Auch in der deutschen Industrie rückten zunehmend Kosten und Risiken des Engagements in China in den Mittelpunkt, erklärte die Repräsentantin des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) in China, Elisa Hörhager. Es gebe immer noch "Chancen, Potentiale und Dynamik" auf dem chinesischen Markt. "Aber insgesamt trübt sich die Perspektive für ausländische Unternehmen weiter ein", sagte sie.
Viele bleiben skeptisch. Eine im Mai veröffentlichte Umfrage der EU-Handelskammer ergab, dass mit 44 Prozent von 512 befragten Mitgliedern so viele Firmen wie noch nie ihre Geschäftsaussichten pessimistisch sahen. Dieser Trend könnte sich ohne Gegensteuern von Peking fortsetzen, schätzt Eskelund. Besonders skeptisch waren Firmen in der Autoindustrie sowie in den Branchen Finanzdienstleistungen und Medizinprodukte. Etwas hoffnungsvoller zeigten sich Kosmetik- und Pharmaunternehmen.
Wachsende Spannungen mit der EU möglich
Enttäuscht waren zudem einige Beobachter über die Ergebnisse eines seltenen Treffens von Top-Kadern der Kommunistischen Partei, die in Peking über Chinas langfristige Wirtschaftspolitik beraten hatten. Jenes Dritte Plenum habe weiter Investitionen in das verarbeitende Gewerbe als wichtigen Treiber für Chinas wirtschaftliche Entwicklung befürwortet, schrieb die EU-Kammer. Damit wolle Peking die Produktionskapazität bei Technologien hochfahren, in denen bereits mehr hergestellt als nachgefragt werde, was wiederum zu Spannungen mit wichtigen Handelspartnern geführt habe.
Ein Beispiel sind Solarzellen, die in China keine Abnehmer fanden und deshalb billig auf Märkten in der EU und den USA landeten. China beteuere zwar, auf nationaler Ebene ein Nachfrage-System zu entwickeln, allerdings bemängelte die EU-Kammer, dass die Partei nicht konkret festgelegt habe, wie der Konsum dafür angeregt werden solle. Das Versagen, bedeutsame Wirtschaftsreformen durchzuführen, dürfte zu wachsenden Spannungen zwischen der EU und China führen, hieß es in dem Positionspapier.