Sammelaktion Hildburghausen Kinder sorgen für neue Eichen-Bäume

Wenn Kinder den Eichhörnchen und den Eichelhähern in dabei helfen, neue Wälder entstehen zu lassen, dann klingt das nach einem zukunftsfähigen Projekt. Dieses läuft aktuell im Landkreis Hildburghausen.

 
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Volle Körbe, Tüten und Beutel schleppten die Mädchen und Jungen der Grundschule Eins in Hildburghausen am Mittwochmorgen durch das Schulhaus in ihre Klassenräume, um sie kurz darauf auf dem Pausenhof wiegen und in Taschengeld verwandeln zu lassen. Der Inhalt der Behältnisse: Eicheln. Aus diesen wurde nach und nach ein herbstgoldener Berg auf dem Anhänger der Stadtförsterei. Dieser Berg wird Wald.

Bernd Hoffmann rechnet in diesem Jahr mit vier bis viereinhalb Tonnen Eicheln, die die Annahmeaktionen einbringen. Davon wird die Stadtförsterei etwas über die Hälfte in den Stadtwald bringen, wo bereits 30 Kästen auf Pfählen installiert sind, die mit den Eicheln bestückt werden. Ist das erledigt, kommt ein ganz natürlicher Kreislauf ins Spiel: „Der Eichelhäher holt sich die Eicheln – meist drei Stück auf einmal – und vergräbt sie, um im Frühjahr von den neu entstandenen Bäumen die Primärblätter zu entfernen und damit seine Brut zu versorgen“, erklärte Bernd Hoffmann, der unter anderem auf Grundlage dieses Kreislaufes seit vielen Jahren den Hildburghäuser Stadtwald umbaut. Eichhörnchen spielen ebenfalls eine Rolle, weil sie die Eicheln als Wintervorrat verstecken und bei weitem nicht alle wieder finden. Aus diesem Teil werden dann bestenfalls neue Bäume.

Während in den vergangenen Jahren das Forstamt immer von den Einwohnern direkt die Eicheln abkaufte, wurde die Aktion 2022 auf Grundschulen ausgeweitet. Das Projekt hat die Stadtförsterei seit Mai vorbereitet. „Im Mai wird sichtbar, ob es ein gutes Ertragsjahr wird, denn dann blüht die Eiche. Dieses Jahr gab es viele Blüten, dann auf Grund der Trockenheit sehr kleine Früchte bis im August. Diese sind dann allerdings durch den Regen im September noch einmal kräftig gewachsen, sodass wir nun richtig viel Material für unsere Aussaat haben“, sagte der Stadtförster. Er war vor den Herbstferien in den Grundschulen unterwegs und hat den Kindern erklärt, was sie der Natur Gutes tun können, wenn sie Eicheln sammeln. „Und sie haben es direkt verinnerlicht“, freut sich Bernd Hoffmann.

Die Eicheln, die nicht über die Waldtiere ausgebracht werden, bringt die Stadtförsterei mit Hilfe von Pferden unter die Erde. „Wir starten die Aktionen natürlich vornehmlich auf Flächen, auf denen es bislang kaum Eichen gibt“, erklärt der Stadtförster den Waldumbau, der nötig ist, um den Wald zukunftsfähig zu machen, indem er aus Bäumen besteht, die für die Region geeignet sind. Das ist die Mission der Stadt seit ungefähr 30 Jahren. 520 Hektar Wald sind bereits umgebaut – das ist ein Viertel des Stadtwaldes.

Heike Knauer, Lehrerin der Klasse 2c in der Hildburghäuser Grundschule Eins ist begeistert vom Projekt der Stadtförsterei und hat das Thema Wald intensiv mit den Kindern behandelt. Und so wissen die Zweitklässler, was mit ihren gesammelten Eicheln passiert, welche Tiere bei der Aussaat helfen und was Bäume für den Menschen bedeuten. Begeistert erzählen sie von ihren Eichelsammelaktionen in den Herbstferien. So hat zum Beispiel Kevin Mirau mit seiner Familie so viel gesammelt, dass er die Ausbeute nicht mit in die Schule bringen konnte und direkt an der städtischen Sammelstelle am Schießplatz abgeben wird. Wofür er gesammelt hat, weiß er ganz genau: Seine Familie möchte nach Bolivien auswandern und dort Pferde kaufen. Seine Mitschüler haben ebenfalls Pläne, wofür sie ihr selbst erwirtschaftetes Geld ausgeben wollen: Pokémon-Karten, ein Fußballtor, Playstation, Videospiele sind zum Beispiel begehrte Ziele. Pro Kilogramm Eicheln gibt es ein bis zwei Euro – je nach Qualität. Für die Ankäufe sind laut Bernd Hoffmann Gelder im Forstwirtschaftsplan eingestellt.

Während an den Schulen noch Sammelaktionen laufen, startet die Stadtförsterei am morgigen Samstag bereits die nächste Aktion zum Waldumbau: Es gibt eine große Pflanzaktion im Stadtwald, bei der 5000 junge Eichen aus dem Pflanzgarten der Stadt mit Hilfe der Hildburghäuser gesetzt werden sollen.

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