„Der Himmel ist unendlich wie auch Gott“

Den Gaben von Feld und Flur zu danken – dafür versammelten sich jüngst Menschen zu einem Gottesdienst in der Autobahnkirche „Kirche der Einheit – Herbst 89’“ am Rastplatz „Thüringer Tor“ bei Bibra an der Autobahn 71. Mit Regionalbischöfin Bettina Schlauraff wurde die Andacht diesmal besonders aufgewertet. Gemeinsam mit Pfarrer Michael Schlauraff aus Bibra wurde die Erntedankfeier in der kleinen Kirche ausgestaltet. Dieser stellte Betttina Schlauraff noch einmal kurz vor – sie ist seit April Regionalbischöfin für den Bischofssprengel Magdeburg und wurde zuvor von der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gewählt.

In ihrer Predigt ging Bettina Schlauraff auf die verschiedenen Erntegaben ein, die auf und am Altar lagen. Damit spielten Getreide, Kartoffeln, Tiere und Pflanzen eine Rolle. Michael Schlauraff hatte eingangs die Gäste begrüßt und entschuldigte die katholischen Kollegen, die krankheitsbedingt nicht dabeisein konnten. Deshalb habe er seine Frau gefragt, ob sie den Gottesdienst mitgestalten könne. Die musikalische Umrahmung übernahm der Posaunenchor „Mittendrin“ aus Bibra. Auch der Pfarrer ließ dem Anlass entsprechend einige Gedanken einfließen. So stehe die Gerste zum Beispiel für Bier, das Getreide für Brot, Mais für das Vieh. Vermehrt habe man in diesem Jahr Sonnenblumenfelder gesehen, da auch Öl und die Ölsaat gebraucht werden. Für all das wolle man Gott Dank sagen. Die große Verantwortung der Landwirte in der Tierhaltung sprach er an und auch die Kartoffelernte, die in diesem Jahr oftmals mager ausfiel. Vermehrt stand deshalb Gemüse auf dem Speiseplan.

Die Regionalbischöfin erwähnte den Himmel, der genau wie Gott unendlich ist und von Gott berichtet. Jeden Tag erzähle er von der Weite, der Frische, vom Atmen können, vom Drachensteigen, von wilden Stürmen und von den Vögeln. Auf der Erde würde Gerste vom dunklen Boden berichten und könne sagen, wie es ist, gestorben und ohne Hoffnung zu sein. Aber auch, wie es ist, sich wieder aufzurichten ins Licht. Das sei Gottes Schöpfung. Die Ernte erzähle in diesem Jahr auch von Trockenheit, von Sonnenblumen, die sich nach dem Licht der Sonne ausrichten und nicht in die Finsternis blicken. Sie würden aber auch von den Insekten erzählen, die sie umschwirren und davon, dass das Summen und Zwitschern weniger wurde.

Als Mensch ein Teil des Ganzen

Die Milch würde von der starken Kuh erzählen, die Kälbchen bekommt und mit anderen eine Herde bildet. Sie würde auch von der freundlichen Hand der Bäuerin erzählen und vom Bauern, der sie kennt und wie es ist, ein Lebewesen zu sein. Die Kartoffeln würden berichten, wie es unterirdisch zugeht mit Käfern und Würmern, aber auch, wie schwer es ist, zu wachsen und aus der Dunkelheit ans Licht zu kommen. Die Himmel würden von der Ehre Gottes erzählen, von der Schönheit, die er den Menschen auf der Erde zur Verfügung stellt. Als Mensch sei man ein Teil des Ganzen, ein Baustein von vielen. Gott habe seine Schöpfung so gemacht, dass man auf sie hören muss. „Der Himmel und alles, was sich bewegt, erzählen von Gott, sie tragen aber auch die laute Klage um die Welt, von Plastikmüll im Meer, vergifteten Flüssen und vieles mehr.“ Die Regionalbischöfin nannte Gott einen Schöpfungsaktivisten, denn die Schöpfung spreche von ihm: Höre Mensch, was ich dir aufgebe zu tun.

Ralf Luther, Vorsitzender des Vereins Autobahnkirche A 71, dankte abschließend für den eindrucksvollen Gottesdienst und überreichte an Familie Schlauraff als „tägliche Erinnerung“ eine Tasse mit einem Motiv der Autobahnkirche.