Darum ist schon die blanke Karosserie ein Meisterwerk. Eine Komposition aus Stahl, Aluminium, Gussteilen und Magnesium. Mehr als 3100 Schweißpunkte halten sie verwindungssteif zusammen, dazu 734 Nieten. Hinzu kommen gute acht Meter rollgefalzte und fast 200 Meter verklebte Nähte. Insgesamt addiert sich die Zahl dessen, was Fachleute eher emotionslos "Fügeverfahren" nennen, auf mehr als ein Dutzend.
Vor allem aber sind 714 fließlochformende Schrauben verbaut. Sie halten in der Hauptsache die beiden massiven Längsträger. Eine Art Blechfresser de Luxe: Aufsetzen, mit hohem Tempo eindrehen – fertig sind Gewinde und Zusammenhalt. Gerne benutzt in Hohlprofilen, an die man von innen nicht mehr herankommt. Entscheidender Vorteil: Es gibt keine Späne und daher keine Rostgefahr.
Um die 150 Kilo wiegt allein der stählerne Rahmen um die eigentliche Batterie. Eine am Rechner ertüftelte Wabenstruktur, die Kräfte abfängt und sinnreich lenkt. Acht sogenannte Lastverteiler helfen bei einem seitlichen Aufprall, eine Rampe am hinteren Achsträger sorgt dafür, dass sich bei einem Heck-Crash der E-Motor nicht in den Akku spießt. Auch die "Fußgarage" muss unter allen Umständen heil bleiben – zwei Vertiefungen für die hinteren Passagiere.
Im Vergleich etwa zu einem Porsche Panamera hat der Tycan während seiner Entwicklung zweieinhalbmal mehr Unfall-Simulationen durchlaufen. Geschätzt 350 Karosserien – oder zumindest Teile davon – wurden geschrottet. Um ständig zu prüfen, ob Computer-Modell und tatsächliche Verformung deckungsgleich sind. Entscheidend ist am Ende nur eins: Die Module des Akkus müssen nach jedem Crash-Test schadenfrei sein. Auch unter dem Mikroskop.
Die größte Herausforderung: Ein Frontalaufprall mit Tempo 64 bei 40 Prozent Überdeckung. Die Träger müssen sich klug verformen und doch genügend Lebensraum lassen. Und: Das Vorderrad darf nicht seitlich wegknicken, weil es für die Aufnahme der gewaltigen Kräfte gebraucht wird. Da müssen selbst große Computer lange rechnen. Praktisch soll das Ganze nämlich auch sein. Für die Hochzeit – die Verbindung von Aufbau und Bodengruppe reichen beim Taycan 28 Schrauben. Das sind nur sechs mehr als einst beim Käfer.
In Sachen Brandbekämpfung übrigens sind kluge Köpfe mittlerweile auf eine pfiffige Idee verfallen. Viele Feuerwehren hieven brennende Autos per Kran kurzerhand in einen mit Wasser gefüllten Abfallcontainer. Feuer ersticken und Batterie kühlen in einem Aufwasch – der pragmatische Ansatz könnte zum Standard werden.