Am Ende einer aufregenden halben Stunde Flohmarkt-Treiben hatten die meisten der angebotenen Sachen einen neuen Besitzer gefunden. Freilich bestimmte zunächst die Freude über den Neuerwerb und das gemachte Schnäppchen die Stimmung der Kinder. Gegenseitig begutachteten sie, was die Mitschüler erstanden hatten. Als dann der Flohmarkt-Erlös – 355,30 Euro - feststand, gesellte sich auch Stolz zur Freude. Und das Bewusstsein, Gutes getan zu haben. „Ich habe mich gern von meinem Lieblingsbuch getrennt, wenn ich damit helfen konnte, dass Kinder unterstützt werden, die aus ihrer Heimat fliehen müssen“, sagte ein Mädchen aus der dritten Klasse.
Dies soll in der Tat ganz konkret geschehen. Indem der Basar-Erlös einer ukrainischen Familie gespendet wird, die kürzlich in Kühndorf angekommen ist - eine Mutter mit drei Kindern. Eine schöne Karte wurde von Grundschülern gestaltet und ein ukrainisches Sprüchlein hineingeschrieben. Das Geld komme genau dorthin, wo es jetzt gebraucht wird, hieß es an der Schule.
Die zweite Flucht
Tragik und Gutes liegt in diesem Fall eng beieinander. Hat doch besagte ukrainische Familie schon einmal ihre Heimat verloren, als sie 2014 von der Krim fliehen musste. In Kiew hatte sie eine neue Heimat gefunden. Nun eine erneute Flucht. Der Ehemann und Vater ist zurückgeblieben, um zu kämpfen. Frau und Kinder haben es nach Deutschland geschafft. Aber wohin dort?
Dass sie in Kühndorf gelandet sind, ist der Familie Buckmüller/Vierling zu verdanken. Deren Mitglieder wohnen zwar nicht mehr in Kühndorf, aber es existiert dort eine Wohnung, die nach dem Tod des Vaters leer steht. „Ich habe selbst zwei Kinder. Ich mag mir nicht vorstellen, mein Zuhause zu verlieren und ins Ungewisse fliehen zu müssen“, sagte Susan Buckmüller. Spontan hätte sie mit ihrem Bruder abgesprochen, die Kühndorfer Wohnung ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Am Mittwoch habe sie die Wohnung in eine Ukrainehilfe-Datenbank eingestellt, schon einen Tag später sei eine Reaktion gekommen und am Samstag konnten eine Mutter mit drei Kindern in Kühndorf in Empfang genommen werden. „Sie sind dabei, runterzukommen von den Strapazen der Flucht und wollen schnellstmöglich Deutsch lernen“, weiß Susan Buckmüller.
Den Krieg bekommen sie dennoch nicht aus dem Kopf. Steht das Haus in Kiew noch? Ist der Mann noch am Leben? Auf Fragen wie diese gibt es für die ukrainische Familie derzeit keine Antworten, weil die Kontakte zu Bezugspersonen in der Ukraine abgebrochen sind.