Elefanten und Mücken Über Schule, Zocken und Zukunftsarbeit

Eine neue Auflage des Bürgergesprächs, das der Kunst- und Kulturverein „Aufwind“ unter dem Titel „Elefanten und Mücken“ veranstaltet. Auch diesmal wieder online.

 
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Zella-Mehlis - Die Gesprächsreihe, die der Kunst- und Kulturverein unter dem Titel „Elefanten und Mücken“ vor etwa sechs Jahren aufgelegt hat, ist auf persönliche Begegnungen ausgerichtet. Eigentlich. Wenn diese Zeiten gerade nicht für Gesprächsrunden mit direkter Tuchfühlung gemacht sind, so wird dieses Gesprächsformat ins Internet verlegt. So haben sich einmal mehr ein gutes Dutzend Neugieriger vor den Computern versammelt, die etwas von anderen Menschen erfahren wollen. Und über sie. Wer hierbei Elefant und wer Mücke ist? Die Frage mag jeder für sich entscheiden.

Julia Pöhlmann hat erneut interessante Gesprächspartner aus Zella-Mehlis gefunden und sie in eine Plauderei verwickelt, die zu dem Freitagabend passt, an dem der Regen gegen die Fenster prasselt und der zu Gemütlichkeit samt leckeren Heißgetränk einlädt. Ulrike Blechschmidt erzählt von ihrem Hobby, welches das Tanzen ist. Und davon, dass sie seit zwei Jahren versucht, ihren 60. Geburtstag zu feiern. Ob es im dritten Anlauf klappt? Sie ist seit 40 Jahren Lehrerin am Zella-Mehliser Gymnasium und hat reichlich Spaß daran, mit den jungen Leuten mitzugehen und selbst ein Stück weit mit ihnen zu wachsen. „Ich erlebe zurzeit Schule im Umbruch. Es geht um Digitalisierung. aber auch um eine zunehmende Ökonomisierung“, sagt sie, die Deutsch und Ethik unterrichtet.

Sicher sei die Digitalisierung eine große Chance, aber sie mache auch vieles unpersönlicher. Ulrike Blechschmidt verrät zudem, dass sie einen Schatz vergraben hat. Und mit ihm ihre Prognosen darüber, wo und als was sie ihre Schüler in der Zukunft sieht. Auf dem Weg in die Zukunft ist auch der zweite Gesprächspartner – der 15-jährige Paul, der Computerspiele liebt. „Ich habe Spaß am Spielen und daran, Leute online kennenzulernen. Denn sich persönlich zu treffen, ist zurzeit nicht so in dem Maße möglich, wie wir das gewohnt sind.“

Paul sitzt in seinem Zimmer, das angesichts der ganzen Monitore und anderer Technik an ein Cockpit erinnert und verrät, dass Spiele für ihn eine gute Geschichte haben müssen. Und auch, dass dies ein nicht gerade preisgünstiges Hobby ist und dass er am Tag drei bis fünf Stunden am Computer sitzt – in den Ferien auch mal länger. Dazu gibt es Chips und Eistee. Rashid, der 23-jährige Mann, der 2015 aus Syrien ohne seine Familie nach Deutschland gekommen ist, lacht sein herzerfrischendes Lachen. Er ist gerade in der Ausbildung. Eigentlich wollte er Zahntechniker werden, aber das hat nicht geklappt. „Jetzt bin ich froh darüber. Ich werde Erzieher. Das ist ein spannender Beruf. Es ist schön, Kinder beim Großwerden zu begleiten.“ Er selbst hatte als damals 17-Jähriger in einer Jugendwohngruppe gelebt, in der er auf das Leben und das Lernen in seinem neuen und noch fremden Zuhause vorbereitet wurde. In genau solchen Wohngruppen möchte er arbeiten, wenn seine Ausbildung abgeschlossen ist. Rashid spricht von Vorurteilen, die er erlebt und darüber, dass er manchmal in Geschäften, in denen er eigentlich nichts gefunden hatte, was er kaufen wollte, doch etwas gekauft hatte. Socken zum Beispiel. „Ich mache das, damit niemand denkt, dass ich etwas mitnehmen will, ohne dafür bezahlen zu wollen“, sagt er. Und ihn ärgert, wenn er auf Englisch oder mit Gesten angesprochen wird. „Mit mir kann man deutsch reden“, sagt der junge Mann, der weiß, wie wichtig es ist, die Sprache zu beherrschen.

Es sind interessante und unterhaltsame 80 Minuten, die von Elefanten und Mücken gefüllt werden. Und von einer lockeren Moderation durch Julia Pöhlmann sowie etlichen Nachfragen der Gäste.

• Das nächste Elefanten-und-Mücken-Gespräch ist für den 25. März geplant. Dann sicher noch einmal online.

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