Eigener Inhalt Es hebe der Sport

Wolfgang Plank

Der Porsche Macan GTS verschreibt sich der Fahrdynamik. Als Allrad-SUV kann er aber auch Gelände.

 
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Man mag den Trend beklagen, doch wer hierzulande ordentlich Autos verkaufen will, muss Hochbeiniges im Programm führen. Das gilt selbst für ausgewiesene Sportwagenbauer. Da können alle noch so sehr vom 911er schwärmen und anderen Flachflitzern – das Geld für derlei Legenden verdienen sie bei Porsche mittlerweile mit Viertürern.

Ganz besonders mit dem Macan, von dem sie dort mehr verkaufen als von jedem anderen Modell. Ursprünglich gedacht für jene, denen der Cayenne zu ausladend daherkommt und der Carrera zu wenig alltagstauglich. Die gelegentlich mal neben der Spur sein wollen oder müssen – aber trotzdem so etwas schätzen wie feine Zuffenhäuser Provenienz.

Mit der Modellpflege 2018 hatten sie den Macan Richtung 911er getrimmt. Und das nicht nur wegen der breiteren Hinterräder. Spezielle Felgen führen seitdem die Reifen präziser, das Doppelkupplungsgetriebe sortiert die sieben Gänge einen Wimpernschlag schneller, der Allrad ist noch feiner austariert, und die Bremse reagiert dank steiferem Pedal und kürzerem Weg noch feinfühliger. Anders gesagt: Schon der Serien-Macan hat reichlich Reserven, wo die mit Abstand meisten seiner Lenker längst an ihren Grenzen sind.

Für den begabten Rest gibt es jetzt den gezielt auf Sportlichkeit ausgelegten GTS. Den nötigen Schwung verleiht der 2,9-Liter-V6 aus dem Macan Turbo, der mit 380 PS zwar 60 PS Respektabstand zum Top-Modell wahren muss, beim Sprint auf Tempo 100 (4,7 Sekunden) aber gerade mal vier Zehntel hinten liegt – bei fast 15 000 gesparten Euro. So ist das halt: Den Turbo wählen Verehrer der Vollausstattung, Freunde gepflegter Flottfahrt vertrauen traditionell auf den GTS.

Das dreibuchstabige Gütesiegel verdient sich der Macan ein klein wenig durch optische Finesse, abgedunkelte Leuchten und viel schwarzen Zierrat, vor allem aber durch 15 Millimeter mehr Bodennähe, zwei doppelte Röhr-Röhren, Bremsscheiben im Format einer Familien-Pizza – und eine wunderbar straffe Abstimmung.

Wer in letzte Winkel der Querdynamik vorstoßen will, dem sei das Luftfahrwerk inklusive einstellbarer Dämpfung ebenso empfohlen wie die elektronische Sperre "Torque-Vectoring Plus", Keramik-Bremse sowie das Sport-Chrono-Paket samt Fahrmodus-Drehregler. Damit kann man die elektronische Assistenz schrittweise in die Pause schicken und auf Kopfdruck sogar 20 Sekunden "Volle Kanne Macan" genießen. Doch Vorsicht: Macht erstens süchtig und, zweitens, einstellige Verbräuche zur Illusion.

Durchaus kein Wunder ist hingegen, dass sich bei so viel Technik der schönste Platz links vorne befindet – in stark konturierten Sportsitzen, umgeben von Alcantara und gebürstetem Alu. Mittig im Blick den noch immer analogen Drehzahlmesser, flankiert von gestochen scharfen Displays und einem Touchscreen im Leinwand-Format samt Sprachsteuerung und Online-Navigation.

In diesem Leitstand erinnert – vom Überblick abgesehen – erst einmal wenig an ein Allrad-SUV. Eher an einen Sportwagen auf Stelzen. Hinter der zweiten Reihe öffnen sich dennoch knapp 500 Liter Laderaum, die sich durch Umklappen auf anderthalb Kubikmeter erweitern lassen – und achtern dürfen noch 2,4 Tonnen an den Haken. Auch für abseits des Asphalts ist der Macan GTS ordentlich gerüstet. Zwar reicht er nicht an die Qualitäten des großen Bruders Cayenne heran, bei 19 Zentimetern Bodenfreiheit (luftgefedert 18) und knapp 30 Zentimetern Wattiefe darf einem aber schon einiges an Ungemach unter die bis zu 21 Zoll großen Räder kommen.

Das Problem liegt für die meisten ganz woanders: Nur wer sich in absoluter Bescheidenheit übt, schrammt gerade noch an 80 000 Euro Einstiegspreis vorbei. Und dann warten da ja noch seitenweise Verlockungen, die am Ende auch sechsstellige Beträge ermöglichen. Im Prinzip gibt es kaum etwas, was es nicht gibt.

Beim autonomen Fahren indes bremsen sie bei Porsche ein wenig. Selbstverständlich wahrt der Macan GTS Abstand, Spur, Tempo und beherrscht selbstständig Stop & Go im Stau – ansonsten aber lenkt der Chef hier noch weitestgehend selbst. Zum Glück. Wer wollte so ein Auto schon einem Algorithmus überlassen?

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