Eiserne Hochzeit Nach 65 Jahren so stabil wie Eisen

Karin Schlütter
Die Jubilare Freia und Herbert Schmidt, beglückwünscht von Landrat Thomas Müller (links) und Bürgermeister André Henneberg (rechts). Foto: Karin Schlütter

Pfingsten 1957 haben Freia und Herbert Schmidt aus Schleusingen geheiratet. Zur Eisernen Hochzeit gibt es am Mittwoch viele Glückwünsche.

 
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An ihrem Hochzeitstag Pfingsten 1957 können sich Freia und Herbert Schmidt noch genau erinnern. „Es war ein wunderschöner Tag“, erzählen sie in ihrer kleinen gemütlichen Wohnung in der Schleusinger Klosterpassage. In Günschstädt bei Sömmerda, Freias Heimatort, haben sich die beiden kennengelernt. „Ich war damals bei der Kasernierten Volkspolizei und wir waren zum Ernteeinsatz in Günschstädt“, erinnert sich Herbert. Freia hatte im Kinderheim gearbeitet. Und beim Tanz am Abend hat’s gefunkt. Herbert hat sie nach der Hochzeit in seine Heimatstadt Schleusingen entführt. Jung gefreit hat nie gereut, heißt es. Bei den Eheleuten Schmidt trifft das zu. „Wir haben immer alles gemeinsam gemacht, das hält zusammen,“ verrät Herbert das Geheimnis ihrer Ehe, die nach 65 Jahren durch Höhen und Tiefen so robust ist wie Eisen. Ob das die AWG-Wohnung in der Suhler August-Bebel-Straße war, die sich die beiden mit geschaffen haben und die viele Jahre ihr Zuhause war, auch als sie beide im Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk gearbeitet haben, Herbert Schmidt auch zehn Jahre als Lehrer.

Und da war der Bungalow im schönen Garten der Kleingartenanlage am Schwimmbad. „Wir hatten immer zwei Haushalte“, erzählen sie. Den Gartenverein am Schwimmbad hat Herbert Schmidt maßgeblich mit geprägt. 16 Jahre hat er sich dort als Vorsitzender engagiert. Beim Frühstück mit Landrat Thomas Müller und Bürgermeister André Henneberg erzählt er am Mittwoch von der Vereinsscheune, die sich die Gartenfreunde ausgebaut haben. „Damals, als die Leute noch für ne Flasche Bier Fliesen gelegt oder andere Arbeiten ohne Bezahlung erledigt haben, als Menschen noch aufeinander zugegangen sind und gemeinsam was geschaffen haben.“

Mitmenschlichkeit

Doch Schmidts erleben noch Mitmenschlichkeit. Eigene Kinder waren ihnen nicht vergönnt. Sie haben einen Sohn adoptiert. Er starb mit 54 Jahren an Krebs. Seit dem frühen Tod des Sohnes sind Petra und Detlef Klett sozusagen Schmidts Familie vor Ort, denn die Verwandtschaft bei Sömmerda ist zu weit weg, um den beiden, die heute 85 und 86 Jahre sind, zur Hand zu gehen.

„Wir haben uns gesucht und gefunden“, freuen sich die beiden über Familie Klett. Gefunden haben sie sich durch das gemeinsame Engagement in der Schleusinger Stadtkapelle. Neben dem Gartenverein hat sich Herbert Schmidt von Anfang an für die Gründung der Stadtkapelle Schleusingen im Jahr 1995 eingesetzt, eine Herzensangelegenheit des damaligen Bürgermeisters Klaus Brodführer. Der war es auch, der sagte: „Ihr müsst wieder nach Schleusingen, hier gehört ihr hin.“ Und so sind Schmidts seit 27 Jahren wieder Schleusinger, wohnen seit sieben Jahren in der Klosterpassage. „Diese Wohnung ist ein Glückstreffer für uns. Wir haben hier alles im Haus: Friseur, Physiotherapie, Post… und Bäcker und Fleischer in der Straße.“ Und sie haben Detlef, der heute den Musikverein der Stadtkapelle leitet, und dessen Frau Petra, die auch diese Feier zum Ehejubiläum arrangiert haben. „Wir mussten uns um nichts kümmern“, sagt Herbert Schmidt, dankbar für diese Hilfe. Bei der Trauerfeier für den Sohn hatten die beiden gefragt, ob sie helfen können. Seither sind sie die guten Seelen für das Ehepaar. „Sie fahren uns zum Arzt, zum Einkaufen oder nehmen uns auf Ausflüge mit. Wenn wir euch nicht hätten...“, sagt Herbert und schickt einen dankbaren Blick zu den Beiden. Selbst Autofahren kann Herbert schon lange nicht mehr, und auch den geliebten Garten haben Schmidts schweren Herzens abgeben müssen.

Schön, hier zu leben

Doch beide sind zufrieden und glücklich, erzählen, dass sie jeden Tag Freies Wort lesen, das Kreuzworträtsel machen und Freia eine Expertin für Sudoku ist. Sie spielen täglich Mensch-ärgere-Dich nicht oder Karten und interessieren sich für alles, was im Städtchen passiert.

„Wir haben uns für die Stadt engagiert, aber es ist auch schön, hier zu leben.“ Und als die offiziellen Gratulanten am Mittwoch gegangen sind und Nachbarn und Freunde kommen, erzählt Herbert Schmidt von dem schönen Vormittag. Später werden Nichten und Neffen aus Sömmerda zur Feier in der „Sonne“ erwartet und die Saxofonisten der Stadtkapelle, die ein Ständchen bringen. Auch das haben Petra und Detlef organisiert. So geehrt und gewürdigt können Freia und Herbert Schmidt ihrer Steinernen Hochzeit in zweieinhalb Jahren entgegen gehen.

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