Dennoch zeichnet sich der Trend ab, dass Sachbücher zumindest in Bibliotheken immer weniger nachgefragt werden; ganz im Gegensatz zur Belletristik. "Die Ausleihzahlen bei Sachbüchern sind im Vergleich zu den Vorjahren gesunken", weiß Maiken Hagemeister vom Deutschen Bibliotheksverband (DBV) zu berichten. Waren es 2006 noch 69,8 Millionen Sachbücher, die laut Deutscher Bibliotheksstatistik in öffentlichen Bibliotheken ausgeliehen wurden, sind es aktuell noch etwa 53,35 Millionen Exemplare. Ein Rückgang um rund 24 Prozent. Wobei angemerkt werden muss, dass die Teilnahme der Bibliotheken an der Statistik freiwillig ist.
Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass kaum mehr einer in die Bibliothek geht. Wie die Expertin vom DBV erklärt, habe sich vor allem die Art der Nutzung geändert. Die Bibliothek werde mittlerweile gerne und häufig aufgesucht, um in Ruhe zu arbeiten, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen und sich auszutauschen. Maiken Hagemeister ergänzt: "Nicht zu vergessen sind Veranstaltungen, wie etwa Lesungen, die sehr nachgefragt sind."
Hinzu kommt, dass sich Bibliotheken heute selber rege des Internets bedienen – etwa um ihren Nutzern Bücher oder auch Zeitschriften digitalisiert zur Verfügung zu stellen. "Heute muss man nicht mehr zwingend in eine Bibliothek gehen, um in ein Buch zu schauen. Es gibt schließlich die Onleihe, die sehr stark nachgefragt ist und fundierte Informationen über das Internet bietet", sagt Maiken Hagemeister. Auf gleichnamiger Internet-Plattform verleihen Bibliotheken elektronische Medien an ihre Nutzer. 20,2 Millionen E-Medien wurden laut Bibliotheksverband allein im vergangenen Jahr ausgeliehen. Darunter Bücher, Magazine und Musik. 3075 Bibliotheken in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Italien bieten ihre digitalen Medien über die "Onleihe" der divibib GmbH an. Unter ihnen auch 31 Thüringer Bibliotheken, die im "ThueBIbNet" verbunden sind.
Und auch Fachverlage gehen seit Jahren neue, nämlich crossmediale Wege: "Ob Fachmedien durch das Internet überflüssig werden? Das Gegenteil ist der Fall: In einer Welt, in der Fakten und Behauptungen zunehmend verschwimmen, steigt der Bedarf an qualifizierten und kuratierten Fachinformationen. Als Fachmedienhäuser begleiten wir unsere Leser und Nutzer crossmedial. Es geht längst nicht mehr um die eine Zeitschrift oder das eine Buch, sondern darum, verlässliche Informationen bereitzustellen. Und das tun wir mit unseren Experten heute auf allen Kanälen und in allen Formaten", sagt Stefan Rühling, Sprecher der Deutschen Fachpresse.
Das Neben- beziehungsweise Miteinander von Gedrucktem und Digitalem setzt sich auch mehr und mehr im wissenschaftlichen Bereich durch. Die Staats- und Landesbibliothek Dresden ist beispielsweise fleißig dabei, Bestände aus wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken sowie bedeutsames Schriftgut aus weiteren Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen zu digitalisieren. Um es für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und langfristig zu erhalten. Auch Universitäten und Fachhochschulen laden Publikationen und Teile wissenschaftlicher Ausarbeitungen auf ihre Server, um sie ihren Studierenden für Recherchen schnell und unkompliziert zur Verfügung zu stellen. Das neue Urheber-Wissensgesellschaftsgesetz unterstützt dies.
Doch kauft oder leiht sich dann künftig überhaupt noch jemand ein Buch aus Papier? Natürlich! Vor allem für die Generation, die noch mit dem klassischen Buch als Recherchequelle aufgewachsen ist, ist das Blättern von Seiten kein lästiges Übel. So schaut beispielsweise der Journalist Volker Pöhl aus Meiningen lieber in seine 30-bändige Ausgabe des Brockhaus. Für die 19. Auflage in Leder und Goldschnitt habe er fast 6000 DM bezahlt – "eine meiner größten Investitionen nach der Wende", sagt der Freies Wort-Lokalleiter.
Auch wer fachlich oder gar wissenschaftlich fundiertes Wissen sucht, muss ob aller Digitalisierungsbemühungen noch auf das gute alte Buch zurückgreifen. Denn Verlage bieten Zeitschriften und andere Publikationen zwar häufig, jedoch lange nicht in jedem Fall auch in einer Online-Variante an. So ist und bleibt der Griff zum Gedruckten auch in Zukunft unumgänglich. Und was passiert, wenn die Leitung defekt oder der Datenfluss gestört sind und das Internet einmal nicht genutzt werden kann? Dann stehen zum Glück noch die Brockhaus-Bände, "Wer ist wer?" oder der Duden in manch einem Bücherregal. So wie auch bei Mandy Walter aus Suhl. Wenn das Internet mal streikt und wieder ein Vortrag ausgearbeitet werden muss, braucht ihr Sohn jedenfalls nicht zu verzweifeln.
Der Suchmaschinen-Marktführer Google
Die Internet-Suchmaschine Google ist Statistiken zufolge bei weltweiten Suchanfragen Marktführer und gilt als die am häufigsten besuchte Website der Welt. In Europa hat Google einen Marktanteil von über 90 Prozent und steht damit auch nur theoretisch in Konkurrenz mit Suchmaschinen wie "Bing", "Yahoo", "AOL", "Ask.com" oder Yandex. Google bearbeitet pro Tag mehr als drei Milliarden Suchanfragen und hat mit Stand April 2017 knapp 3,36 Milliarden registrierte Nutzer (Google +).
Wer schreibt eigentlich Wikipedia-Einträge? Einträge in der Online-Enzyklopädie verfassen kann prinzipiell jeder. Wikipedia stellt jedoch einen wissenschaftlichen Anspruch an die Artikel und fordert deshalb neben Belegen durch Quellen auch eine neutrale und sachliche Schreibe. Um einen Artikel zu verfassen, muss sich der Nutzer registrieren. Nach dem Hochladen des Beitrages wird dieser durch verschiedene "Wikipedianer", also bereits erfahrene Autoren, geprüft und kommentiert, damit ihn der Autor gegebenenfalls überarbeiten kann. Geschieht dies dann nicht, wird der Eintrag im internen Bereich gelöscht und erscheint nicht online.
Wissenschaftliche Suchmaschinen im Internet Google Scholar Im Gegensatz zur allgemeinen Suche im Internet wird bei Google Scholar nach wissenschaftlichen Dokumenten gesucht. Auch nach Autoren, Veröffentlichungsmedien und -datum kann über Google Scholar recherchiert werden.
scholar.google.de/" href="http://scholar.google.de/" target="_blank" target="_blank">
Metager Metager ist eine Metasuchmaschine der Universität
Hannover. Bei der Suche bezieht sie mehrere wissenschaftliche Suchmaschinen ein. Auch ohne spezifizierte Einstellungen werden Ergebnisse wissenschaftlicher Fundstellen bevorzugt. www.metager.de Forschungsportal Auf Servern öffentlich finanzierter, deutscher Forschungseinrichtungen sucht "Forschungsportal". Die Suchmaschine des Bundesministeriums für Bildung und Forschung kann beispielsweise auch Dissertationen in dem Bestand der Deutschen Bibliothek finden.
www.forschungsportal.net Open Knowledge Foundation Deutschland Der Gesellschaft Wissen ohne Beschränkungen bereitzustellen, ist das Ziel der sogenannten Open Science, der öffentlichen Wissenschaft. Die 2011 gegründete Open Knowledge Foundation Deutschland setzt sich dafür ein, Chancen der Digitalisierung konsequent zu nutzen. Alle Bestandteile des wissenschaftlichen Prozesses sollen über das Internet offen zugänglich und nachnutzbar gemacht werden. Auch die Staats- und Landesbibliothek Dresden unterstützt diese Idee.
Urheber-Wissensgesellschaftsgesetz Ziel des ab 2018 in Kraft tretenden Gesetzes ist es, bestimmte zeitgemäße Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Welt zu ermöglichen. Es geht dabei darum, einen Mindestzugang sicherzustellen. Hochschullehrer können mit dem Gesetz Auszüge aus Werken unkompliziert und rechtssicher in einen elektronischen Semesterapparat einstellen. Wissenschaftler können künftig große Mengen an Texten mit entsprechender Software analysieren, ohne zuvor jeden einzelnen Autor oder Verlag um Erlaubnis zu bitten. Bibliotheken können Kopien von wissenschaftlichen Artikeln auf Einzelbestellung digital versenden.