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Die massive Wilderei aber kehrte die Voraussetzungen um, plötzlich hatte die Minderheit der Elefanten ohne Stoßzähne einen Überlebensvorteil, ihr Anteil stieg. Und das lag nicht nur daran, dass die Wilderer an den Dickhäutern ohne Stoßzähne wenig Interesse hatten, sondern auch an den Nachkommen: Bei den nach dem Bürgerkrieg geborenen Elefanten stieg der Anteil der Weibchen ohne Stoßzähne ebenfalls kräftig.
Wegen eines Zahn-Gens trifft es nur Elefantenkühe
Mit Erbgutanalysen konnte die Gruppe um Princeton-Forscher Shane Campbell-Staton auch einen Teil der genetischen Grundlagen für diese Evolution zu Elefanten ohne Elfenbein klären. Besonders wichtig war offensichtlich das Gen AMELX, das bei Säugetieren eine zentrale Rolle für die Entwicklung von Zähnen spielt. Das Gen liegt auf dem X-Chromosom, von dem weibliche Säugetiere normalerweise zwei besitzen, während männliche Säugetiere nur ein X-und dazu ein Y-Chromosom haben.
Bei Menschen gibt es ein Krankheitsbild, bei dem den betroffenen Frauen ein ganzer Abschnitt des X-Chromosoms fehlt, in dem sich auch das AMELX-Gen befindet. Die Betroffenen haben sehr schlechte Zähne. Da sich in dem fehlenden Abschnitt auf dem X-Chromosom auch andere lebenswichtige Gene befinden, die auf dem Y-Chromosom kein Pendant haben, entwickeln sich männliche Embryonen mit diesem Erbgutfehler erst gar nicht. Das könnte erklären, weshalb die US-Forscher nur Elefantenkühe, aber keine Bullen ohne Stoßzähne beobachten konnten.
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Der Mensch bewirkt eine rasende Evolution
Die Elfenbeinwilderei bestätigt also mit genetischen Grundlagen den Verdacht, den Artenschützer schon lange hegen: Übermäßige Jagd kann nicht nur Arten dezimieren oder ausrotten, sondern kann auch die Evolution verändern. Und das in atemberaubender Geschwindigkeit: Schließlich dauern solche Veränderungen in der Natur oft viele Jahrtausende, während die Wilderei die Eigenschaften der Elefanten bereits in wenigen Jahren grundlegend verändert hat.
Welche Arten beeinflusst der Mensch noch?
Dickhornschafe
Diese wilden Schafe in Kanada reagieren auf die starke Jagd. Weil die Schützen Tiere mit großen Hörnern bevorzugen, werden diese langsam kleiner, berichten kanadische Wissenschaftler im Fachblatt „Science“.
Nashörner
Die Tiere zeigen bisher noch keine Reaktionen auf die Wilderei. Tiere, denen kein Horn mehr wächst, sind nicht gesichtet worden. Das Horn von gewilderten Nashörnern wird zu Pulver zerrieben und ist etwa in Vietnam als traditionelles Medikament begehrt.
Unterschiedliche Elefanten
Bei Afrikanischen Elefanten (auch erkennbar an den sehr großen Ohren mit bis zu zwei Meter Durchmesser) haben ursprünglich sowohl die männlichen als auch die weiblichen Tiere Stoßzähne. Bei Asiatischen Elefanten besitzen in der Regel nur die Bullen Stoßzähne. Aber auch bei den männlichen Tieren sind es bei Weitem nicht alle – nur etwa die Hälfte.