Regierungsberater Viktor Wesselak, Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule Nordhausen, machte diese Rechnung auf: Damit Deutschland bis 2050 seine Klimaziele erreiche, werde eine Leistung von 170 Gigawatt aus Windkraft an Land benötigt. Damit entfielen auf Thüringen rund 7,6 Gigawatt. Benötigt würden dafür 1,5 bis 2 Prozent der Landesfläche, die zu einem Drittel von Wald bedeckt ist. "Ohne Windkraft im Wald wird es nicht gehen, wenn die Klimaziele geschafft werden sollen", sagte Wesselak. Er warb dafür, dass die betroffenen Dörfer von den Anlagen profitierten.
Natürlich habe Windkraft Umweltauswirkungen und beeinträchtige das Landschaftsbild, sagte der Professor. Aber das gelte auch für Kohle, Kernkraft oder Biogas. "Die Windkraft ist mit den geringsten Umweltauswirkungen behaftet und erzeugt den billigsten Strom", so Wesselak. Laut Landesverband Windenergie hat bisher keine Studie den Nachweis erbracht, dass der Ultraschall der Windräder gesundheitsschädlich sei. "Wir müssen es schaffen, von einer polarisierenden emotionalen Ebene auf eine Fachebene zu kommen", so Landeschef Groß.
Rückenwind für die Windkraft im Wald kam auch von eher unerwarteter Seite. Der Landesverband der 30 000 privaten Waldbesitzer ist angesichts des Preisverfalls beim Holz auch dafür. Klimawandel, Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer schädigten den Wald mehr als ein paar Windkraftanlagen, sagte Geschäftsführer Wolfgang Heyn. Auch die Folgen für den Tourismus seien bis auf Ausnahmen, etwa die Wartburg, sehr gering. Zuletzt wandte sich Heyn direkt an die Landtagsabgeordneten. "Ich bitte Sie inständig: Lassen Sie zu, dass wir wenigstens einige Anlagen im Wald bauen können."