Denn im gleichen hohen Tempo ging es auch nach dem 1:0 weiter: Der zweite Treffer lag in der Luft, die Bravehearts fanden offensiv überhaupt nicht statt. Gerade, als die deutschen Mannschaft ein Stück weit das Tempo aus dem Spiel nahm, fiel der zweite Treffer: Ausgangspunkt war Gündogan, der auf die linke Seite zu Kai Havertz durchsteckte. Die deutsche Spitze hätte eigentlich schon selbst abdrücken können, doch verzögerte er für einen Moment das Spiel und sah Jamal Musiala in zentraler Position. Der zögerte nicht lange und traf zum 2:0 (19.).
Damit war die Partie schon so gut wie entschieden, denn wohl selbst die schottischen Fans hatten keine Idee, wie ihre Elf die Partie noch hätten drehen können. Zu ideen- und ratlos agierte das Team von Steve Clarke gegen die entfesselte deutsche Mannschaft.
Die deutsche Dominanz setzte sich fort – und hätte schon vor der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zum 3:0 führen können. Einen bereits gepfiffenen Strafstoß nahm der VAR zurück. Dafür griff der Video-Assistent in der 44. Minute ein, als Ryan Porteous im Strafraum auf rüde Art dem deutschen Kapitän Gündogan mit zwei Beinen ans Schienbein sprang. Elfmeter, Rot für den Schotten – und das 3:0 durch Harvetz beendeten eine fulminante deutsche Halbzeit. Noch nie in der Geschichte hatte Deutschland in einem EM-Spiel mit 3:0 zur Pause geführt.
Nach der Pause war klar, dass es wohl keine Wende mehr im Spiel geben würde. Das deutsche Team knüpfte zwar nicht mehr an die rauschhafte erste Halbzeit an, dominierte das Geschehen dennoch deutlich. Der Bundestrainer nutzte die klare Führung für einige Wechsel – und nahm unter anderem den bereits verwarnten Robert Andrich aus dem Spiel. Für die Offensiv-Zauberer Havartz und Wirtz kamen Leroy Sané und Niklas Füllkrug, der sich gleich mit einem Kracher zum 4:0 ins Spiel einfand (68.). Schottland kam noch durch ein Eigentor von Antonio Rüdiger (87.) zum 1:4, was die schottischen Fans wie den EM-Titel feierten. Dass Emre Can in der Nachspielzeit zum 5:1-Endstand traf, war nur noch eine Randnotiz für die Party der deutschen Fans. Ausgerechnet Can, der erst am Mittwoch für Aleksander Pavlovic nachnominiert wurde.
Den größten Applaus des Abends bekam – neben Toni Kroos – der Lokalmatador Thomas Müller. Auch er wird diesen historischen Freitagabend in Erinnerung behalten. Als erfolgreichen Start einer meisterlichen EM?