Ein Jagdtag im November Waidmannsheil in Suhler Wäldern

Dicker Nebel, vier Grad, Regen. Es ist ein Tag, der jedes November-Klischee erfüllt. Und es ist Ansitz-Drückjagd im Suhler Revier, Nähe Wiese am Schießplatz. 65 Jäger aus ganz Deutschland sind dabei.

 
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Suhl - Die Kennzeichen der Fahrzeuge auf dem aufgeweicht-matschigen Parkplatz an der Hütte am Rimbachbrunnen ergeben alle erdenklichen Buchstabenkombinationen. 65 Jäger sind aus allen Himmelsrichtungen für einen Jagd-Erfolg im Thüringer Wald angereist. Männer und auch einige Frauen, die bereits morgens und trotz des Wetters erstaunlich guter Laune sind. Dick angezogen und darüber in leuchtende Signalfarbe gehüllt, werden sie vom stellvertretenden Oberhofer Forstamtsleiter, Udo Häger, eingewiesen und in 14 Gruppen aufgeteilt. Von dort geht es mit den jeweiligen Gruppenleitern hinein in den Wald. Vorbei am Abzweig Döllberghütte, immer weiter. Jeder Teilnehmer der Jagd bekommt für die kommenden Stunden einen Platz zugewiesen. Entweder eine Kanzel, die überdacht ist, oder einen offenen Drückjagdbock, die bis zum Ende der Jagdzeit, 12.15 Uhr, nicht verlassen werden dürfen. Bis dahin sind ausschließlich die Jagdhunde im Revier, die genau wissen, was sie zu tun haben. Sicherheit ist oberstes Gebot.

Revierjäger Marcus Recknagel wird von seinen beiden Deutsch Drahthaar Dargo und Paul begleitet. Ihre Aufregung ist förmlich greifbar. Winselnd lauern sie darauf, von der Pick-up-Ladefläche zu kommen. Ausgerüstet mit Sender-Halsband und Signalweste geht es zum angedachten Standort. Es ist vom Weg nur einen Anstieg hinauf. Noch immer wabern Nebelschwaden in wechselnder Dichte durch den Wald. Schnell ist die Kanzel erreicht und über glitschige Sprossen erstiegen. Schutz vor der Kälte bietet der Lodenmantel vom Großvater. Die Repetierbüchse bekommt ihren Platz in der Ecke vorn, die Marcus Recknagel seit seinem 18 Lebensjahr benutzt. Dargo und Paul haben unten an der Kanzel zu warten, bis sie wenig später das Kommando „Los, voraus!“ erhalten. Endlich! In Windeseile schießen sie los, um Wild aufzuspüren und es dem Jäger zuzutreiben. Genau das ist ihr Job.

Marcus Recknagel weiß, dass beide anfangs zusammen losziehen und sich bald trennen werden. Der zehn Jahre alte und erfahrene Dargo nutzt die Chance und wird sich so schnell nicht blicken lassen, während sich Paul zwischendurch immer wieder eine Motivation abholt. „Wo ist die Sau?“, reicht schon. Und weiter geht es. Für die Hunde ist es äußerst schwierig, das Wild bei Regen und Nebel auf die Läufe zu bringen, erklärt der Revierjäger. Auch das Wild ist clever und wird nie über offenes Land flüchten, versucht stattdessen, über dunkle Flecken zu entkommen. Und plötzlich, „da unten, ein Reh“, sagt Marcus Recknagel. Es ist zu schnell. Die Hunde gehen der Spur nach. Keine zehn Minuten nach Beginn der Jagd reißt er seine Büchse hoch, schießt, trifft. Nach einem gewaltigen Satz kommt das Tier zu Fall und bleibt liegen. In Sekundenschnelle sind die Hunde am erlegten Rehbock. Mit der Feststellung, dass er tot ist, geht die Arbeit für sie weiter. Für Marcus Recknagel ist sie immer mit der Achtung vor dem Wild verbunden. „Schließlich löscht man ein Lebewesen aus.“ Erst nach dem Ende der Jagd wird das Wild geborgen.

Hinter der Kanzel knackt es kurz. Eine Rotte Wildschweine. Keine Chance für einen Schuss. Die hatte dafür einer der anderen Jäger, Michael Schade aus Bad Wildungen, der mit insgesamt acht Schüssen fünf Wildschweine der Rotte sowie einen Rehbock niederstreckt und am Ende des Tages Schützenkönig wird. Auch das ein Beitrag, das Schwarzwild zu reduzieren, das die Afrikanische Schweinepest überträgt, die auf Haustiere übergreifen kann. Seit 25 Jahren ist er Jäger, seit sechs Jahren beteiligt er sich an Jagden des Forstamtes Oberhof. „Ich bin gern hier“, sagt er „weil man sich unwahrscheinlich viel Mühe gibt. Am Ende gibt es mitten im Wald sogar eine Bratwurst und alle kennen sich mit Namen. Das ist in Hessen nicht so.“

Sein Glück kann ein Großteil der Jäger an diesem Tag nicht teilen. Im Gegenteil, den meisten von ihnen ist nicht einmal der Anblick vergönnt. Auch Jagdhundeführerin Nadine Bayer aus Essen nicht, die seit 2014 Jägerin ist. Mit ihrem Deutschen Jagdterrier Jokl und der jungen Polnischen Bracke Cleo teilt sie die Leidenschaft für die Jagd, „um ein äußerst kostbares Lebensmittel zu gewinnen. Auch ohne Jagderfolg, ist es in Ordnung. Die Hunde arbeiten trotzdem toll und ich genieße die Natur. Ich komme immer wieder gern her“, sagt sie. Bis zu 15 Mal im Jahr ist das inzwischen der Fall, um mitunter noch zu verlängern und mit der Tochter zu wandern.

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