Christoph Gattinger zählte zur Gruppe in der Wache, mit Feuerwehrmännern aus Suhl und Meiningen bildeten sie einen Einsatzzug. Ihre Aufgabe waren die täglich anfallenden Arbeiten. Einmal wurden sie zum Brand einer Solaranlage gerufen, dann wurde Gasgeruch gemeldet und als es regnete und Gullis vollliefen, alarmierten die Leute vorsichtshalber ebenfalls die Feuerwehr. Die Angst sei groß, dass das Wasser wieder in die Häuser und die Keller laufe, erzählt Ortsbrandmeister Gattinger.
Christoph Liebknecht war in der Gruppe, die auf dem Nürburgring untergebracht war, im großen Zelt der Thüringer Feuerwehr. Sie fuhren täglich in den Ortsteil Ahrweiler, bauten einen Stützpunkt auf und machten sich größtenteils zu Fuß auf den Weg. Sie kontrollierten die Container mit Brauchwasser und schauten nach angeschwemmtem Gefahrgut. Dinge wie Gasflaschen, Farbeimer, Lackdosen, und auch eine Flasche Schwefelsäure, die vielleicht aus einer Apotheke gespült worden war, sammelten sie zur fachgerechten Entsorgung ein.
Der Geruch nach Diesel sei allgegenwärtig, manchmal roch es modrig, manchmal stach es in der Nase. Der Schlamm trocknet zu Staub, „und überall hört man es klopfen, es ist eine große Baustelle“. Sie sahen die Berge von Unrat, stellten Bauzäune vor einsturzgefährdete Häuser, wurden immer wieder angesprochen, woher sie kämen. „Als Thüringer waren wir sehr gut angesehen“, bemerkten sie.
In den Straßen seien mittlerweile nicht mehr so viele Bagger im Einsatz, „aber ich habe noch nie so viele Spülwagen“ gesehen“, berichtet Christoph Gattinger. Sie versuchten, das Kanalsystem wieder freizubekommen. Trinkwasser komme nach wie vor aus Flaschen, Strom könne nur nach und nach zugeschaltet werden.
Die Breitunger erlebten den Versuch, eine der Tiefgaragen freizupumpen. Es werde befürchtet, einige der noch vermissten Personen könnten in den Parkdecks ums Leben gekommen sein. Der Abpump-Versuch misslang. Noch drücke das Wasser zu sehr nach.
Zu den Bildern, die sich einprägten, zählt für Christoph Liebknecht auch der Friedhof in Ahrweiler, wo nur Teile der Grabsteine aus der Schlamm- und Schuttschicht ragen. Und die Geschichten, die sie von Einheimischen, teils selbst betroffenen, Feuerwehrleuten hörten. Die „zwei Tage lang nur Menschen gerettet und dann Leichen geborgen haben“.
72 Stunden waren die Breitunger im Grunde im Dauereinsatz, haben „Hilfe auf allen Ebenen geleistet“. War es sinnvoll, hinzufahren? „Ja“, betonen beide sofort, „eindeutig“. Sie hätten ihre Aufgabe erfüllen können.
Es wären auch mehr als neun Leute aus Breitungen mitgekommen, sagt Ortsbrandmeister Gattinger. Gerade wenn man selbst aus einem Hochwassergebiet komme, sei es doch selbstverständlich, zu helfen.
Spendenaktion: Der Verein „Freies Wort hilft – Miteinander Füreinander“ nimmt weiter Spenden für die Hochwasseropfer entgegen. Wir unterstützen besonders bedürftige Familien, Kinder und Einzelpersonen im Ahrtal.
Spendenkonto: DE39 84050000 1705 017 017, Verwendungszweck Flut 2021
Spenden sind steuerlich absetzbar. Jeder Euro kommt direkt bei den Betroffenen an.