Die Amtszeit von Bundestrainer Joachim Löw endet mit einem Aus im Achtelfinale. Das frühe Aus beim großen Rivalen passt ins Bild: Denn mit der Niederlage endet mehr als nur die Ära eines Bundestrainers. Es endet ein Zyklus. Löw war der Coach einer der talentiertesten deutschen Fußballer-Generationen. Seit den 1970er-Jahren war der deutsche Fußball nicht mehr mit so vielen hervorragenden Fußballern gesegnet. Doch während in die letzte große Generation ein WM-und zwei EM-Titel gefallen sind, fällt Löws Bilanz ernüchternder aus. Sicher überstrahlt die Weltmeisterschaft 2014. Der Titel kann aber nicht den Eindruck überlagern, dass es ein Zyklus der verpassten Chancen ist – und daran trägt Löw eine hohe Mitschuld. Schon 2010 wäre bei der WM mehr möglich gewesen, 2016 hätte das EM-Turnier nur mit einem deutschen Sieg enden dürfen. Deutschland war das beste Team, scheiterte aber in beiden Fällen (auch) an Löws Fehlern. Vercoachte er 2010 und 2012 die entscheidenden K.o.-Spiele, fehlte 2016 das Spielglück. Schon damals deutete sich der Abgesang auf eine goldene Generation an – und der Beginn eines neuen Zyklus. Mit Frankreich und England liegen nun andere Nationen in ihrer Entwicklung weit vor Deutschland, auch wenn die Franzosen gerade in die Arroganz-Falle getappt sind. Deshalb sind von Neu-Bundestrainer Hansi Flick keine Wunderdinge zu erwarten. Ein solideres Coaching aber schon.
EM-Kommentar Chance verpasst
Marcus Schädlich 29.06.2021 - 19:50 Uhr