Sie dröhnt. Sie ächzt. Sie schnauft. Unten, in Gräfenroda, legt sie sich ins Zeug. Nimmt Anlauf, wo es noch flach ist. Ein kurzes Pfeifen für den Mann im Stellwerk. Ein Gruß zurück in den Nachthimmel. Dann geht es atemlos gegen den Berg. Hoch zum Rennsteig. Kilometer für Kilometer, Kurve für Kurve windet sich die Strecke. „Klack-Klack, Klack-Klack“ machen die Räder auf den Schienenstößen: Die Lichter aus den Zugabteilen färben den Schnee draußen gelblich. Immer höher. Immer weiter. Die Gehlberger Bahnsteiglaternen schimmern vorbei, die wilde Gera plätschert dunkel zwischen den Schneemassen. Nur noch die Gleise und der Bach. Links und rechts steile Hänge. Ein langer Pfiff, und plötzlich kein Schnee mehr. Dafür Dieselabgase, vorbei flitzende Lichter aus Tunnelnischen. Die Brandleite. Eine drei Kilometer lange Röhre. Fast 300 Meter unter dem Rennsteig. Jetzt endlich kann die große, rote Diesellok aufatmen, die 13 orangefarbenen Wagen des Städteexpress-Zuges gleiten mühelos durch den Berg. Der „Rennsteig-Ex“, wie man ihn einst nennt, fährt von Berlin nach Meiningen. Hinter dem Tunnel, da ist er zuhause. Hinter dem Tunnel ist Heimat für so manchen, der aus der großen kleinen Republik in den Süden Thüringens reist. Für andere sind es die Ferien, die schönste Zeit des Jahres.