Es gibt nicht wenige Autobauer, die an den Trend lange Zeit nicht recht geglaubt haben. Sie hielten Grenzwerte und den zwangsweisen Schwenk zur E-Mobilität für eine vorübergehende Erscheinung. Irgendwann, so das Kalkül, würden die traditionell guten Verbindungen zur Politik schon für Entspannung sorgen. Besser noch: Für eine Rückkehr zum für sie guten alten Verbrenner.

Es ist anders gekommen. Trotz Corona. Keine direkten Kaufprämien jenseits der auf Zeit gesenkten Mehrwertsteuer, keine Aufweichung der CO 2 -Ziele. Im Gegenteil: Die Regeln werden in Zukunft noch einmal verschärft. Am elektrifizierten Auto führt damit praktisch kein Weg mehr vorbei. Sonst drohen Milliarden an Strafzahlungen.

Ein Schlupfloch allerdings existiert in den EU-Bestimmungen: das sogenannte Pooling. Dabei können sich mehrere Hersteller zusammentun und ihre Flotten gemeinsam ausweisen. Im Grunde ein klassischer Zertifikate-Handel. Autobauer, die den Grenzwert reißen, verbünden sich – selbstredend gegen Geld – mit Wettbewerbern, die deutlich unter dem Limit liegen. Weil die gemeinsame Flotte zählt, schrammt der bisherige Sünder im Idealfall knapp an Strafen vorbei, während der andere trotzdem unter der roten Linie bleibt – und obendrein ein hübsches Sümmchen verdient.

Vorgemacht haben das schon 2019 Fiat Chrysler und Tesla: Da der FCA-Konzern, bei dem sich auch Jeep und Alfa Romeo finden, beim Abgas-Ausstoß patzte, paktierte er mit dem Hersteller Tesla, der für seine Elektroauto "Credits" einstreicht und damit gewaltige Mengen an CO 2 -Papieren zu verteilen hat. Das kostet FCA zwar Geld – allerdings weniger als die drohenden EU-Strafzahlungen. Kolportiert wird für den Deal ein Lohn von mehr als einer Milliarde Euro.

Ein Modell, das weltweit Nachahmer findet. Der chinesische Autokonzern SAIC ist mit seinen Marken MG Motor und SAIC Motors Europe dem CO 2 -Pool des VW-Konzerns beigetreten, vermeldet ein offizielles Dokument der Europäischen Kommission. Volvo nutzt seine Erfolge beim Senken seiner Emissionen für eine Zählgemeinschaft mit Ford. Dort gibt es aktuell Probleme bei der Plug-in-Variante des Modells Kuga.

Dieser Tage ist nun Honda dem Pool von Tesla und FCA beigetreten, um seinen Ausstoß unter dem gemeinsamen Dach verrechnen zu können. Der knuffige Stadtflitzer der Japaner verkauft sich in Europa schleppender als gedacht und bereitet Honda deshalb offenbar Schwierigkeiten, die Brüsseler Vorgaben für seine Flotte einzuhalten. Das deckt sich mit Meldungen, wonach Tesla starke Absatzzahlen verzeichne und damit weitere Credits an andere Hersteller verkaufen könne. Was Honda sich das Geschäft kosten lässt, bleibt ein Geheimnis.