Ebern Ebern und der Schnee von gestern

Der schneereichste Berg der Umgebung steht derzeit im Heimatmuseum Ebern: Eine Ausstellung rückt die umfangreiche Sammlung an Schlitten und anderen Wintersportgeräten in ein neues Licht.

 
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Ebern - Es war einmal, in früherer Zeit, da fiel zur Winterszeit massenhaft weißes Zeug vom Himmel. "Schnee" haben es die Älteren genannt, die heute ihren ehrfürchtig staunenden Nachfahren von unwegsamen Schulwegen durch meterhohe Schneemassen berichten. In Fotoalben beweisen sie es, zeigen verschneite Landschaften, Schlitten und Skipisten.

Leihgaben erwünscht

Im Heimatmuseum Ebern können Besucher ab dem 25.Oktober bis voraussichtlich 20. Dezember in winterlichen Erinnerungen schwelgen. Sie können aber auch selbst dazu beitragen: Wer eine schöne Winter-Geschichte oder eine alte Fotografie besitzt, die in die Ausstellung passen könnte, darf gerne Kontakt aufnehmen mit Stefan Andritschke, Telefon 09531/944880, oder im Heimatmuseum vorbeikommen. "Wenn Sie mit uns Ihre Winter-Erlebnisse teilen wollen, haben wir in der Ausstellung eine Pinnwand bereitgestellt, an der Fotos und Erzählungen Platz finden", verspricht Stefan Andritschke. Das Heimatmuseum hat immer sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die Ausstellung wird auch auf Facebook und Instagram mit einer Reihe von Eberner Winterbildern begleitet.


"Was waren das für Winter früher, als man sich nachmittags, wenn die Hausaufgaben erledigt waren, mit den Freundinnen und Freunden, ausgerüstet mit dem Schlitten, am Losberg oder zum Schlittschuhfahren auf der Eiswiese getroffen hat", schmunzelt Stefan Andritschke. Wofür man in Zeiten des Klimawandels heute weit fahren muss, haben er und seine Mitstreiter vom Eberner Bürgerverein nun in die Stadt zurückgeholt: "Winterfreuden von gestern?" zeigt eine Ausstellung, die ab Sonntag, 26. Oktober, im Heimatmuseum zu bewundern ist.

"Wir wollten den Ebernern einfach auch ein bisschen Schnee gönnen", sagt Stefan Andritschke. Ein wenig ist gut: Der "schneereichste und höchste Berg, der jemals im Heimatmuseum Ebern stand", ist alleine schon einen Besuch wert. Gezimmert hat ihn Schreiner Andreas Remshardt, mit viel Fantasie und Geschick: Eine regelrechte Gletscherspalte zieht sich durch den Ausstellungsraum. Bestückt sind die Schneepisten auch: Auf ihnen wird die umfangreiche Sammlung an Schlitten und anderen Wintersportgeräten aus vergangenen Jahrzehnten und gar Jahrhunderten in ein neues Licht gerückt. Winterbekleidung und historischen Fotografien ergänzen die Präsentation. "Zum Glück braucht man aber keine dicken Pullover und Handschuhe, um die Ausstellung zu besuchen", beruhigt Stefan Andritschke lächelnd: "Das Museum ist gut geheizt."

Die Besucherzahl ist begrenzt, zur Kontrolle gibt es, wie bei den Ausstellungen in der Xaver-Mayr-Galerie, pro Gast eine Murmel. Maskenpflicht herrscht ohnehin. Zusätzlich erhält jeder Besucher diesmal auch einen Fragebogen. "Wir wollen einfach einmal wissen, wer das Heimatmuseum besucht, und warum", sagt Stefan Andritschke. Wie das Museum wahrgenommen werde, was sich die Menschen vielleicht anders wünschen würden oder besonders schätzen - all dies könne bei einer zukünftigen Ausrichtung des Heimatmuseums helfen. "Unsere Besucher sind die Besten", stellt Stefan Andritschke gleich schmunzelnd klar, "aber sie könnten gern mehr und öfter kommen".

Oder, wie es Andreas Remshardt formuliert: "Wir strampeln, aber wissen nicht so ganz, ob wir in Magermilch ertrinken oder auf der Sahne oben schwimmen." Prozentual gemessen am Einzugsgebiet kann das Eberner Heimatmuseum nämlich durchaus gut mithalten. Und doch gibt es eben auch Sonntage, in denen die Aufsicht alleine da sitzt.

Besser besucht ist stets die Galerie am Stadtberg, was die Bürgervereins-Verantwortlichen vor allem auf die Sonderausstellungen zurückführen. Die aktuelle Bilderschau von Isabell Heusinger beispielsweise zog bisher durchschnittlich 20 Besucher pro Öffnungstag an - ein sehr gutes Ergebnis, so Stefan Andritschke.

So soll nun auch die winterliche Sonderausstellung im Heimatmuseum ein besonderer Anziehungspunkt werden und nebenbei einen Blick auf die gesamte Sammlung richten, "die wirklich sehr groß ist", wie Andritschke sagt. Die alten Schlitten etwa befinden sich normalerweise ganz oben bei der Landwirtschaft, wo sie vielleicht manchmal übersehen werden. Dabei seien sie so schön, "richtige kleine Kunstwerke".

Ergänzt werden sie durch Leihgaben aus der Bevölkerung, die einem Aufruf im VG-Mitteilungsblatt bereits eifrig gefolgt ist. Auch dies bereichere jede Ausstellung: "Besonders die Dinge, die von den meisten gar nicht als besonders ausstellungswürdig gesehen werden", sagt Andreas Remshardt. Wie beispielsweise eine geflickte Skiunterwäsche. Oder jene abgebrochene Skispitze, die auf einen mehr oder weniger erfolgreichen Skikurs aus dem Jahr 1971 verweist. Vielleicht fallen dem ein oder anderen Besucher bei seinem winterlichen Spaziergang durch die Eberner Gletscherspalte ja noch mehr Dinge vom heimischen Dachboden ein, die an die "Winterfreuden von gestern" erinnern.

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