Doch nach dem scherzhaften Einstieg bringt auch Torsten Sterzik die wissenschaftlich belegten Fakten über Georg Christoph Bach, den „Themarer Bach“, ins Spiel: „Fragt man seinen Neffen Johann Sebastian Bach, so liest man in dessen Ursprung von der musicalisch-Bachischen Familie (1735): „Georg Christoph Bach, war der erste Sohn von Christoph Bachen […], gebohren Anno 1642 den 6. September. Wurde als Cantor nach Schweinfurth beruffen, u. starb daselbst Anno 16...“. Nicht einmal das genaue Todesjahr von Georg Christoph Bach war damals bekannt.
Wer Genaueres von dem Leben und Wirken des „Themarer Bachs“ wissen will, der kann dies ausführlich nachlesen im Bachjahrbuch 2022 und im Kirchenmusukjournal „Zwischentöne“. Am Sonntag jedoch will Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik mit der Musik dieses Mitgliedes der Bach-Dynastie bekannt machen. Deshalb wird am kommenden Sonntag, dem 22. Mai 2022, um 17 Uhr zu einem Festkonzert zum 325. Todestag und zum 380. Geburtstag von Georg Christop Bach in die Stadtkirche St. Bartholomäus Themar eingeladen. Zur Aufführung gelangen Werke des Jubilars und von weiteren Komponisten des Südthüringer Raumes. Mitwirkende sind die Kantoreien aus Eisfeld, Hildburghausen und Schleusingen. Die Chöre singen unter der Begleitung des Collegium musicum Hildburghausen. Continuo: Matthias Neumeister aus Schleusingen, die musikalische Gesamtleitung liegt in den Händen von KMD Torsten Sterzik aus Hildburghausen. Das Konzert wird noch dreimal wiederholt – am 12. Juni um 17 Uhr in der Johanniskirche Schleusingen, am 19. Juni um 17 Uhr in der Christuskirche Hildburghausen und am 25. Juni um 19 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche Eisfeld.
Übrigens – ein schöneres Geschenk zu seinem bevorstehenden runden Geburtstag kann sich Pfarrer i.R. Arnd Morgenroth, der heute das ehemalige Wohnhaus von Georg Christoph Bach bewohnt, nicht wünschen. Am Samstag feiert er seinen 80. Geburtstag, am Tag darauf kann er mit seinen Gästen gleich nebenan in der Bartholomäuskirche das Festkonzert seines Vorvorvor...mieters besuchen.
Zur Person
Georg Christoph Bach, der älteste Onkel von Johann Sebastian Bach, wurde am 6. September 1642 in Erfurt geboren und zwei Tage später in der dortigen Kaufmannskirche getauft. Sein Vater war Christoph Bach, der seit 1642 Mitglied der Erfurter Stadtmusikanten-Compagnie war. Unter dem Rektorat des Mediziners Wolfgang Crusius wurde Georg Christoph bereits als Achtjähriger an der dortigen Universität immatrikuliert. 1654 zog die Familie nach Arnstadt, wo der Vater als „gräflicher Hof- und Stadtmusikus“ eine Anstellung fand. Durch Kantor Jonas de Fletin erhielt Georg Christoph seine musikalische Ausbildung. Später besuchte er das Gymnasium Casimirianum Academicum in Coburg und studierte danach eine kurze Zeit in Erfurt. Zwar taucht sein Name auch in der Matrikel der Leipziger Universität auf, doch ist nicht bekannt, welche Fakultät er gewählt und wie lange er sich in Leipzig aufgehalten hatte.
Belegt ist hingegen, dass er 1666 in Heinrichs bei Suhl eine Stelle als Organist und „Mägdlein-Schulmeister“ angetreten hat. 1667 heiratete er in Schleusingen Anna Juditha Prezel, die älteste Tochter des dortigen Kantors und Lehrers am Fürstlich-Sächsischen Henneberg-Gymnasium. Noch im selben Jahr wurde er Kantor und Organist an der Stadtkirche St. Bartholomäus in Themar und Lehrer an der Scholae Themarensis (Lateinschule). In den Themarer Kirchenbüchern taucht sein Name auf im Zusammenhang mit seinen elf in Themar geborenen und getauften Kindern, von denen fünf in Themar verstarben und auf dem hiesigen Friedhof begraben wurden.
Im Jahr 1688, nach fast 21 Jahren als Kantor in Themar, zog Georg Christoph Bach mit seiner Familie nach Schweinfurt und trat dort eine Stelle als Kantor an. 1689 besuchten ihn dort seine jüngsten Brüder, die Zwillinge Johann Abrosius und Johann Christoph zu seinem 47. Geburtstag. Aus diesem Anlass komponierte Georg Christoph Bach die Kantate „Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen“. Dies ist die einzige noch auffindbare Komposition aus seiner Feder. Am 27. April 1697 starb Georg Christoph Bach in Schweinfurt. Auch wenn er nicht so bekannt wurde wie viele andere Mitglieder der großen Bachfamilie, hat er doch in seiner Zeit vor allem in der südthüringischen Region um Themar die Kirchenmusik mitgeprägt und in Themar und Schweinfurt seine musikalischen Spuren hinterlassen.