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Wolfgang Plank

Heiße Drifts auf kaltem Eis - mit VW Driving Experience zu Besuch im Grenzbereich

 
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Es gibt nur wenige Autofahrer, die mit Winter keinen Grusel verbinden. Vereiste Scheiben, Probleme beim Start, vor allem aber glatte Straßen. Der Wagen rutscht – und mehr als Schleichfahrt trauen sich viele dann nicht mehr zu. Fährt doch drohender als sonst das Risiko mit, dass über sichere Ankunft oder Totalschaden Winzigkeiten entscheiden. Ein Häuflein Schnee, ein Tick zu viel Tempo, ein klitzekleiner Moment der Unaufmerksamkeit – oder das Manöver eines anderen, mit dem man nicht rechnen konnte.

Dabei ließen sich viele Situationen meistern. Wenn man geübt wäre im richtigen Bremsen, im exakten Lenken, im klugen Reagieren. Wenn man Routine hätte im Erspüren dessen, was das Auto kann, was man selbst – und was eben nicht. Doch wo sollte man derlei gefahrlos probieren? Und zwar noch bevor hierzulande die dicken Flocken fallen.

Zum Beispiel in Schweden. Genauer: in Arvidsjaur. Nahe am Polarkreis und nicht weit weg von den geheimnisumwehten Orten, an denen Hersteller bei minus 30 Grad Versuchsfahrzeuge testen. Bis Ende März bietet die "VW Driving Experience" dort Training auf Eis und Schnee. Vom Anfänger-Kurs bis zur Profi-Schulung. Gefahrlos – und mit hohem Spaß-Faktor.

Tatort: ein zugefrorener See. Spiegelglatt im Wortsinn. Und bestes Geläuf für einen Eis-Tanz der besonderen Art. Partner dabei sind Golf R und T-Roc R: 300 PS, Allradantrieb – und 400 Spikes in jedem Rad. Damit kommt man auf gut die Hälfte der Haftung, die man auf Asphalt hätte. Macht aber nix, weil es auf dem Arvidsjaursjön keinen Baum gibt, kein Hauseck und keinen Graben. Bloß ein paar Gummihütchen oder – weit genug weg – weiße Wälle.

Spätestens Ende Oktober hat es in Arvidsjaur unter Null. Dauerhaft und zuverlässig. Ab fünf Zentimeter Eis kann man mit dem Schneemobil fahren, ab zehn mit dem Auto, ab 50 mit einem Laster, und ab 80 könnte sogar ein Flugzeug landen. Zur Beruhigung aller Ängstlichen und Klimawandel-Bewussten: Im Februar war der See einen Meter tief gefroren.

Sechs Kreisbahnen schiebt die "VW Driving Experience" auf dem Arvidsjaursjön Jahr für Jahr in den Schnee. Jede 100 Meter im Durchmesser. Vor allem aber zehn Kilometer Geschlängel für mehr als 40 Strecken-Varianten. Von "Volle Lotte" bis Haarnadel. Entworfen einst von Hermann Tilke – dem Mann, der so ziemlich alle aktuellen Formel-1-Strecken erdacht hat. Und damit das Kurven-Labyrinth stets gleichbleibt, fährt der Schneepflug streng nach GPS.

Vor der ersten Ausfahrt steht ein bisschen Theorie, die kein bisschen grau ist. Warum ein Auto wie reagiert, wie man sich die Physik zum Freund macht, ab wann Haftungsfragen mit Nein beantwortet werden – und warum Gas geben sehr oft sehr viel besser ist als Bremsen.

Auch mit einem Handicap lernt man umzugehen. Peripher erfassen wir 175 Grad – nehmen also mit Gesicht nach vorne noch unsere seitlich ausgestreckten Arme wahr, richtig scharf indes sehen wir gerade mal in einem Bereich von einem Grad. Und in der Regel fahren wir genau dahin – leider auch Richtung Gefahr, weil der Furchtsamen Blick genau dahin geht.

Dann lockt auch schon der See. Wo man bald erfährt, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, an welcher Achse die Räder treiben. Dass schon ein bisschen zu schnell viel zu schnell sein kann. Dass aber ein drängendes Heck nicht das Ende ist, sondern erst der Anfang. Und dass man selbst auf glattem Geläuf nicht bloß hilfloser Passagier ist. Schließlich sind da noch Pedale, Lenkrad – und eben das Auge für die kluge Richtung.

Mit jedem Meter mehr wird daraus ein Spiel mit dem Schwung des Lastwechsels. Eines, bei dem man mal Mut beweisen muss für den beherzten Gasstoß – und mal Geduld, bis endlich die Drehung um die Hochachse beginnt. Und wenn etwas diesen Spaß an gepflegter Querfahrt überhaupt noch steigert, dann eine tickende Stoppuhr.

Aber wie das halt so ist mit dem Grip. Je mehr der Reifen in Längsrichtung leisten muss, desto weniger stemmt er beim Lenkeinschlag. Irgendwann ist dann Ende. Heißt in Arvidsjaur: Schnee. Und heißt Michael Lehmann – der Mann, der einen mit Touareg und Seil wieder auf den rechten Weg bringt.

Am Ende des Wochenendes haben sich ein paar 19-Zöller und eine Frontschürze für zwei Erkenntnisse aufgerieben: Dass man Jahre an Rennerfahrung der Instruktoren in zweieinhalb Tagen Eis-Tanz nicht aufholen kann. Und dass auch mit Übung nicht alles geht – aber eben verdammt viel. Wenn man nur weiß, wie …

Alles zu Lehrgängen, Orten und Terminen auf:
www.volkswagen-driving-experience.de

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