Einkaufen in Heldburg Stadtrat stellt die Weichen für neuen Lebensmittelmarkt

Rolf Dieter Lorenz
So passt sich der geplante Supermarkt (rechts, Bildmitte) mit Sichtachse zur Veste Heldburg (links oben) ins Ortsbild von Heldburg ein. Foto: /Halsdorfer Ingenieure, Projekt GmbH

Nahe der Tankstelle in Heldburg will ein Investor einen fast 1400 Quadratmeter großen Supermarkt errichten. Der Stadtrat beschloss, dafür einen Bebauungsplan aufzustellen und ein Sondergebiet Handel auszuweisen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Einen Innenstadtbereich mit vielen kleinen Einzelhändlern wie in der Kreisstadt Hildburghausen sucht man in der Stadt Heldburg vergeblich. Zwar ist sie flächenmäßig mit rund 113 Quadratkilometern sogar größer als die Kreisstadt, die nur auf rund 73 Quadratkilometer kommt. Entscheidend ist aber die kleinteilige, dörfliche Struktur. Während in Hildburghausen etwa rund 11 700 Einwohner leben, bringt es Heldburg mit seinen 14 Ortsteilen nur auf knapp 3400 Einwohner. Die meisten davon, auch wenn es insgesamt nicht mal 1000 sind, wohnen im Kernortsteil Heldburg.

Kein Wunder, dass sich da Versorgungsmöglichkeiten und Einkaufserlebnisse für die Bewohner der Stadt in Grenzen halten. Im Ortsteil Heldburg gibt es zwei kleine Supermärkte: einen Tegut-Markt und einen Diska-Markt, der zur Edeka-Gruppe gehört. Und genau diese Gruppe hat jetzt Großes vor im Ortsteil Heldburg. Sie hat über einen Projektentwickler aus Burgdorf bei Hannover den Antrag gestellt, einen knapp 1400 Quadratmeter großen Lebensmittelmarkt mit Frische- und Bedienungstheken sowie einem Backshop-Café mit Außenbereich zu errichten. Geplant ist ein eingeschossiger Baukörper mit einer Außenwandhöhe von sieben Metern, in moderner Bauweise mit hoher Dämmung, Wärmerückgewinnungsanlage und LED-Leuchten. Dazu eine Parkplatzanlage mit insgesamt 91 Stellplätzen.

Versorgung verbessern

Das Bauvorhaben soll die Versorgungsstruktur für Heldburg nachhaltig verbessern und langfristig sichern. So steht es jedenfalls in der Projektbeschreibung des Investors, der mit der Ansiedlung eines Lebensmittelvollsortimenters eine Versorgungslücke schließen möchte.

Eine Voruntersuchung hatte ergeben, dass es im Einzugsgebiet Heldburg lediglich 200 Quadratmeter Verkaufsfläche je 1000 Einwohner gibt. Der Bundesdurchschnitt liegt jedoch bei 520 Quadratmeter. „Derzeit fließen 70 Prozent der vorhandenen Kaufkraft in die Umlandgemeinden“, sagte in der Stadtratssitzung David Osthof, einer der Vertreter der Projekt GmbH Halsdorfer Ingenieure aus Burgdorf bei Hannover.

Zu diesen Umlandgemeinden gehören neben der Stadt Römhild auch die bayrischen Kommunen Bad Königshofen, Bad Rodach und Seßlach. Alles Kommunen, in denen es mehrere Supermärkte sowie auch Filialen großer Discounterketten gibt. Angesichts dessen befürchtet Osthof bezüglich der beiden kleinen, bereits bestehenden Supermärkte im Ortsteil Heldburg auch keinen Verdrängungswettbewerb.

Nach der nur sehr kurzen Präsentation des Bauprojekts schloss sich im Stadtrat weder eine größere Diskussion an, noch gab es irgendwelche Vorbehalte dagegen. Die Ratsmitglieder waren nach Angaben von Heldburgs Bürgermeister Christopher Other bereits im nicht-öffentlichen Teil einer vorangegangenen Stadtratssitzung detailliert über das Bauprojekt unterrichtet worden. Darüber hinaus handelt es sich bei dem Standort um ein Privatgrundstück und nicht um eine kommunale Liegenschaft, die dafür veräußert werden müsste. Lediglich Stromleitungen sind für das Projekt zu verlegen. Der Stadt entstehen keine Kosten, weil die Finanzierung vom Projektentwickler übernommen wird. Die Einwohner von Heldburg und den Ortsteilen können also nur von einer besseren Versorgungsstruktur profitieren.

Große Zustimmung

Deshalb gab es im Stadtrat große Zustimmung zum Bauprojekt. Mit 14-Ja-Stimmen bei nur einer Enthaltung beschloss das Gremium einen vorhabenbezogenen und vorzeitigen Bebauungsplan aufzustellen, mit dem Baurecht geschaffen werden soll. Eine Umweltprüfung ist ebenso erforderlich wie eine Verträglichkeitsanalyse. Denn Heldburg hat bisher kein Einzelhandelskonzept und keinen rechtsgültigen Flächennutzungsplan. Dieser sei aber in Arbeit und werde das Bauprojekt berücksichtigen, sagte Bürgermeister Other.

Bilder