Erstaufnahmestelle in Schnett Friedenstaube mit blaugelbem Logo begrüßt Kriegsflüchtlinge

Rolf Dieter Lorenz
Die ehemalige Jugendherberge im Masserberger Ortsteil Schnett aus der Vogelperspektive. Von hier aus hat man einen Panorama-Ausblick. Foto: /Bastian Frank

Der Landkreis ist für die Aufnahme weiterer Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gut gerüstet. Am Donnerstagnachmittag wurde in der ehemaligen Jugendherberge im Masserberger Ortsteil Schnett eine Erstaufnahmestelle in Betrieb genommen.

 
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Die Busse mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine können nun kommen. Denn ab sofort ist der Landkreis Hildburghausen gut gerüstet und in der Lage, kurzfristig auch 50 Menschen und mehr auf einmal unterzubringen. Insgesamt 58 Plätze stehen in der ehemaligen Jugendherberge im Masserberger Ortsteil Schnett zur Verfügung. Im Notfall könnten aber auch maximal 65 Menschen hier eine vorübergehende Unterkunft finden.

Die Einrichtung wurde am Donnerstagnachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz offiziell als zentrale Anlauf- und Erstaufnahmestelle für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Betrieb genommen. Es ist die erste Einrichtung dieser Art im Landkreis Hildburghausen.

Die Flüchtlinge sollen nach ihrer Ankunft in Schnett voraussichtlich nur die ersten drei oder vier Tage in der Jugendherberge verbringen. Dort können sie sich von den Fluchtstrapazen erst einmal erholen und etwas zur Ruhe kommen. Während dieser Zeit werden sie vom Migrationsamt der Kreisverwaltung registriert und erfasst. Das ist notwendig, um Formalitäten wie Krankenversicherung und Leistungsbezug nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu klären und zu erledigen.

„Die Jugendherberge in Schnett soll für die künftig im Landkreis ankommenden Kriegsflüchtlinge keine Dauerlösung werden“, sagte Landrat Thomas Müller beim Pressetermin. Er sprach von einer Pufferlösung, für den Fall, dass in den nächsten Wochen die Zahl der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine stark ansteigen sollte.

Nach der Erstaufnahme und der mehrtägigen Unterbringung in der Jugendherberge werden die Flüchtlinge nach Angaben des Landrats so schnell wie möglich auf die Gemeinden und Städte im Landkreis verteilt. Die Kreisverwaltung habe nach ihrem Aufruf, freie Wohnungskapazitäten zu melden, bisher insgesamt 62 Unterkünfte und Wohnungen unterschiedlicher Größe angeboten bekommen. Darunter sind leer stehende Häuser, abgeschlossene Wohnungen und Ferienwohnungen sowie leer stehende, kommunale Wohnungen und Zimmerunterkünfte in Privathäuser.

Zwölf der 62 Wohnungen seien derzeit bereits mit Flüchtlingen belegt, sagte Landrat Thomas Müller. Dabei handele es sich überwiegend um Frauen und Kinder. Momentan sind seinen Angaben zufolge 148 Flüchtlinge aus der Ukraine im Landkreis gemeldet und registriert. Das Landratsamt geht jedoch davon aus, dass sich etwa 100 weitere Kriegsflüchtlinge bereits im Landkreis aufhalten. Sie sind von Verwandten, Freunden oder Bekannten abgeholt worden oder selbst dorthin gereist.

Um die ehemalige Jugendherberge in Schnett für die Aufnahme von Flüchtlingen vorzubereiten und funktionstüchtig zu machen, hat es in Masserberg und seinen Ortsteilen eine enorme Hilfsbereitschaft gegeben. Etwas 15 bis 20 ehrenamtliche Helfer aus Masserberg, Schnett, Gießübel und Fehrenbach hätten die Zimmer vorbereitet, Betten bezogen und sogar eine kleine Teeküche eingerichtet. Auch an Kleinigkeiten wurde dabei gedacht. Gleich hinter dem Eingang ist ein Willkommensgruß in ukrainischer Sprache angebracht, versehen mit einer weißen Friedenstaube auf einem blaugelben Logo in den ukrainischen Nationalfarben.

Der Landkreis hat Bettwäsche, Kissen und Decken sowie zwei weitere Kühlschränke und zwei Waschmaschinen besorgt. Zum Pressetermin brachte Landrat Müller noch drei Kartons mit Bettauflagen mit. Die Gemeinde Masserberg hat Öl für die Heizung nachgetankt. Der Bauhof übernimmt den Transport der Verpflegung. Frühstück, Mittag- und Abendessen für die Flüchtlinge werden von der Küche der Regiomed-Rehaklinik in Masserberg zubereitet.

Auch in der Bevölkerung ist die Hilfsbereitschaft groß. Auf einen Spendenaufruf Gemeinde Masserberg kamen viele Hygieneartikel, Windeln, Zahncreme, Wasch- und Reinigungsmittel sowie Spielzeug, Süßigkeiten und Snacks für die Kinder zusammen. Solche Spenden sind auch weiterhin willkommen.

Wann mit einer Ankunft der ersten Flüchtlingsbusse zu rechnen ist, steht nicht fest. „Es waren schon einmal Busse angekündigt“, sagt Landrat Thomas Müller. Bisher sei noch keiner angekommen.

Die Landesregierung rechnet mit 10 000 bis maximal 30 000 Flüchtlingen für Thüringen, so der Landrat. Das wären 800 bis 1000 Flüchtlinge für den Landkreis Hildburghausen. Deshalb verhandele er mit anderen Einrichtungen über weitere Erstaufnahmestellen. Details könne er noch nicht nennen, sagte Thomas Müller.

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