Familienfreundlichkeit Große Lesewelt mit Platz für Kleine

Eine Ecke mit Wickeltisch und Platz zum Stillen in der Stadtbücherei – dieser Wunsch junger Eltern ist nun erfüllt worden. Diesem Beispiel sollen künftig andere Einrichtungen folgen, um Suhl in Sachen Familienfreundlichkeit weiter voranzubringen.

 
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In den Regalen nach Lesestoff zu stöbern, sich vielleicht auch mal in ein Buch einzulesen, das wird für Mütter und Väter mitunter schwierig, wenn sie ihren kleinen Nachwuchs dabei haben. Vor allem, wenn eine frische Windel fällig wird oder eine Mahlzeit aus der Brust der Mutter beziehungsweise aus dem Fläschchen. In der Suhler Stadtbücherei ist nun ein Rückzugsort eingerichtet worden, in dem Kinder gewickelt und auch gestillt werden können.

„Genau das war ein Wunsch junger Eltern, dem wir gerne nachgekommen sind“, sagt Nicole Schütz, Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen in der Suhler Stadtverwaltung. Bei der Erfüllung des Elternwunsches geholfen hat das Landesprogramm „Solidarisches Zusammenleben der Generationen“. Über das sind die 1500 Euro geflossen, die es brauchte, um Wickeltisch, Windeleimer, das fröhliche Wandtattoo, den gemütlichen Sessel samt Stillkissen, Flaschenwärmer, Feuchttücher und Windeln in verschiedenen Größen anschaffen zu können. Auch Spielsachen gibt es in der Wickelecke, damit auch größere Geschwisterkinder der ganz Kleinen beschäftigt werden können. Eine Mitarbeiterin der Bücherei hat zudem einen Vorhang genäht, damit die Wickelecke auch vor neugierigen Blicken geschützt ist.

Rückzugsort mit Stil

Die Suhlerin Claudia Beyer testet als Erste mit ihrer sechs Monate alten Tochter Lotte die neue Wickelecke. „Es ist alles da. Und wie man merkt, fühlt sich Lotte hier auch ganz wohl.“ Tatsächlich schaut die Kleine freundlich und lächelnd in die Runde und genießt es, eine frische Windel verpasst zu bekommen.

Mit dieser Neuerung unterstreicht die Bibliothek, dass sie zurecht als familienfreundliche Einrichtung zertifiziert wurde. „Wir sind sehr glücklich, dass diese Idee an uns herangetragen und und letztendlich auch umgesetzt worden ist. Jetzt haben junge Eltern in unserer Einrichtung einen schönen Rückzugsort, um ihre Kleinen zu versorgen, und ich denke, dass wir dafür auch einen gut geeigneten Platz ausgesucht haben“, sagt Christina Kummer-Bolz, die Leiterin der Suhler Stadtbücherei.

„Wir bieten allen jungen Eltern an, uns und unsere Angebote und Beratungsstellen kennenzulernen. Innerhalb der ersten drei Lebensmonate begrüßt bei einem Neugeborenenhausbesuch eine Mitarbeiterin und übergibt unser Begrüßungspaket, zu dem ein Windelgutschein sowie eine Jahreskarte für den Tierpark gehört. Das ist schon etwas sehr Besonderes, was in Suhl für die Familien geleistet wird“, so Bürgermeister Jan Turczynski.

Sicher würden es junge Eltern begrüßen, wenn es in der Stadt mehr Wickel- und Still-Möglichkeiten geben beziehungsweise wenn ausgewiesen würde, wo es die gibt.

Hier soll sich demnächst auch einiges tun. Es sei geplant, Einrichtungen, die ein solches Angebot vorhalten, mit einem entsprechenden Aufkleber zu versehen, stellt Nadine Lorenz, Sozialplanerin in der Suhler Stadtverwaltung, in Aussicht. Geplant sei, alle Einrichtungen zwischen Stadtbücherei und Neues Rathaus anzuschreiben, mit dem Ziel, weitere Rückzugsmöglichkeiten zum Wickeln und Stillen anbieten zu können. „Dazu wollen wir eine Stadtkarte entwickeln, auf der die Eltern sehen können, wo sie beim Erledigen Ihrer Wege in der Stadt ihre Kinder wickeln oder auch stillen können. Wer solch einen Service anbietet, soll das auch darauf aufmerksam machen können.“

Einen Wunsch hätte Claudia Beyer, die sich in der Stadt wohlfühlt, weil viel zu bieten hat und unter anderem mit kurzen Wegen punktet, auch noch. „Es wäre sehr schön, wenn es auch eine Karte gäbe, auf der Wege auch außerhalb der Stadt und im Wald ausgewiesen werden, die mit einem Kinderwagen befahrbar sind.“ Das wäre nicht sicher auch für ältere Bürger, die beispielsweise auf einen Rollator angewiesen sind, interessant. Um noch mehr über die Wünsche und Bedürfnisse junger Eltern erfahren zu können, werden Nadine Lorenz und Nicole Schütz auch zur Kinder-Kultur-Nacht am 4. Juni unterwegs sein – quasi als Entgegennehmer von Anregungen für mehr Familienfreundlichkeit in Suhl.

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