Einkaufen in Arnstadt „Heimat shoppen“ für die Innenstädte

Berit Richter
  Foto:  

Die kleinen Einzelhändler haben unter der Coronakrise besonders gelitten. Die Aktion Heimatshoppen der IHK will nun für Belebung der Innenstädte sorgen, auch in Ilmenau und Arnstadt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Arnstadt/Ilmenau - „Der Handel ist die zweitstärkste Branche in Südthüringen“, sagt Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK). Eine Branche, die besonders unter den Corona-Maßnahmen zu leiden hatte, aber auch vorher schon die Internet-Konkurrenz zu spüren bekam. Die Aktion „Heimat shoppen – Kauf da ein, wo du lebst“ will dem entgegensteuern und fürs lokale Angebot werben.

2014 startete die Aktion in Nordrhein-Westfalen, seit 2017 ist auch Thüringen dabei. Bundesweit beteiligen sich in diesem Jahr 502 Kommunen, im Freistaat 27, vier mehr als beim letzten Mal. In Südthüringen sind neun Städte dabei, darunter Ilmenau, wo am 9. Oktober zum „Heimat shoppen“ geladen wird und Arnstadt, wo die Aktion an diesem Samstag, 25. September, im Rahmen des Herbstfestes stattfindet.

„25 Prozent der Unternehmen in Südthüringen sind im Handel. In ihnen arbeiten rund 16 000 Beschäftigte, das sind elf Prozent aller Beschäftigten“, machte Pieterwas Mittwoch beim Pressetermin in Arnstadt deutlich, welche Bedeutung der stationäre Einzelhandel für die Region hat. Aber auch welchen Schaden er in den letzten Monaten erlitt. So sei bundesweit der Umsatz zwischen Januar und Mai im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent eingebrochen, in der Gastronomie gar um 47 Prozent.

Mit der Aktion „Heimat shoppen“ will die IHK deshalb die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Innenstädte und ihre Angebote lenken und zur Unterstützung der lokalen Händler aufrufen. Begleitet wird das Ganze von einem Shopping Guide, der auf die Angebote aufmerksam macht. In Arnstadt beteiligen sich 41 Händler und Dienstleister daran, mehr als in den zwei Jahren zuvor, in denen die Stadt bei der Aktion mitmachte. Für Ilmenau soll der Guide demnächst vorgestellt werden. Arnstadt habe damit das zweitgrößte Angebot nach Meiningen im Südthüringer Raum und eines der größten in Thüringen, erklärte Ralf Pieterwas.

Geschäftsinhaberin Stefanie Köhler, die am Samstag ihr Zehnjähriges für ihre „Boutique Seidensprung“ feiert, begrüßt die Aktion, würde sich aber auch wünschen, „dass das ganze Jahr über Heimat shoppen ist.“ Denn nur wenn die Menschen das lokale Angebot zu schätzen wissen, könne es auch überleben. Sonst drohe eine Verödung der Innenstädte. „Nur gemeinsam sind wir, Händler, Gastronomen und Dienstleister, stark“, betonte sie. Nur die Vielfalt sorge für eine attraktive Innenstadt. Arnstadt stehe da besser da als viele andere Städte, auch „weil wir kaum Filialen haben, sondern wirklich ein originelles Angebot“. Mehr Zusammenarbeit sei aber wünschenswert, zum Beispiel bei einheitlichen Öffnungszeiten.

Bürgermeister Frank Spilling gab sie den Wunsch nach einem Arnstadt-Gutschein mit auf dem Weg. „Mit einem Gutschein, den man in jedem Geschäft erwerben und einlösen kann, könnten wir viel Kaufkraft in der Region binden“, so Stefanie Köhler. Froh ist sie, dass ihr Geschäft den Lockdown überlebt hat. Dies sei aber nur gelungen, weil viel Arbeit in den Internetauftritt gesteckt wurde und so der Kundenkontakt gehalten werden konnte. Mittlerweile würde bewusster eingekauft als vor der Pandemie, so Stefanie Köhlers Erfahrung. „Die Kunden sind dankbar, dass es uns noch gibt.“

Dazu braucht es aber auch Verkäufernachwuchs. Und deshalb hat Stefanie Köhler noch einen Wunsch: „Dass sich mehr Kleine und Mittelständische trauen, auszubilden.“ Aktuell seien ihre zwei Azubis in ihren Berufsschulklassen die einzigen, die nicht von einer großen Kette kommen. Eine Erfahrung, die auch Ralf Pieterwas teilt. 2015 habe es im Kammerbezirk 2200 Auszubildende gegeben, aktuell nur noch 700, sagte er.

Eingebunden ist das „Heimat shoppen“ in den „Arnschter Altstadtherbst“. Ab 11 Uhr warten zahlreiche Highlights auf die Besucherinnen und Besucher. Die Geschäfte selbst sind bis 18 Uhr geöffnet.

Bilder