recht“, sagt er schmunzelnd, „war dann aber ganz begeistert beim Gipsen.“ Haifischzähne und Schnecken fossiler Meeresbewohner werden dort unter Anleitung von Präparator Georg Sommer und Hausmeister Klaus Köhler wieder in Form gebracht. Luise, Helene und Mila aus Hinternah wollen das auch unbedingt probieren. Ein Mordsspaß beim großen Gematsche. Dagegen geht es beim Mikrokospieren fein säuberlich zu. Die Freundinnen und Vorschulkinder Helene und Marlene wollten alles genau betrachten: die winzigen Seesterne, die Posthörnchen oder die Seeohr-Schnecke. Ralf Schmidt und Felix helfen, die Mikroskope richtig einzustellen.

Es ist ein großes Gewimmel an diesem Familientag im Schloss. Die Kinder, die bei Seejungfer Eve Baddack-Geißenhöhner die Geschichte vom Regenbogenfisch hören wollen, lassen sich davon nicht stören und tauchen mit dem Fisch in die Tiefe des Meeres. Und wenn es gar so voll wird, bittet Museumsdirektor Ralf Werneburg zum Rundgang durch die Sonderausstellung „Sonderbare Meerestiere“. Die faszinierenden, knallbunten Unterwasserfotografien von Werner Fiedler aus Leipzig an den Wänden sind mit allerlei Meeresbewohnern aus den Schätzen des Museums ergänzt. „Guck mal, solche großen Muscheln hab ich noch nicht gesehen“, ruft ein kleiner Seeräuber und schaut schon zur nächsten Vitrine. Die Museumsbesucher an diesem Wochenende haben Glück. Denn die Sonderausstellung ist nun zu Ende gegangen, macht Platz für die nächste. Ab 22. Mai werden Kristallkugeln des Thüringer Waldes und aus anderen Gebieten gezeigt: die berühmten Schneekopfkugeln.

Ideen am Kuchenbüfett

Und so ist der Familientag der krönende Abschluss einer selten so bunten Ausstellung. Das ganze Programm ist angelehnt an diese Schau. Das ganze Museums-Team ist auf den Beinen für diesen Erlebnistag und hat dabei viele Helfer. Mit wie viel Liebe und Ideen sie den Tag arrangiert haben, wird auch am Kuchenbüfett sichtbar. Da sind die schönsten Kreationen gezaubert worden, selbstverständlich ganz im Stil des Tages. Übrigens auch die appetitlichen Lachs-Häppchen für die, dies es weniger süß möchten. Dazu gibt es blaue Meerwasser-Limo und anderes Gesöff aus den Tiefen der Weltmeere.

Der fünfjährige Anton aus Gerhardtsgereuth, der gerade gekommen ist, will aber erst einmal keinen Kuchen, sondern auf Entdeckungstour gehen und landet am großen Gipstisch. Rita Happ, im Piratinnen-Look, die Unermüdliche, ist am Ende des Tages ebenso glücklich wie alle anderen Helfer. „Wie erhofft, waren viele Besucher da, gezählt haben wir sie nicht, es waren mehrere Hundert“, sagt Ralf Werneburg mit lachenden Augen. Die Mühen haben sich gelohnt und auf sein gutes Team kann er sich verlassen. Nicole Wagenschwanz, die mit ihren Söhnen Leo (4) und Ben (7) aus Themar gekommen ist und sich bei für die schöne Veranstaltung bedankt, lobt: „Für jeden war etwas dabei, wir haben viel mitgenommen, Wissenswertes und etwas in der Hand.“ Stolz tragen die kleinen Besucher die Papiertüten mit ihren selbst kreierten Schätzen nach Hause. Das ist auch eine gute Idee, diese kleinen Tüten bereit zu halten, damit die Fische und Oktopusse nicht in Mamas Handtasche zerdrückt werden. Und bestimmt kommen viele Kinder in zwei Wochen wieder in die Bertholdsburg. Denn dann lädt Daniela Meiß ein, am Internationalen Museumstag das „Naturhistorische Museum mit Freude zu entdecken“.

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