Einsatzübung Feuerwehr probt den Ernstfall

Karl-Wolfgang Fleißig

An der Eisfelder Regelschule ist am Freitagabend ein Heizungsbrand simuliert worden, dessen Rauchentwicklung sich im ganzen Gebäude ausgebreitet hat. 44 Kameraden übten für den Ernstfall.

 
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Freitagabend – die Arbeit ist  getan, die Dunkelheit hat Einzug gehalten und es laufen die Vorbereitungen auf das Wochenende. Für 44 Feuerwehrleute in der Eisfelder Gegend hat die Gemütlichkeit jedoch ein jähes Ende: Es ist kurz nach 17 Uhr, als die Funkmeldeempfänger in Eisfeld piepsen und die  Kameraden zum Einsatz rufen: „Einsatz für die Feuerwehr Eisfeld, es geht zum Kirchplatz – Rauchentwicklung aus der Regelschule“. Außerdem ploppen die Handys auf und geben genauere Hinweise zum Einsatzgeschehen. Hier wird auch schon klar, dass es   eine unangekündigte  Übung ist.

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Die oberste Etage in der Regelschule „Otto Ludwig“ ist hell erleuchtet, der Chemieraum voller Qualm. Hinter den Fenstern sind vier Personen zu erkennen, die augenscheinlich den Raum  nicht alleine  verlassen können. Die Alarmanlage der Schule gibt einen durchdringenden Ton von sich und der Flur neben dem Chemieraum ist rot gefärbt von der optischen Alarmierung.

Es sind knapp sieben Minuten nach dem  stillen Alarm  vergangen, als ein Martinshorn    schreit und  Blaulicht die Dunkelheit zerreißt. Es ist der Einsatzleitwagen der Freiwilligen Feuerwehr Eisfeld, der als erstes auf den Platz zwischen evangelischer Kirche und Regelschule fährt. Es wird ein Fenster des Schulgebäudes geöffnet, aus dem dichter Qualm – von einer Nebelmaschine produziert –  dringt und die Hilfeschreie von eingeschlossenen Personen (Mitglieder der Jugendfeuerwehr) zu vernehmen sind.

Chemikalien sind zu beachten

Kurz nach dem Eintreffen des Einsatzleitwagens folgt das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 10 der Stützpunktfeuerwehr Eisfeld. Während der Einsatzleiter und Wehrführer Kai Leipold die Brandmeldeanlage mit den Feuerwehrlaufkarten checkt, gibt es um 17.15 Uhr einen weiteren Alarm, diesmal zusätzlich auch laut über Sirene. Nachgefordert werden das Löschgruppenfahrzeug LF 20 sowie der Gerätewagen Gefahrgut GWG aus der Kernstadt, da im Chemieraum verschiedene Chemikalien in den Übungsablauf involviert sind. In die Nachalarmierung sind auch die Wehr Werratal (Bockstadt/Herbartswind und Harras) mit einem Mannschaftstransportwagen und zwei Tragkraftspritzenfahrzeugen Wasser TSF-W sowie die Ortsteilwehr  Waffenrod-Hinterrod – einschließlich Hirschendorf – und einem Löschgruppenfahrzeug LF 8/6 sowie einem Mehrzweckfahrzeug mit Tragkraftspritzenanhänger MZF-TSA einbezogen. Unterstützung kommt von den Kameraden aus Schalkau, die mit ihrer Drehleiter DLK 33 und einem HLF 20 anrücken. Die Drehleiter kann auf 32 Meter ausgefahren werden. Der Bereich um die Regelschule ist durch die Scheinwerfer der Fahrzeuge hell erleuchtet.

Das Übungsszenario sieht vor, dass ausgehend vom ursächlichen Heizungsbrand dichter Qualm in das Hauptgebäude übertritt und die Brandmeldeanlage auslöst. Die   Stützpunktfeuerwehr aus der Kernstadt und die Kameraden aus Schalkau mit der Drehleiter haben die Aufgabe der Menschenrettung und gehen zum Innenangriff über. Unter Atemschutz dringen sie in die zweite Etage der Regelschule vor, auf der sich der Chemieraum befindet. Auf dem Rücken die Atemluftflaschen und Schlauchmaterial mit Strahlrohr und einer Wärmebildkamera in der Hand. Die Feuerwehrleute arbeiten sich in den  Raum vor, in dem vor lauter Qualm nicht viel zu erkennen  ist. Zwei Personen können nach ihrer Rettung selbstständig die obere Etage verlassen, wobei ein Geretteter auf der Treppe stürzt und liegen bleibt. Die Retter bringen ihn schließlich mit einer Trage aus dem Gebäude. Eine weitere Person muss ebenfalls durch weitere zwei Einsatzkräfte gerettet werden und die letzte eingeschlossene Person kann über die Drehleiter das Gebäude verlassen. Die Einsatzleitung wird über den Chemikalienfund  informiert.

Um einen Überblick über die Atemluft der Atemschutzgeräteträger zu erhalten, erfasst der dafür verantwortliche Kamerad der Atemschutzüberwachung die Zeit des Anschließens und fragt während des Einsatzes durch die bestehende Funkverbindung den noch vorhandenen Druck ab. Das Atemschutzgerät selbst kann auch einen Warnton abgeben. Die Atemschutzüberwachung hat eine Uhr, die in diesem Fall auf 20 Minuten gestellt wurde. Die Kommunikation zwischen den Akteuren soll sicherstellen, dass keine Einsatzkraft durch nicht mehr vorhandenen Druck in der Atemluftflasche in Gefahr gerät.

Die Einsatzkräfte der weiteren Fahrzeuge gehen mit einem Innenangriff und Außenangriff gegen den Brand in der Heizung vor. Dazu wurden gleich bei Ankunft die Hydranten vorbereitet. Der Bereich der Schule ist für den Zeitraum des Feuerwehreinsatzes nicht passierbar. Einsatzkräfte haben die Zugänge zu diesem Straßenzug abgesperrt. Die Einsatzübung ist schließlich gegen 18.30 Uhr beendet.

Positives Resümee

Eisfelds Stadtbrandmeister Danilo Hedwig ist bei dieser Einsatzübung Beobachter und führt ein entsprechendes Protokoll. „Nach der Corona-Pandemie ist es wieder eine große Einsatzübung, in der das Zusammenwirken von Kräften unterschiedlicher Wehren geprobt werden soll“, sagt Hedwig. „Ziel ist es, Mängel und Gefahrstoffe zu erkennen sowie das Objekt nach seiner umfassenden Sanierung vor einigen Jahren genauer kennenzulernen.“

In einer ersten Auswertung gegenüber unserer Zeitung stellt der Stadtbrandmeister erfreulich fest, dass das Übungsziel mit der Priorität 1, die Menschenrettung, zügig erreicht wurde. Hinsichtlich der Mängelerkennung sind es kleinere Abstimmungsprobleme, die intern aufgearbeitet werden. An der  Brandmeldeanlage seien  seitens  des Landkreises  Nacharbeiten nötig. Hedwig stellt aber auch heraus, dass nach dem Auffinden der Gefahrstoffe durch die eingesetzten Atemschutzgeräteträger kein Zeitproblem bestand. Grundsätzlich ist Danilo Hedwig mit dem Ablauf der Einsatzübung   zufrieden.  An kleineren Stellschrauben werde im Winter  gedreht. „Die Bevölkerung kann sich sicher fühlen.“

Im Einsatz befanden sich 44 Kameraden mit elf Fahrzeugen (Eisfeld 20+4, Waffenrod- Hinterrod 4+1, Hirschendorf 3+1, Bockstadt/Herbartswind 3+1, Harras 5+2, Schalkau 9+2).  Nicht alle Einsatzkräfte können nach der Aussage des Stadtbrandmeisters gleichzeitig arbeiten. So könnten Bürger unter Umständen fälschlicherweise annehmen, dass Feuerwehrleute nur herumstehen würden.   Jedoch hat jede Einsatzkraft  eine zugewiesene Aufgabe oder  steht  als Reservekraft zur Verfügung.