Ortsteilchef Wernshausen Rückendeckung nach Morddrohung

Am Montag wurde Horst Machner (Mitte) als neuer Ortsteilbürgermeister von Wernshausen vereidigt. Foto: Schönewald/Susann Schönewald

Am 12. Juni wurde Horst Machner zum neuen Ortsteilbürgermeister von Wernshausen gewählt. Er hat die Wahl angenommen, trotz einer anonymen Morddrohung. Der Stadtrat Schmalkalden versicherte jetzt dem 71-Jährigen seine ungeteilte Unterstützung.

 
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SPD-Stadtrat Fabian Amborn erhob sich extra von seinem Stuhl, als er Montagabend in der öffentlicher Stadtratssitzung Position bezog. Position zu einem Vorfall wenige Tage vor der Wahl des Ortsteilbürgermeisters in Wernshausen am 12. Juni. Dem einzigen Kandidaten Horst Machner, vorgeschlagen von Schmalkaldens SPD-Stadträtin Marika Groß, war gedroht worden, „nicht mehr lange zu leben, sollte er die Wahl annehmen“. Auf einen Zettel waren die wenigen Zeilen geschrieben, anonym, in Handschrift – eingeworfen in den Briefkasten des 71-jährigen Bewerbers. Dieser schaltete die Kripo ein. Machner wurde gewählt. Nach einer kurzen Bedenkzeit nahm er das Ergebnis offiziell an. Am Montagabend wurde er von Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski vereidigt. „Hut ab vor dieser Entscheidung“, sagte der junge Stadtrat Amborn wenig später. Sie hätte auch anders ausfallen können.

Amborn, der aus Niederschmalkalden kommt, distanzierte sich von diesem anonymen Schreiben, bezeichnete dieses als einen Angriff auf die Demokratie. Er forderte die anderen Stadträte auf, Flagge zu zeigen, ein Zeichen zu setzen „gegen solche Idioten“, denen „unsere Grundrechte überhaupt nichts bedeuten“. Er sicherte dem neuen Ortsteilbürgermeister seine vollste Unterstützung und Rückendeckung zu. „Ich bin mit Herz und Seele Demokrat und erschüttert, was Leute aus der Mitte unserer Gesellschaft für ein Demokratieverständnis entwickelt haben“, erklärte Fabian Amborn. Er betonte, „sich von so etwas nicht einschüchtern lassen zu wollen“, denn es sei nicht wünschenswert, dass bei der nächsten Bürgermeister- oder Landratswahl der oder diejenige das Amt besetzt, der oder die keine Morddrohung im Briefkasten hat.

Der SPD-Rat erklärte, dass nicht nur Horst Machner bedroht worden sei. Auch er fühle sich angesprochen, wenn vor dem Kaufland herumgebrüllt, Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitikern der Tod gewünscht wird wie im aktuellen Fall dem Wernshäuser Ortsteilbürgermeister. Egal, wie sie heißen oder aus welcher Partei sie kommen, so etwas sei indiskutabel und nicht hinzunehmen, betonte Fabian Amborn und wünschte sich, dass auch andere Fraktionen Stellung beziehen. Lautes Klopfen auf den Tischen folgte der Erklärung, ein kurzes Statement gab nur die CDU ab. Ralf Liebaug verurteilte den Angriff auf Leib und Leben – nichts anderes ist diese Morddrohung - als Straftat und versicherte dem Neuen die vollste Unterstützung seiner Fraktion.

Bürgermeister Thomas Kaminski hatte sich bereits kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls in der Heimatzeitung geäußert und die anonyme Drohung klar verurteilt (vgl. Ausgabe vom 22. Juni). In der Ratssitzung wiederholte er seine Position. Wenn man hier kleinbeigebe, sei das der Tod der Demokratie, sagte er. Der Fall habe ein beschämendes Bild „von unserer Stadt“ gezeichnet. Andersherum sollte es sein. „Schäm dich!“, rief Kaminski dem unbekannten Briefeschreiber zu.

Horst Machner hätte er gewünscht, mit mehr Rückenwind ins neue Amt zu starten. Zumal mit der Erschließung des neuen Gewerbegebietes an der Bundesstraße 19 und dem neuen Wohngebiet an der Roßdorfer Straße große Herausforderungen warten.

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