Die Meininger Hofkapelle hat die Spätromantik in den Genen und mit Killian Ferrell einen charismatischen jungen GMD. Im Falle der gerade heftig bejubelten szenischen Erstaufführung der deutschen Urfassung von Ethel Smyths Oper „The Wreckers“ kommt dem gerade mal 30-jährigen Iren wohl auch seine Nähe zu allem, was nach englischer Felsenküste klingt, zu Gute. Die dritte Oper der ehrgeizigen Komponistin und kämpferischen Feministin, die als Frau zu ihrer Zeit nie Kapellmeisterin werden durfte, spielt an der englischen Küste. Nimmt man den ganz großen historischen Rahmen, dann liegt dieses 1906 in Leipzig uraufgeführte, packende und in seiner souverän changierenden Vielfalt des Zugriffs atemberaubende musikalische Prachtstück zwischen Richard Wagner und Benjamin Britten. Das Meer spielt mit und wogt im Graben, die Selbstgewissheit einer verschworenen Dorfgemeinschaft in den Chorsätzen, ganz so wie bei ihrem nachgeborenen Landsmann Britten vor allem in dessen „Peter Grimes“. Und die Leidenschaft für ein ausführliches Liebesduett eines Paares, das auf Erden nicht zueinander finden kann und erst im Tode vereint ist, für den seine Umgebung sorgt, ist an Wagners Ausnahmewerk „Tristan und Isolde“ geschult.
Erfolgreiche Premiere Das Dorf des Bösen
Roberto Becker 28.10.2024 - 14:25 Uhr