Erinnerungskultur Drei neue Stolpersteine gegen das Vergessen in Suhl

Stolpersteinverlegung durch Gunther Demnig. Foto: /Bastian Frank

Seit 2006 erinnert Suhl mit der Verlegung von Stolpersteinen an das Schicksal jüdischer Mitbürger. Die Aktion soll 2023 nach einigen Jahre Pause fortgeführt werden.

 
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Bundesweit verlegt der Kölner Künstler Gunther Demnig seit den 1990er Jahren Stolpersteine. Auf den goldfarbenen, quadratischen Pflastersteinen, verlegt vor den Wohnhäusern einstiger jüdischer Mitbürger, erinnern die Namen und Daten an ihre Schicksale in der Zeit des Nationalsozialismus. In mehr als 60 deutschen Städten fand die Aktion Widerhall – auch in Suhl, wo der Stadtrat 2005 eine Beteiligung an der Aktion beschloss und 2006 die ersten Stolpersteine in Gehwege eingelassen wurden.

Mittlerweile gibt es bereits 51 solcher Stolpersteine in der Stadt. Weitere sollen folgen, denn in den zurückliegenden Jahren wurden insbesondere durch Projektarbeiten am Suhler Gymnasium immer mehr Schicksale einstiger jüdischer Suhler Bürger bekannt, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert und ermordet wurden.

So wie Lilly Goldmann, geborene Sander, die im Mai 1942 aus Suhl nach Belzyce deportiert wurde und als verschollen gilt. Oder Gisela Gutmeyer, die über Westerbork nach Sobibor kam und dort am 14. Mai 1943 den Tod fand. Und Erhardt Schübel, der als KPD-Mitglied und Heinrichser Gemeinderatsmitglied 1943 verhaftet wurde, zunächst ins Gefängnis nach Ichtershausen gebracht und von dort ins Zuchthaus Greiz verlegt wurde , wo er nach Folter zum Tode verurteilt und in der Nacht vom 4. zum 5. April 1945 mit Guido Heym und Robert Gladitz im Webicht bei Weimar erschossen wurde.

Nachdem diese drei Vorschläge bereits im Februar vom Kulturausschuss vorberaten und bestätigt wurden, stimmte nun auch der Stadtrat drei neuen Stolpersteinen zu. Finanziert werden diese über Paten – je einen Stein im Wert von 120 Euro übernehmen die Stadtratsfraktionen der Linken und der CDU; einen Stein finanziert Oberbürgermeister André Knapp privat.

Andreas Unger von der AfD-Fraktion stimmte gegen den Beschlussantrag, seine Fraktionskollegen Bernhard Meinunger und Hans Peter Kremer enthielten sich. „Weil das Schicksal der jüdischen Mitbürger damit politisch instrumentalisiert wird, tragen wir das nicht mit“, wie Fraktionschef Meinunger in einer Sitzungspause gegenüber unserer Zeitung sagte.

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