Ehrenamt Verein möchte Ersthelfer schulen

Ein lebensbedrohlicher Notfall kann jederzeit eintreten. Wichtig ist, dass die Menschen wissen, was zu tun. Notärztin Franziska Groenen und ihre Mitstreiterinnen setzen auf frühe Bildung in den Schulen. Mit einer Reanimationspuppe unterstützt der Lionsclub diese Arbeit.

 
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Notärztin Franziska Groenen (3. v. r.) sowie ihre Mitstreiterinnen Stefanie Edelmann und Daniela Pecker freuen sich über Reanimationspuppe, die der Sonneberger Lionsclub finanziert hat. Clubpräsident Thomas Röthig sowie die Mitglieder Frank Heim, Hans-Jochen Vogt und Bernd Preuße haben die Puppe übergeben. Foto: Carl-Heinz Zitzmann

Bei Unfällen oder generell lebensgefährdeten Situationen ist schnelles Handeln notwendig. „Bereits nach drei Minuten kann es zu irreversiblen Schäden kommen“, sagt Notärztin Franziska Groenen. Die promovierte Medizinerin spricht aus der Praxis. Vor allem weiß sie um die Erfahrung, dass es auf Ersthelfer ankommt, die – meist zufällig – lebenserhaltende Maßnahmen einleiten können. Indessen, das Wissen, was man tun kann, sei selbst bei Erwachsenen, die für die Führerscheinprüfung vor vielen Jahren einmal einen Kurs abgelegt haben, kaum noch vorhanden. Groenen und ihre Kolleginnen möchten früher einsetzen und das Wissen um das Helfen vermitteln. Sie engagieren sich – ehrenamtlich – mit Bildungsveranstaltungen in Schulen.

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Eine Rettungspuppe könnte diese Arbeit deutlich verbessern. Mitglieder des Sonneberger Lionsclubs haben die Anschaffung einer solchen Demonstrationspuppe ermöglicht. Kürzlich wurde die Puppe in den Räumlichkeiten der Wohnungsbaugenossenschaft in Sonneberg übergeben. Ausdrücklich dankte Groenen für die Unterstützung. Deutschland hat in Sachen Ersthilfe durch Laien Nachholbedarf. Bei plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand helfen in der Bundesrepublik nur etwa 51 Prozent Laien. Das ist im Vergleich mit anderen europäischen Staaten deutlich weniger. In Skandinavien und den Niederlanden seien dies beispielsweise über 80 Prozent. Einer der Gründe ist dafür eine fehlende schulische Ausbildung in Wiederbelebung, die in anderen Ländern längst fest etabliert ist. Und konfrontiert werden kann man sehr schnell mit einer solchen Situation. Ein Herz-Kreislauf-Stillstand, trifft über 60 Prozent der Betroffenen im häuslichen Umfeld, etwa 20 Prozent in der Öffentlichkeit, beispielsweise in Bussen und Bahnen.

„Kinder retten Leben“

Hier haben Groenen und die Notfallsanitäterinnen Stefanie Edelmann und Daniela Pecker angesetzt. Sie gehen regelmäßig in Schulen, um das Wissen darum, was im Notfall zu tun wäre, zu vermitteln. „Kids save lives“ – Kinder retten Leben – heißt ihr Projekt Seit etwa drei Jahren sind sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit aktiv. Dabei erfahren die Schüler, warum Wiederbelebungsmaßnahmen wichtig sind und welche entscheidende Rolle Ersthelfer haben. In der Theorie wird vermittelt, wie ein Notruf abgesetzt werden kann, welche erste Maßnahmen beim Auffinden einer leblosen Person nötig sind. „Die praktischen Übungen an Reanimationspuppen ermöglichen das Training der Herzdruckmassage“, sagt Groenen. Druckpunkt, Drucktiefe und Frequenz werden geschult. Sehr schnell können Kinder und Jugendliche geschult werden, wie sie den richtigen Druckpunkt finden, Drucktiefe und Frequenz bei der Herzdruckmassage einschätzen können. „Wir sind begeistert wie kompetent die Jugendlichen am Ende der zwei Stunden Wiederbelebungsmaßnahmen in den gestellten Szenarien ergriffen haben“, bemerkt Notfallsanitäterin Stefanie Edelmann. Ein solches Eingreifen würde sie sich für die Patienten im „wahren Leben“ wünschen. „Wir möchten mit unserer Spende diese lebensrettende Initiative unterstützen“, betont Thomas Röthig. Der Präsident des Lionsclubs sieht hier eine wichtige Unterstützung der gemeinnützigen Organisation, deren Mitglieder sich für die Unterstützung Not leidender Menschen engagieren. Die Puppe war bereits diese Woche „im Einsatz“. Notärztin Groenen und ihre beiden Mitstreiterinnen möchten für die Schulungsarbeit nun einen Verein gründen, der sich übrigens mit seiner Weiterbildungsarbeit nicht alleine an Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene richtet.