Zwei Millionen Menschen von Hochwasser betroffen
Deutlich dramatischer ist die Lage in den Hochwassergebieten in Mittel- und Osteuropa. Nach Angaben von EU-Kommissar Janez Lenarcic waren zwei Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen. „In nur wenigen Tagen fiel das Drei- bis Vierfache der durchschnittlichen monatlichen Niederschlagsmenge“, sagte der für Krisenprävention zuständige Spitzenpolitiker im Europaparlament in Straßburg. Dadurch seien Flüsse wie die Donau auf ein Niveau anstiegen, das seit einem Jahrhundert nicht mehr erreicht worden sei.
In Polen begannen die Aufräumarbeiten. In der Kleinstadt Nysa, rund 80 Kilometer von Breslau (Wroclaw) entfernt, hob der Bürgermeister die Anweisung zu Evakuierungen auf. Aus öffentlichen Gebäuden wurde das Wasser abgepumpt. Nachdem das Hochwasser der Glatzer Neiße das Kreiskrankenhaus überschwemmt hatte, eröffnete die Armee dort ein Feldlazarett. Insgesamt wurden 10.000 Soldaten in die Katastrophenregion entsandt.
Deiche in Polen werden stark belastet
Die Gefahr weiterer Überflutungen ist noch nicht gebannt: In Breslau wird die Flutwelle der Oder für Donnerstag oder Freitag erwartet - wohl niedriger als befürchtet. Der hohe Wasserstand könne aber länger anhalten als ursprünglich prognostiziert. Dies bedeutet eine große Belastung für die Deiche, die dem Wasser standhalten müssen. Beim Oderhochwasser 1997 wurde die Stadt mit 630.000 Einwohnern zu einem Drittel überschwemmt.
In Tschechien blickt man unweit der Grenze zu Sachsen noch mit Sorge auf die Elbe. In Usti (Aussig) sollen Barrieren und Sandsäcke das Stadtgebiet schützen. Im Osten des Landes begannen indes die Aufräumarbeiten. Vielerorts bot sich den Helfern ein Bild der Zerstörung. Schlammmassen drangen in Geschäfte, Wohnungen und Schulen ein. Die Armee kam zum Einsatz. Abgelegene Orte im Altvatergebirge wurden mit Hubschraubern aus der Luft versorgt. Es gab Berichte über erste Plünderungen.
Große Schäden durch Überschwemmung in Österreich
In Österreich fielen die Pegelstände am Mittwoch weiter. Dadurch werde „das Ausmaß der verheerenden Schäden immer sichtbarer“, sagte der stellvertretende Landeschef von Niederösterreich, Stephan Pernkopf. In dem Bundesland sind 18 Orte nach wie vor nicht zu erreichen. Einsatzkräfte sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Im öffentlichen Verkehr entspannt sich die Lage: Die wichtige Bahnstrecke von Wien Richtung München ist wieder eingeschränkt zu befahren, und in Wien sind die U-Bahnen wieder in Betrieb. Die Regierung kündigte Hochwasser-Hilfsgelder von mehr als einer Milliarde Euro für Kommunen, Privatpersonen und Unternehmen an.
So ist die Lage in der Slowakei
In der Slowakei wandert die Scheitelwelle der Donau allmählich aus Bratislava flussabwärts. Die Hauptstadt ist glimpflich davongekommen. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, erreichte der Wasserstand der Donau im Zentrum mit rund 9,70 Metern schon am Dienstag seinen Höchststand. Die am innerstädtischen Flussufer aufgestellten mobilen Schutzwände seien für einen Pegelstand von bis zu 10,13 Metern ausgelegt und hätten das aktuelle Hochwasser daher gut überstanden, sagte ein Sprecher zur Nachrichtenagentur TASR.
Nach den Prognosen der Wetterdienste wird in weiten Teilen Italiens durch den Sturm „Boris“ zumindest bis Freitag heftiger Regen bis hin zu Wolkenbrüchen erwartet. Der Meteorologe Lorenzo Tedici sagte am Mittwoch: „Wir werden mindestens 48 Stunden lang ein Unwetter erleben, das voll und ganz dem Herbst entspricht. Dieses Jahr sind die sintflutartigen Regenfälle ein wenig zu früh gekommen.“ Bei heftigen Regenfällen in der Region Apulien im Süden des Landes kam ein Feuerwehrmann ums Leben.