Siegesmund wollte mit Verweis auf das verabredete Verfahren keine Einschätzung abgeben, ob Thüringen für ein Atom-Endlager überhaupt infrage kommt. Sie verwies jedoch darauf, dass es eine Reihe von Ausschlusskriterien gibt, die auf Thüringen zutreffen könnten. Dazu gehörten der Einfluss von früherem Bergbau, seismische Aktivitäten sowie großräumige Vertikalverschiebungen. "Es ist ein sehr mühsames Verfahren, das jetzt begonnen hat, und ein langer Weg."
Nach ihren Angaben hat Thüringen eine Fachgruppe gebildet, die das Verfahren begleiten soll. Zu den sechs Fachleuten würden auch Vertreter der Städte, Gemeinden und Kreise hinzugezogen, kündigte sie an. Laut Landesgesellschaft sollen bei der weiteren Eingrenzung der Standorte auch Kriterien wie die Bevölkerungsdichte eine Rolle spielen.
Innenminister und neuer SPD-Chef Georg Maier sprach sich gegen einen Standort in Ostdeutschland aus. "Bei der Endlagersuche muss auch einbezogen werden, dass die Atomwirtschaft stark westdeutsch geprägt war und beispielsweise auch die Gewerbesteuern dort vereinnahmt wurden", erklärte er. "Jetzt den Atommüll weitgehend in Ostdeutschland endzulagern, wäre ungerecht."
Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, erklärte: "Wir wollen hier in Thüringen keinen Atommüll. Der gefährliche Abfall soll da entsorgt werden, wo mit ihm Milliarden verdient wurden. Über 97 Prozent des deutschen Atomstroms wurden im Westen produziert. Es kann doch nicht sein, dass Thüringen zum Atom-Klo wird."
Das Atom-Endlager soll unterirdisch in Salz, Ton oder Kristallin, also vor allem Granit, entstehen. 2031 soll der Standort gefunden sein, ab 2050 sollen Behälter mit strahlendem Abfall unterirdisch eingelagert werden.
Der umweltpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Gottweiss, äußerte sich zuversichtlich, dass Thüringen letztlich nicht infrage kommt. Bei weiteren Untersuchungen würden sich sowohl die Thüringer Salzlager als auch die kristallinen Gesteinsschichten als ungeeignet erweisen. "Hier gibt es für ein Atommüll-Endlager zu viele tiefreichende Störungszonen, durch die Zerfallsprodukte des strahlenden Abfalls wieder an die Oberfläche gelangen könnten", erklärte er. Auch seien die seismisch aktiven Regionen in Thüringen im Zwischenbericht nicht ausreichend berücksichtigt worden.
Es müsse darum gehen, unbeeinflusst von politischen Vorfestlegungen den Standort zu finden, der die wissenschaftlich begründet bestmögliche Sicherheit bietet, erklärte die Grünen-Abgeordnete Laura Wahl. Ähnlich äußerte sich der Fraktionschef der FDP, Thomas Kemmerich.
Aus dem Rennen ist der Salzstock Gorleben in Niedersachsen. Unter anderem weise der Salzstock ein nicht intaktes Deckgebirge vor, auch die Gewässerchemie spreche gegen den Standort, hieß es von der BGE. Gorleben war bereits in der alten Bundesrepublik zu einem Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung geworden. Die Entscheidung, im Salzstock Gorleben ein Endlager einzurichten, stammte bereits aus den 1970er Jahren. Dies hatte jahrzehntelange Proteste ausgelöst. Weil der Widerstand nicht enden wollte, war die Endlager-Suche komplett neu gestartet worden, das Gesetz dazu gibt es seit 2013. dpa/jwe