Eigener Inhalt Häuptling Schicke Nase

Wolfgang Plank

Der Jeep Cherokee findet zu alter Form zurück - und erstmals gibt es den großen Diesel auch ohne Allrad.

 
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Im Grunde kann einem Hersteller gar nichts Besseres passieren, als dass seine Marke gleichsam für das Produkt steht. Dabei wurde der Name "Jeep" noch nicht mal extra ersonnen. Irgendwann um 1941 war er ganz einfach da – und steht bis heute als Synonym für Geländewagen. So wie Tesa für den Klebestreifen oder Tempo für das Papiertaschentuch. Und darum gilt: Was im Zeichen der sieben Schlitze rollt, ist stets auch eine Ikone abwegigen Fortkommens.

Es sei denn, man verliert sein Gesicht. So geschehen im Fall des Cherokee von 2013, dessen spitzes Konterfei schon sehr weit abwich von dem, was unter Blutsbrüdern der Baureihe noch als satisfaktionsfähig durchging. Nicht wenige vom Stamme der Enttäuschten wünschten sich den Designer ob dieser Entgleisung damals umgehend an den Marterpfahl – und den Wagen alsbald in die ewigen Jagdgründe.

Insofern ist das mit dem Facelift dieses Mal mehr als wörtlich gemeint. Und bei Jeep haben sie ganze Arbeit geleistet: Das ehemals umstrittene Antlitz wurde nicht irgendwie kriegsbemalt, sondern mindestens gestrafft. Eigentlich sogar operiert. Nun ist die Nase ihren leidigen Knick los, und die großen Scheinwerfer-Augen strahlen endlich wieder die Überlegenheit eines Häuptlings aus.

Auch ans Herz sind sie dem Indianer gegangen. Zum Modellstart an diesem Wochenende sorgt ein 2,2-Liter-Diesel für Vorschub. Mit souveränen 195 PS und einem neunstufigen Wandler samt Schaltwippen am Lenkrad. Eine Version mit 150 PS
und Schaltgetriebe reicht Jeep zum Jahresende nach, einen Zwei-Liter-Benziner mit 270 PS und serienmäßig zwei getriebenen Achsen erst 2019. Elektrifiziertes ist ebenfalls nicht früher im Angebot, dafür gibt es den starken Selbstzünder erstmals auch mit Frontantrieb. Wohl so eine Art Friedenspfeife für den Zeitgeist…

Dabei arbeitet der Allradantrieb ohnehin nur, wenn Traktion wirklich gebraucht wird. Auf normaler Straße legt der Cherokee das Hinterachs-Differenzial samt Kardanwelle nämlich ganz einfach still – und schaltet erst bei Bedarf innerhalb einer sechzehntel Radumdrehung wieder zu. Wer mag, kann – je nach Untergrund – die Wahl der Kraftverteilung selbst treffen, gegen Aufpreis ist zudem eine 4x4-Version mit Untersetzung im Angebot.

Aber auch wenn er ein echter Jeep ist – ganz so raubeinig wie Wrangler oder Renegade will der Cherokee traditionell nicht sein, eher so der edle Winnetou. Für das Plus an fahrerischem Komfort sorgt deshalb rundherum eine Einzelradaufhängung. Die schafft einen guten Kompromiss zwischen Alltag und Abenteuer und hält den Wagen im Zusammenspiel mit der präzisen Lenkung auch in schnellen Kurven im Lot.

Fans gepflegter Verschränkung müssen indes nicht bangen, dass nun Ende Gelände wäre. Falls man doch mal dort fahren muss, wo schon Gehen keine Freude mehr ist, helfen vorne 17 Zentimeter Federweg, hinten sind es sogar 19. Und als "Trailhawk" mit zusätzlicher Bodenfreiheit, speziellem Allradantrieb, geänderter Übersetzung und Hinterachs-Sperre gibt es auch beim Cherokee einen Ableger für völlig neben der Spur.

Platz ist im 4,62 Meter langen Gefährt vorne wie hinten mehr als auskömmlich, das Gepäckfach (570 Liter) hinter der elektrischen Klappe fasst jetzt 70 Liter mehr, und Platz für ein paar pfiffige Ablagen haben die Entwickler auch noch gefunden. Die neueste UConnect-Generation mit Einbindung von Apple- und Android-Smartphones ist selbstredend auch mit an Bord. Echten Jeep-Fans womöglich sehr viel wichtiger als Touchscreen und Konnektivität: Achtern dürfen bis zu 2,37 Tonnen an den Haken.

Bereits ab Werk warnt Jeeps Jüngster vor nahendem Fahrbahnrand, querendem Verkehr und Gefahren im toten Winkel. Zur Not tritt er sogar selbst auf die Bremse. Auf Wunsch – und gegen Aufpreis – wahrt er zudem Tempo und Abstand, erledigt ermüdenden Stop&Go-Verkehr und parkt längs wie quer ein.

Der starke Diesel beginnt bei 41 500 Euro, Allrad kostet ab 43 500 und für Cherokee mit komplettem Federschmuck ruft Jeep ab 53 500 Euro auf. Und weil die Ausstattung überaus reichhaltig ist, darf man bei der Konkurrenz die Preise durchaus als Ausgraben des Kriegsbeils verstehen. Howgh!

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