Ebern Doch kein Architektenwettbewerb

Wie der neue Bau der Landesbaudirektion aussehen wird, steht noch lange nicht fest. Klar ist nur: Der Gasthof Post wird abgerissen. Bei der Gestaltung des Nachfolgebaus will die Stadt ein Wörtchen mitreden. Foto: Kaufmann

Staatliches Bauamt und Landesbaudirektion wollen für den Behörden-Neubau in Ebern keinen Wettbewerb ausschreiben. Am alternativen Verfahren soll die Stadt aber dennoch mitwirken dürfen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ebern - Wie wird der Neubau der Landesbaudirektion einmal aussehen? Noch ist alles offen, doch eins steht nun fest: Einen Architektenwettbewerb für die Planung des Gebäudes, das an Stelle des Gasthofs Post an der Ecke Bahnhofstraße/Coburger Straße entstehen soll, wird es nicht geben. Das teilte Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann bei der Sitzung des Bauausschusses am Mittwochabend mit.

Schwalben unterm Dach

Im Rahmen der Behördenbeteiligung am Verfahren monierte das Landratsamt Haßberge/untere Naturschutzbehörde, "Belange des Artenschutzes" würden in der Begründung zum Bebauungsplan bislang "nur unzureichend behandelt". Eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung sei wegen des vollständigen Abrisses der Gebäude - neben dem Gasthof Post sind dies auch früheres Kino/Delta-Markt, einstige Reinigung und Tabakladen - angezeigt. Insbesondere wegen etlicher Schwalbennester, die unter dem Dach des Gasthofes ihr Zuhause gefunden haben: Hier habe mittlerweile aber das staatliche Bauamt Schweinfurt selbst eine entsprechende artenschutzrechtliche Prüfung durch Biologen veranlasst, so die Stadt Ebern. Weitere Schritte, wie ein möglicher Neubau eines Schwalbenhauses an geeignetem Standort im Umfeld würden somit in Abstimmung mit der höheren Naturschutzbehörde erfolgen. tnk


Mit dem Wettbewerb hatte die Stadt Ebern Einfluss nehmen wollen auf die Gestaltung des Neubaus, der in den Händen des Freistaates Bayern liegt. "Den Wettbewerb will man von den Ministerien nicht, man möchte schnell mit dem Bau loslegen", erklärte Bürgermeister Hennemann. Stattdessen soll nun eine durch einen Architekten erstellte Leistungsbeschreibung die Eckpunkte des künftigen Behördenbaus festlegen. Jener Architekt wird zunächst mit einer europaweiten Ausschreibung gesucht; bei der Auswahl sei dann auch die Stadt Ebern beteiligt, versichert der Bürgermeister. Dessen Vorentwürfe sollen dann dem Stadtrat vorgestellt werden: Auch hier habe das Gremium Mitsprachemöglichkeit, was beispielsweise die Fassadengestaltung oder ähnliches betreffe, so Hennemann. Auf Basis des favorisierten Vorentwurfs soll es dann zur Ausschreibung mit einer konkreten Leistungsbeschreibung kommen. "Ich denke, das ist sogar besser, als wenn nach einem Wettbewerb ein einzelner Entwurf das Rennen macht", konnte sich der Bürgermeister gar mit der neuen Variante anfreunden. Und: "Wir können dabei als Stadt gut mitreden."

Noch steht am Kreisel das alte Gasthaus Post, dessen für den Neubau notwendiger Abriss bereits seit Monaten für Diskussionen in der Stadt sorgt. Für einen Neubau an exponierter Stelle befürchten kritische Stimmen einen "modernen Klotz", ähnlich dem neuen Haßfurter Amtsgericht, wie es hieß. Trotz größtmöglicher Gestaltungsfreiheit wollte die Stadt Ebern dem vorbeugen, indem sie in der im Mai verabschiedeten 5. Änderung des Bebauungsplanes Westlich der Bahnhofstraße Passagen einfügte, die eine Orientierung von Fassaden und Dachgestaltung "an die Umgebungsbebauung" fordert, um, so wörtlich, "den Charakter im Stadtbild weitestgehend zu erhalten". Ein Satz, der nun auf Einwand des Staatlichen Bauamts Schweinfurt gestrichen wird. Dessen Begründung: Im betreffenden Bereich herrsche "kein homogenes Stadtbild" vor, an dem sich orientieren ließe. "Der städtebauliche Umgriff ist geprägt durch eine heterogene Sammlung unterschiedlicher gebäudlicher Entstehungzeiten in guter und weniger guter baulich umgesetzter Qualität", heißt es. Nicht weiter schlimm, urteilen Stadtverwaltung und der einstimmig zustimmende Bauausschuss, da Dachform und -gestaltung bereits im bestehende rechtskräftigen Bebauungsplan freigestellt seien; für die Bauausführung hofft man dann durch Beteiligung bei Architekten- sowie Entwurfsauswahl und entsprechende Vorgaben in der Leistungsbeschreibung Einfluss zu haben.

Möglichkeit zur Einflussnahme hatte auch die Öffentlichkeit durch die öffentliche Auslegung, die vom 6. Juni bis 10. Juli stattgefunden hatte. Entgegen der regen Diskussion in sozialen Netzwerken fand im öffentlichen Verfahren nur eine einzige Bürger-Stellungnahme Eingang. Ein Anwohner fordert darin genauere Gestaltungsvorgaben, wie sie im unmittelbar angrenzenden Bereich durch die Altstadtsatzung detailreich gegeben sind. Man habe sich aber bewusst dazu entschieden, "nicht in allen Belangen regulativ zu planen", wie es in der Stellungnahme der Stadt dazu heißt, "sondern der Vielfalt der nachhaltigen baulichen Möglichkeit neuen Gestaltungsraum zu verleihen und außerdem der architektonischen Vielfalt Gehör zu verschaffen", wie es auch die beteiligten Fachbehörden wünschen würden.

Es werde mit Sicherheit ein Bau, "der ins Stadtbild passt", ist Bürgermeister Hennemann überzeugt: "Das will auch die Landesbaudirektion." Angesichts der Verfahrensweise rechnet das Stadtoberhaupt aber mit einem Beginn der Abriss- und Baumaßnahmen nicht vor 2023. In Abstimmung befinde man sich derzeit noch über Parkplätze auf städtischen Flächen. Rund 100 Mitarbeiter sollen künftig in der Behörde einen Arbeitsplatz haben.

Autor

Bilder